Calendar Girl
machen, die Liste liegt im Flur auf dem Tisch. Ja, nimm den Mercedes. Danke.«
20
Ich bin spät dran, aber Fo hantiert noch in der Küche herum, also rufe ich nur »Guten Morgen« und gehe mich umziehen. Ich muss ja sowieso gleich wieder aus meinen Klamotten raus, also kann ich genauso gut im Bademantel frühstücken.
Fo brät Spiegeleier. Ich setze mich an den Küchentisch und überfliege die Zeitung. Nichts Interessantes. Der Kaffee ist schon durch, ich schenke mir einen Becher ein und trinke.
Fo schiebt mir einen Teller mit gebuttertem Brot, Spiegeleiern und geschmolzenen Tomaten hin. Ich werfe ihm einen dankbaren Blick zu und beginne zu essen. Himmel, wieso bin ich so hungrig?
»Hattest du einen schönen Abend?«, fragt er und setzt sich auf seinen Platz. Ich blicke auf und begegne seinem Blick. Er sieht mich an, als hätte ich ihn getreten. Ich lege meine Gabel beiseite und greife nach dem Salz. »Fo«, sage ich ungeduldig, »mach nicht so ein Gesicht. Ja, ich hatte einen schönen Abend. Du hoffentlich auch?!«
Er nickt knapp und widmet sich seinem Essen. Ich betrachte ihn, kühl, distanziert, wie man einen Fremden ansieht. Was verbindet mich eigentlich mit ihm? Wir lachen über die gleichen Dinge. Wir mögen alte Filme und Jazz, italienisches Essen und Krimis. Wir haben einen tollen gemeinsamen Urlaub hinter uns, sind Motorrad gefahren und getaucht. Wir ...
Er sieht auf und ertappt mich, wie ich ihn anstarre. »Was ist?«, fragt er nicht besonders freundlich.
»Ich frage mich, wieso wir eigentlich befreundet sind«, antworte ich.
Er zieht die Brauen zusammen. »Was für eine bescheuerte Frage«, sagt er.
Ich grinse und gebe ihm recht. »Ist nicht mein Tag heute«, sage ich zur Entschuldigung. »Ich habe schlecht geschlafen.«
Seine Miene wird weich. Er streckt die Hand aus und legt sie auf meine. »Bedrückt dich etwas?«
Ich schüttele den Kopf und ziehe meine Hand weg. »Alles okay. Wollen wir loslegen?«
Im Atelier ist schon alles aufgebaut für das Shooting. Fo hat an dem Andreaskreuz herumgebastelt, neben ihm liegt eine Bohrmaschine und ein Kasten mit Dübeln, Schrauben, Haken.
»Was soll ich anziehen?«, frage ich.
Fokko stellt ein Tablett mit belegten Broten und zwei Thermoskannen auf den Tisch und wirft mir einen schiefen Blick zu. »Ausziehen würde mir heute reichen.«
Ich schnappe nach Luft. Damit habe ich nicht gerechnet und im ersten Moment möchte ich flüchten. Aber dann schimpfe ich mich ein albernes Huhn, das Latexröckchen, das ich gestern anhatte, war ja fast schlimmer als gar nichts. Ich nicke also ein bisschen verkniffen und drehe mich um, bevor ich den Bademantel ausziehe.
Fokko stellt die Scheinwerfer ein und mustert mich mit seinem Fotografenblick. Ich bekämpfe den Impuls, meine Blößen mit den Händen zu bedecken.
Er kommt auf mich zu, fährt mit den Händen in meine Haare und bauscht sie auf. Dann sieht er mich an. Seine Nähe macht mich verlegen. Ich räuspere mich und trete einen halben Schritt zurück.
Er lächelt schwach. »Ich verbinde dir wieder die Augen, okay? Setz dich schon mal auf die Bank.«
Ich sehe die Lederriemen und Ketten an und hocke mich fröstelnd hin. Vielleicht habe ich deswegen so böse geträumt.
Fokko befestigt die Ledermanschetten an meinen Armen, dann fesselt er mich an das Kreuz. Er kniet sich vor mich, bittet mich, meine Füße zu heben und lässt gepolsterte Klammern um meine Fußgelenke einrasten »Ich hab was gebastelt«, sagt er. »Probier es mal aus.« Er zeigt mir einen Hebel, gegen den ich mit der Ferse treten muss. Ich mache es, und die Klammern geben meine Füße frei.
»Für die Hände muss ich mir wohl noch was anderes einfallen lassen«, sagt er und runzelt die Stirn. »Der Auslöser scheint zu haken.« Er zupft an einer Kette, die hinter dem Kreuz verläuft.
»Ist gut«, sage ich. Es erleichtert mich, dass ich wenigstens meine Beine frei bekomme, wenn es zu heftig wird.
Und es wird heftig. Fo erspart mir nichts. Irgendwann hänge ich an dieser Vorrichtung von der Studiodecke, klammere mich an der Lederschlaufe fest, in der ich ruhe, bemühe mich um eine möglichst elegante Pose und stöhne leise vor mich hin. Fo lässt sich von meinem Gejammer nicht beeindrucken. Er schießt seine Fotos, wandert um mich herum, ändert das Licht und gibt Kommandos: »Lass dich nicht so hängen, Herrgott, Caro, du bist doch Sportlerin!«
»Pause«, ächze ich, als der zweite oder dritte Krampf mich packt. »Ich kann nicht mehr, Fo. Hab
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