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Calendar Girl

Titel: Calendar Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Hille
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Scheiße«, sage ich und spucke ihn an. Natürlich treffe ich ihn nicht, aber ich lenke ihn immerhin von Fokko ab. Er macht wieder zwei Schritte auf mich zu und gibt mir eine Ohrfeige, der ich nicht ausweichen kann. Mein schmerzender Kopf dröhnt wie eine Glocke und ich muss tief atmen, um mich nicht zu übergeben.
    »Das war nicht nett«, sagt er. »G-gar nicht nett.«
    Ich sehe die Bewegung hinter ihm und sage hastig: »Mach mich los und ich helfe dir abzuhauen. Ich hab Geld, das gebe ich dir. Verschwinde von hier. Ich werde der Polizei nicht sagen, dass du ...«
    Er lacht. Er legt den Kopf zurück und lacht wie ein kleiner Junge. »Schätzchen«, sagt er und wischt sich die Tränen ab, »Herzensmädchen, kleine Negerpuppe - ich gehe nirgendwo mehr hin. Ich bin schon tot, ich laufe nur noch herum, weil mein Körper es noch nicht so richtig begriffen hat.« Jetzt ist das Lachen aus seinem Gesicht verschwunden, er sieht hart und böse aus. »Aber du gehst mit«, sagt er leise und wieder ist das Messer da, streicht mit der flachen Seite über meinen Bauch, über meine Brust und legt sich an meine Kehle. »Du gehst mir voraus, einen kleinen Schritt.« Die Schneide ritzt die Haut an meinem Hals. Ich spüre das Blut, das auf mein Schlüsselbein tropft. Kein Schmerz. Ich erinnere mich. Es hat irgendwann einfach nicht mehr wehgetan. Nicht, wenn er mich peitschte, nicht, wenn er mich geschnitten hat. Einfach gar nicht mehr. Ich atme zitternd ein und lächle ihn an.
    Er erwidert verblüfft meinen Blick. »Gut«, sagt er ein wenig verwirrt. »Gut. Dann kümmere ich mich jetzt um deinen Liebhaber. Die anderen beiden habe ich ja schon erledigt ...«
    Ich sehe, dass Fo inzwischen auf Händen und Knien kauert und den Kopf schüttelt wie ein angezählter Boxer. Zeit, ich brauche Zeit, ich muss ihn ablenken!
    »Yoshi lebt«, sage ich zuckersüß. »Du hast anscheinend gepfuscht, Jason.«
    Seine Lider zucken. »Du lügst.«
    »Nein, ich sage die Wahrheit. Du bist ein Pfuscher.«
    Er schlägt mich wieder. Sachlich, ohne jede Wut. »Halt deinen süßen Mund«, sagt er. »Kleine Mädchen soll man sehen, n-nicht hören.« Ich lecke mir das Blut von der aufgeplatzten Lippe.
    Jetzt hat er offensichtlich genug von mir, er will sich umdrehen, um zu Fokko zu gehen, aber Fo steht schon schwankend vor ihm, seine linke Schläfe ist blau und ein Auge fast zugeschwollen und er scheint nicht ganz da zu sein. Ohne das japanische Messer in Jasons Hand zu beachten, hebt er die Hände und legt sie um die Kehle des Trolls.
    »Fo, nein, er hat ein Messer!«, schreie ich. Ich zappele wie ein Fisch an der Angel, dabei schlage ich mit der Ferse gegen den Fußschalter, den ich total vergessen hatte, und mit einem Ruck hängen meine Beine frei in der Luft. Das kugelt mir fast die Arme aus dem Schultergelenk, aber ich achte nicht auf den Schmerz. Ich schreie wieder und trete aus wie ein Maultier, treffe mein Ziel immerhin so, dass Jason nach vorne taumelt und gemeinsam mit Fo zu Boden geht. Hektisch fummele ich nach der Zugkette für den zweiten Hebel, dem für die Handgelenke. Der hat noch nie funktioniert und ich bete zu allen Göttern, zuständig oder nicht, dass er es heute tut. Nur dieses Mal, bitte, nur ein einziges Mal!
    Die beiden Männer rollen auf dem Boden übereinander, geben stöhnende und keuchende, schnaufende und grollende Geräusche von sich. Einer von beiden stößt einen lauten Schmerzensschrei aus, der in ein tiefes Stöhnen übergeht. Ich reiße an dem Auslöser herum und meine Gebete werden erhört, die Zugkette reißt, die Fesseln schnappen auf und ich stürze wie ein nasser Sack zu Boden. Ganz kurz verliere ich die Orientierung, meine Hände fahren ziellos über den Boden, greifen nach der abgerissenen Kette, ich falle mehr als ich gehe, nach vorne auf die beiden Männer zu, die immer noch auf dem Boden hin- und herrollen. Es ist schwer, so lange sie in Bewegung sind und ich habe inzwischen wirklich Probleme, klar zu sehen. Mit einer Anstrengung, die mich beinahe zerreißt, werfe ich die Kette um einen Nacken, bete, dass es der richtige ist, und ziehe so fest zu wie ich nur kann. Die Verzweiflung gibt mir Kraft. Ich höre ihn gurgeln, er fällt schwer nach hinten aufs Kreuz. Seine Hände fahren durch die Luft, suchen nach etwas, was sie packen und schlagen können, dann gibt er auf, nach mir greifen zu wollen und versucht nur noch, die Finger unter die Kette zu zwängen.
    Ich ziehe mit einer letzten Anstrengung noch einmal fest zu

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