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Calendar Girl

Titel: Calendar Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Hille
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vorsichtig, hörst du? Ruf mich gleich mal an. Wir müssen überlegen, was wir mit dir machen.« Sie pausiert kurz, ich höre die Stimme des PHKs im Hintergrund. Dann sagt sie leise: »Die Fahndung nach Fokko Tjarks läuft wieder. Wir schicken einen Wagen, der euer Haus im Blick behält.«
    Ich lasse fast das Handy fallen, mein Herzschlag beschleunigt sich, mein Atem auch. Ich will Ellis Kurzwahl drücken, da höre ich Fokko kommen und stecke das Handy hastig weg.
    »Alles in Ordnung?«, fragt er und sieht mich besorgt an. »Wer hat angerufen?«
    »Eine Kollegin«, lüge ich. »Sie fragt, ob ich morgen ihren Kurs übernehmen kann.« Ich stopfe mit unsicheren Fingern das Handy in die Tasche und zwinge mich zu einem Lächeln. »Ich rufe sie gleich zurück. Was macht das Essen?«
    Er legt den Kopf auf die Seite und zieht die Nase kraus, als könnte er die Lüge riechen. Ich atme tief durch und schimpfe mich eine Vollidiotin. Was hat sich denn groß geändert? Die Polizei weiß nach wie vor nicht, was los ist und sucht hier und da, das heißt aber doch noch lange nicht, dass Fokko irgendwas damit zu schaffen hat.
    »Ich habe Hunger«, sage ich.
    Er entspannt sich und nickt. »Gleich fertig.« Er kehrt zum Herd zurück und ich folge ihm mit weichen Knien, während ich ihn mustere, ohne dass er es bemerkt. Er ist so groß, so verdammt groß. Ich habe es schon fast vergessen, was er für ein Riese ist. Er füllt die Küche beinahe alleine aus, obwohl er lange nicht mehr so breit ist wie noch vor ein paar Wochen. Er hantiert an der Besteckschublade herum, nimmt das große Messer, sucht in den Kräutertöpfen auf dem Fensterbrett nach etwas, was nicht vertrocknet ist und schüttelt dabei den Kopf. »Ach ja«, sagt er, »ich hab ganz vergessen, dir das hier zu geben.«
    Er dreht sich um, das Riesenmesser, mit dem er Kräuter zu hacken pflegt, in der einen Hand und in der anderen einen gelben Briefumschlag. Der Schock dröhnt in meinen Ohren wie ein Wasserfall.
    »Wo… woher hast du den?«, stammele ich und strecke die Hand aus.
    Er blickt auf den Umschlag und sagt: »Lag heute früh auf der Fußmatte. Sorry, ich hab ihn aus Versehen aufgemacht.« Er hält ihn mir hin, eine Spielkarte rutscht heraus und fällt auf den Tisch. Die Herz-Dame. Ich starre sie an wie eine Giftschlange.
    »Heute?«, flüstere ich.
    »Willst du nicht sehen, wer dir geschrieben hat?«, fragt er und ich glaube, einen seltsamen Unterton in seiner Stimme zu hören. Er beugt sich vor, hält mir den zusammengefalteten Bogen hin, den er aus dem Umschlag gezogen hat. Ich nehme ihn mit zitternden Fingern, entfalte ihn und lese: »Liebste, Königin meines Herzens, heute komme ich zu dir!«
    Mit einem Schrei schleudere ich den Brief von mir und springe auf. Der Stuhl knallt auf den Boden.
    »Was hast du denn?«, fragt Fo und macht eine Bewegung mit dem Hackmesser in meine Richtung. Ich schreie, greife blind hinter mich und packe die große Stielkasserole, die auf der Anrichte steht. Fo macht noch einen Schritt auf mich zu, aber ehe er etwas tun oder sagen kann, schmettere ich ihm den schweren Topf gegen die Schläfe. Er lässt mit einem Grunzen das Messer fallen, macht einen taumelnden Schritt auf mich zu. Ich stehe eingeklemmt zwischen ihm und der Anrichte und will ein zweites Mal zuschlagen, da verdrehen sich seine Augen und er fällt schwer gegen mich. Ich schreie wieder, sein Gewicht drückt mich so fest gegen die Kante des Möbels, dass ich durchzubrechen glaube. Endlich habe ich mich unter ihm hervorgezwängt und er fällt wie ein knochenloser, schwerer Sack zu Boden und liegt reglos da.
    Ich steige über ihn hinweg, zitternd, mit Beinen, die mir kaum noch gehorchen wollen, und renne aus der Küche. Ich wühle in meinem Rucksack herum, finde mein Handy nicht, dann fällt mir ein, dass ja wieder ein Einsatzwagen vor unserer Tür stehen muss. Ich reiße die Tür auf und pralle fast gegen einen Mann in einem blauen Overall, auf dem der Aufdruck einer Reinigungsfirma prangt. Ich packe ihn am Arm und erzähle ihm irgendwelches wirres Zeug und deute panisch ins Haus. Er sagt beruhigend: »Alles gut, alles gut. Wir schauen gleich mal nach, was los ist. Nun beruhigen Sie sich mal, junge Frau.« Während er das sagt, greift er nach meiner Schulter, dreht mich zum Haus und schiebt mich hinein. »Wo ist er denn?«, fragt er.
    »In der Wohnung, in der Küche. Ich habe ihn mit einer Kasserolle niedergeschlagen«, berichte ich etwas gefasster. »Er hatte ein

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