Calendar Girl
stört mich nicht, wenn er sich einen runterholt. Ich dusche den Seifenschaum ab, greife nach dem großen Handtuch und will mich abtrocknen, aber er ist mit einem langen Schritt bei mir und nimmt mir das Tuch ab. Er beginnt mich langsam, zärtlich, zu frottieren. Ich lasse ihn gewähren. Es ist ein schönes Gefühl. »He, du warst doch gerade mit dir beschäftigt«, sage ich.
Er hört nicht auf. Seine Hände, durch das Badetuch warm und fest zu spüren, reiben über meinen Rücken, dann über meinen Bauch. Ich lehne mich gegen ihn, genieße wie eine Katze, leise schnurrend. Seine Erektion drückt gegen meine Hüfte.
»Ich verwahre mir das Vergnügen für später«, erwidert er. »Wenn es dich nicht stört.«
Warum sollte es mich stören? Ich drehe mich in seinem Griff. Er sieht meinen Rücken und zieht die Lippe zwischen die Zähne. Seine Finger berühren die Stellen auf meiner Schulter, an meiner Seite. »Du magst es auch ein bisschen härter, hm?«, sagt er nachdenklich. »Das hätte ich nicht gedacht.«
Ich mache unwillkürlich einen Schritt zurück und ziehe ihm das Badetuch aus den Händen. »Nein«, sage ich schroff. »Nein, ganz und gar nicht. Danke für die Dusche, ich möchte mich jetzt anziehen.« Und zwar allein, ohne Publikum. Ich sage es nicht, aber er versteht meinen Tonfall, meinen Gesichtsausdruck auch so. Er ist verblüfft, aber er nickt und verlässt das Bad.
Ich zittere. Meine Knie geben unter mir nach, ich lehne mich gegen die feucht beschlagenen Kacheln und lasse mich in die Hocke sinken. Fuck. Fuck. Fuck! Wieso heute? Wieso kommt mir alles wieder hoch? Ich hatte es gut weggesteckt, sehr gut sogar. Ich habe die Therapie beendet, ich habe ein neues Leben angefangen, meine Narben stammen von einem Unfall, den ich als Kind hatte, alles ist gut. Wieso überrollt mich gerade jetzt meine Vergangenheit wie ein ungebremster D-Zug? Wieso konnte ich Philipp nicht sagen: »Die Narben sind von einem Unfall«, wie ich es sonst auch mache?
Er klopft sacht gegen die Tür. »Alles in Ordnung, Caro?« Seine Stimme holt mich aus meinen rotierenden Gedanken. Ich stemme mich hoch, drehe den Wasserhahn auf und schaufele mir kaltes Wasser ins Gesicht. »Alles okay«, rufe ich und ziehe mich schnell an. Gut, dass ich beim letzten Mal Kleider zum Wechseln hiergelassen habe, es wäre unangenehm gewesen, wieder in die verschwitzten Laufklamotten zu steigen.
Philipp kniet vor der Hantelbank und schraubt an einer Halterung herum. Er sieht hoch und mustert mich. Als ich ihn anlächle, verschwindet die Anspannung aus seiner Miene, er nickt und steht auf. »Ich wollte dir nicht zu nahe treten«, sagt er. »Ich habe nur die Narben gesehen, und sie sehen aus wie ...« Er sucht nach Worten, die mich nicht verletzen sollen.
»Ich hatte einen Unfall, als Kind«, sage ich hastig.
»Schade«, sagt er. Runzelt die Stirn und lächelt ein wenig verlegen. »Entschuldige, das hat sich jetzt blöd angehört. Ich dachte nur, wir könnten beim nächsten Mal ein bisschen Pfeffer in unser Trainingsprogramm bringen.«
Ich ahne, was er mit »Pfeffer« und »Training« meint, und schüttele den Kopf. »Nein, lieber nicht. Ich vertrage es nicht so scharf gewürzt.«
»Auch gut«, erwidert er, sichtlich enttäuscht. »Findest du allein raus? Ich möchte noch etwas Überdruck abbauen.«
Wir grinsen uns an und ich mache, dass ich nach Hause komme.
18
An der Ecke wartet Yoshi auf mich. Ich sehe ihn schon von weitem und ehe ich überlegen kann, wie ich ihm aus dem Weg gehe, hat er mich schon gesehen und kommt auf mich zu. Heute trägt er lässige Kleidung, eine helle Leinenhose, ein mintgrünes Hemd, Stoffschuhe. Das sähe an jedem anderen schrecklich aus, aber Yoshi könnte wahrscheinlich auch im Hippie-Look herumlaufen und wäre immer noch cool.
»Caro«, sagt er und küsst mich auf beide Wangen. Dabei streift er meine Lippen und seine Hand berührt wie zufällig meinen Hintern. Es gibt diesen kleinen elektrischen Schlag, wie immer.
Er streicht mir sacht mit dem Handrücken über die Wange. »Es funkt immer noch zwischen uns, merkst du es?«
Ich muss an mich halten, um ihn nicht zu küssen. Sein Blick wird siegessicher, und das bewahrt mich vor einem schlimmen Fehler. Ich weiche zurück, seinen Händen aus, und sage kühl: »Hallo Yoshi. Lauerst du mir auf?«
Die Siegesgewissheit weicht einem gekränkten Schmollen. »Na hör mal«, sagt er. »Ich habe hier auf dich gewartet, aber das hat doch nichts mit ›Auflauern‹ zu
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