Calendar Girl
sogar die Umkleideecke erkennen, weil die Paravents zur Seite geschoben sind. Ich bin vollkommen allein. Auf dem Tisch neben dem Sofa liegt ein knallrotes Handy. Er hat mein Handy gefunden! Wenn ich das erreichen könnte, um Elli zu alarmieren ...
Ich ziehe an den Fesseln, aber die sitzen bombenfest. Ich habe solche Mühe, mich zu konzentrieren. Meine Gedanken glitschen wie Makkaroni davon, wenn ich sie zu packen versuche. Einen Moment lang hänge ich einfach nur da und schnappe nach Luft. In meinem Kopf dröhnt eine Trommel, mir ist schwindelig und ein bisschen übel. Toll. Gehirnerschütterung. Ich fixiere ein Veranstaltungsplakat an der gegenüberliegenden Wand. »Die Toten Hosen - Unsterblich.« Klar und deutlich zu lesen, keine Doppelbilder. Also ist es halb so schlimm.
Nachdenken, Caro. Nachdenken. Ich muss an das Handy kommen. Dafür muss ich von diesem Kreuz runter ...
Gerumpel an der Treppe alarmiert meine Aufmerksamkeit. Mir läuft der Schweiß über den Rücken, aber trotzdem ist mir kalt. Er kommt, der Böse Troll kommt und will mich fressen!
Ich höre die Kellertür aufknallen, die Klinke donnert so fest gegen die Wand, dass der Putz rieselt. Das macht Fo immer ganz wild, denke ich. Und dann fällt mir ein, dass Fo in der Küche liegt und dass ein Loch im Putz nicht unbedingt das größte unserer Probleme darstellt.
Polternd und keuchend kommt der Troll die Treppe hinunter. Er schleppt Fokko mit sich. Dessen Arme baumeln genauso leblos herunter wie sein Kopf, seine Füße knallen auf die Treppenstufen, als Jason ihn Stück für Stück die Treppe hinunterschleift.
Ich lasse den Kopf hängen, beobachte ihn nur aus dem Augenwinkel und stelle mich tot.
Jason lässt Fokko mitten im Atelier auf den Boden fallen, stützt die Hände auf die Knie und schnauft wie eine alte Dampflok. Er sieht schlimm aus. Das kalkweiße Licht der Leuchtstoffröhren lässt ihn wie eine wandelnde Leiche erscheinen.
Er hört auf, nach Luft zu ringen und richtet sich auf. Fokko liegt da wie tot. Ich halte mich an dem Gedanken aufrecht, dass Jason sich wohl kaum die Mühe gemacht hätte, eine Leiche hier herunterzuschleppen.
Er geht zum Tisch, legt Fokkos großes japanisches Messer neben mein Handy und bleibt eine Weile so stehen, den Blick nachdenklich auf mich gerichtet. Ich atme möglichst gleichmäßig, aber ich kann nicht verhindern, dass ich zittere wie ein Grashalm im Wind.
»Du bist wach«, sagt er. Ich schließe die Augen und weiß, dass das nichts bringen wird. Er hat immer gewusst, wann ich wach war und nur so getan habe, als wäre ich ohnmächtig.
Seine Schritte kommen näher, halten dicht vor mir an. Er berührt meine Wange, streicht mir das Haar aus dem Gesicht. »Du bist noch schöner geworden«, sagt er. Seine Hand wandert über mein Kinn, legt sich um meine Kehle, drückt sacht zu, lässt wieder los und streichelt meine Brüste. Ich halte die Luft an, aber dann berührt etwas kalt und spitz meinen Bauch und ich japse. Ich öffne die Augen, erwidere seinen toten, gelbstichigen Blick. Was drückt er da in meine Haut? Ich schiele nach unten, sehe das riesige Messer, das sich in meine Haut zu bohren beginnt. Meine Angst ist so groß, dass ich noch nicht mal Schmerz verspüre. Ich will schreien, aber er hält mir den Mund zu. »Schau mal«, sagt er so ruhig und vernünftig als säßen wir beide bei einer Tasse Kaffee in der Küche, »wenn du schreist, dann strapazierst du nur meine Nerven und vergeudest deine Energie. Du weißt, dass niemand dich hört. Er ist hinüber, glaube ich«, eine wegwerfende Geste gilt Fokko. »Ich denke, ich werde ihm jetzt sicherheitshalber den Bauch aufschlitzen und die Kehle durchschneiden und ich möchte, dass du dabei zusehen kannst. Er ist doch einer von deinen F-fuck Buddys, oder?«
Wenn ich die Hand frei hätte, könnte ich ihn schlagen. Wenn ich ein Knie frei hätte, könnte ich ihm in die Eier treten. Ich habe aber weder das eine, noch das andere.
Er wendet sich mit einem Grinsen ab, das mir die Knochen schockgefriert. Fokko liegt immer noch wie eben da, aber ich glaube, dass seine Finger sich gerade bewegt haben. »Lass ihn in Ruhe«, krächze ich. »Du willst mich, Jason. Ich hab dich in den Knast gebracht.«
Das stoppt ihn wirklich. Er dreht sich zu mir um und sieht mich so überrascht an, dass sein Gesicht fast komisch wirkt. »Das hast du getan«, sagt er vorwurfsvoll. »Das war nicht nett von dir. Ich habe mich so gut um dich gekümmert.«
»Du mieses Stück
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