Calendar Girl
tun.«
»Sondern?« Ich werde schon wieder wütend. Diese Wirkung hat er regelmäßig auf mich. Yoshi hält sich für das Geschenk Gottes an den weiblichen Teil der Menschheit, und nichts und niemand wird ihn davon überzeugen können, dass vielleicht nicht alle seine Meinung teilen. Das hat mich während unserer Beziehung, so kurz sie auch war, schon schrecklich aufgeregt und tut es immer noch.
»Ich kann hier nicht stehen und quatschen«, sage ich. »Ich habe einen Termin.« Mit diesen Worten gehe ich an ihm vorbei. Er dreht sich um und schließt zu mir auf.
»Ich komme mit«, sagt er.
»Hast du keinen Job?«, fauche ich und befreie meinen Arm aus seinem Griff. »Hau ab, Yoshi. Du willst mich doch nicht stalken, oder?«
»Mach ich nicht«, sagt er. »Ich bringe dich zu deinem Termin und warte, bis du fertig bist. Dann trinken wir einen Kaffee zusammen, okay?« Seine Wimpern, lang und dicht und schwarz, senken sich über seine Augen. Er wirft mir einen dieser verhangenen, schmachtenden Blicke zu, auf die ich immer schrecklich abgefahren bin. Heute macht es mich nur noch wütender. Ich bleibe stehen und fauche ihn an: »Was bildest du dir ein, Yamato? Denkst du, ich habe darauf gewartet, dass du wieder ankommst? Lass mich in Frieden!«
Er ist wirklich gekränkt, das sehe ich daran, dass er weder schmollt noch sonst eine seiner Shows abzieht. Er macht einen Schritt zurück, hebt die Hände und sagt: »Okay, okay. Tut mir leid. Ich hab da wohl was missverstanden.« Damit dreht er sich um und geht zurück. Ich starre ihm hinterher. Was, zum Teufel, war denn da misszuverstehen? Dieser Spinner.
19
Er wischte sich den Schweiß vom Gesicht und legte eine weitere Scheibe auf. Noch einen Satz, dann duschen, dann etwas essen.
Seine Gedanken kreisten unablässig um die kleine Trainerin. Um Caro. Sie machte ihn so scharf, dass er es selbst kaum glauben konnte. Vorhin, in der Dusche, hatte er alle Selbstbeherrschung aufbringen müssen, die er nur mobilisieren konnte, um nicht regelrecht über sie herzufallen. Das war ein erschreckender Gedanke. Er hatte sich normalerweise immer im Griff.
Er stemmte die Gewichte und ließ dabei alle Gedanken los. Mit einem Stöhnen senkte er die Stange wieder auf ihre Halterung und atmete durch.
Bilder schossen durch seinen Kopf. Ihr Rücken und ihre Flanken waren von feinen Narben gestriemt, die er heute erst bewusst wahrgenommen hatte. Sie sahen aus wie Schnitte von einem sehr scharfen Messer oder einer Rasierklinge, aber einige der gröberen stammten von Peitschen, da war er sich sicher. Er kannte das Muster. Sie hatte ihn angelogen, als sie das von dem Unfall erzählte. Ihr Blick hatte geflackert, sie hatte sich kurz und nervös über die Lippen geleckt.
Noch einen Satz. Die Gedanken aus dem Kopf arbeiten.
Als er aufhörte, war er in Schweiß gebadet und seine Muskeln zitterten vor Anstrengung. Das heiße Wasser war eine Wohltat. Er seifte sich ein und mit der Seife kam die Erinnerung an die Dusche mit Caro und mit der Erinnerung kehrte auch die Erregung zurück. Heute musste er erst gegen Nachmittag zu einem Meeting in die Agentur, es war schade, dass Caro keine Zeit gehabt hatte.
Auf seinem Schreibtisch warteten die Bilder des Fotografen, die Jay gerade gebracht hatte. Tom, sein Art Director, hatte schon eine Vorauswahl getroffen, die er nur noch absegnen musste. Philipp trocknete sich die Haare, während er die Auswahl über seinen Monitor laufen ließ. Ausgezeichnete Fotos. Erotisch, scharf, aber nicht obszön, nicht geschmacklos. Für diesen Kalender würden sie wieder Preise einsammeln.
Er jagte einen Kaffee durch die Maschine, warf das Handtuch über die Stuhllehne und setzte sich, um die Fotos in Ruhe durchzuklicken. Es war noch nicht die komplette Auswahl, hatte Tom dazu vermerkt. Eins der Modelle war ausgefallen und der Fotograf musste noch Ersatz besorgen.
Philipp trank seinen Kaffee und blätterte die Notizen zu den Fotos durch. Die Agenturverträge der Modelle, die Rechnungsanschrift des Fotografen, einige der Arbeiten, die er schon für die Agentur geliefert hatte. Guter Mann.
Sein Blick blieb an der Adresse hängen. Er runzelte die Stirn. Die Anschrift kam ihm bekannt vor. Wo hatte er sie vor kurzem gesehen?
Sein Gedächtnis weigerte sich, die Information zu liefern. Philipp zuckte die Achseln und rief sein Zeitungsabonnement ab, während er den Hörer der Hausanlage abnahm. »Jay? Annelie kann mir das Frühstück bringen. Und du musst mir ein paar Besorgungen
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