Calendar Girl
Hüften«, sagt er. Ich hole zitternd Luft.
»Nun mach schon.«
Ich tue, was er sagt. Mit zwei groben Griffen hat er mir die zerschnittene Hose von den Hüften gerissen und bis zu den Knöcheln geschoben. Noch zwei schnelle Schnitte mit dem Skalpell, die Fetzen der Hose verschwinden aus meinem Gesichtsfeld.
Ich liege nur mit einem Slip bekleidet auf dem kalten Boden. Ich trage keinen BH, weil ich das Gefühl nicht mag, das er auf der Haut macht. Ich habe keine große Oberweite, es stört mich also noch nicht mal beim Laufen.
Er legt seine Hand auf meine linke Brust. Ich schnappe nach Luft, beginne zu hecheln. Die Angst schüttelt mich wie ein Fieberanfall. Seine Finger pressen meine Brust zusammen, quetschen die Brustwarze. Es tut weh. Ich schreie. Er legt mir die andere Hand über Mund und Nase, dass ich wieder kaum Luft bekomme.
»Sei ruhig«, flüstert er. »Du kennst das doch. Warum stellst du dich so an?«
Ich liege starr. Ich kenne das doch. Ich kenne es, seit fast zwei Jahren. Immer wieder, immer wieder. Er wartet an der Brücke auf mich, hockt auf einem Poller, raucht eine Zigarette. Wenn er mich kommen sieht, steht er auf und wirft die Zigarette weg. Ich werde langsamer, bleibe vor ihm stehen. Senke den Kopf.
Er geht mit mir zu seinem Auto und ich setze mich neben ihn auf den Beifahrersitz. Warum? Warum gehe ich mit ihm? Ich weiß, was auf mich wartet. Warum laufe ich nicht weg? Warum ziehe ich meine Laufschuhe an, mache meine gewohnte Runde, wo ich doch weiß, dass er dort auf mich wartet - nicht jeden Tag. Aber zweimal, manchmal dreimal in der Woche. Warum erzähle ich Babbo nichts? Warum sage ich Ma nicht, was er mit mir macht? Jason. Dannys bester Freund.
Ich kenne das doch ... aber heute ist es anders. Heute benutzt er ein Messer.
Der Wecker reißt mich aus dem Schlaf. Ich erwache, schweißgebadet, mein Herz schlägt wie ein Presslufthammer gegen meine Brust. Ich habe geträumt. Diese Träume hatte ich vergessen, aber seit ich weiß, dass er wieder draußen ist, vor ungefähr einem Jahr, haben sie wieder angefangen.
Ich setze mich auf, reibe mir über die Augen, streiche das Haar aus dem Gesicht. Mein Atem, mein Puls beruhigen sich.
Als ich bei Philipp ankomme, sind die Schatten verschwunden. Es ist ein schöner, warmer Morgen. Ich freue mich aufs Laufen.
Wir traben die selbe Strecke entlang, kehren am selben Punkt um und laufen wieder zurück. Wir unterhalten uns über alles Mögliche, ganz und gar ohne Untertöne. Es ist, als wäre das Intermezzo unter seiner Dusche nie passiert.
Er erzählt mir von seinem Job und ich höre ihm interessiert zu. Werbefuzzis sind eigentlich so gar nicht meine Kragenweite, aber er ist ziemlich normal und ganz und gar nicht überdreht. Wahrscheinlich kokst er noch nicht mal. Ich grinse und sage das laut und er lacht. »Nein, nein. Ich brauche keine künstlichen Drogen, hab alles hier drin, was man braucht, um high zu werden.« Er klopft sich gegen die Schläfe und blinzelt.
Ganz meine Meinung. Ich grinse und stachele ihn zu einem schnellen Schlussspurt an.
Vor seiner Tür zögert er. Sieht mich an und hebt vielsagend eine Braue. »Du siehst aus, als könntest du heute eine Dusche brauchen.«
Ich könnte eine Dusche brauchen, denn es ist warm und ich habe geschwitzt. Aber ich habe keine Zeit für ... na ja. Das sage ich und er lächelt. »Einfach nur eine Dusche, Caro. Ohne Hintergedanken. Ich lasse dich nicht nassgeschwitzt nach Hause laufen.« Er öffnet mir die Tür und ich gehe ins Haus.
Er folgt mir durch den Trainingsraum. »Stört es dich, wenn ich dir zusehe?«, fragt er höflich.
Ich zucke die Achseln. »Von mir aus - es ist dein Badezimmer.«
Er nickt und lehnt sich gegen die Wand. »Morgen hast du wieder etwas mehr Zeit, oder?«
Ich ziehe meine Trainingssachen aus. Das T-Shirt, in der Mitte aufgeschnitten. Die Hose, Fetzen, die mir um die Knöchel hängen .
Ich verdränge die ungebetenen Bilder und stelle das Wasser an. Heiß. Dampfend heiß. Der wunderbar duftende, weiche Duschschaum, der auf meiner Haut schmilzt wie Sahne. Ich hebe das Gesicht in den heißen Wasserstrahl und lasse mir die Traumbilder und Erinnerungsfetzen aus dem Kopf spülen.
Sein Blick ist mir die ganze Zeit bewusst, wie ein Laserpointer. Ich blinzele durch das Wasser, das in meinen Wimpern hängt. Er lehnt immer noch dort an der Wand, sieht mir zu, wie ich dusche. Seine Hand liegt auf der Schwellung seines Gliedes, deutlich zu erkennen in der dünnen Jogginghose.
Es
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