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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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verschleppte Töchter zu finden. Das war eher Millers Ressort. Er konnte nicht mit Worten erklären, warum er so sicher war, dass dieses vermisste kleine Mädchen im Brennpunkt all dessen stand, was auf Ganymed geschehen war.
    »Ich glaube, das vermisste kleine Mädchen steht im Brennpunkt all dessen, was auf Ganymed geschehen ist«, erklärte er achselzuckend.
    »Na gut«, antwortete Alex. Er drückte zweimal auf einen Knopf und runzelte die Stirn. »He, wir haben ein rotes Licht. Die Frachtschleuse schließt nicht richtig. Vielleicht habe ich mir bei der Landung einen Schuss eingefangen. Es war ziemlich heiß da oben.«
    »Wir werden uns jetzt nicht damit aufhalten, die Schleuse zu reparieren«, entschied Holden. »Die meiste Zeit herrscht im Frachtraum sowieso Vakuum. Wenn die innere Luke des Frachtraums dicht ist, übergehen wir den Alarm und starten.«
    »Alles klar.« Alex gab die entsprechenden Befehle ein.
    »Eine Minute«, warnte Holden über die Schiffslautsprecher. Dann wandte er sich an Alex. »Ich bin neugierig.«
    »Warum?«
    »Wie hast du es geschafft, durch den Krieg zu gelangen, der da oben stattfindet, und wie willst du uns rausbringen?«
    Alex lachte.
    »Man tut einfach so, als wäre man jederzeit ungefährlicher als die zweitgrößte Bedrohung, die auf der anderen Seite jeweils wahrgenommen wird. Und indem man nicht mehr da ist, wenn sie sich entschließen, einen doch noch aufs Korn zu nehmen.«
    »Du bekommst eine Gehaltserhöhung.« Holden begann mit dem Countdown für die letzten zehn Sekunden. Bei eins hob die Rosinante auf vier Säulen aus überhitztem Dampf von Ganymed ab.
    »Dreh uns so früh wie möglich, damit wir vollen Schub geben können«, befahl Holden. Das Grollen des Starts ließ seine Stimme zittern.
    »So nahe?«
    »Unter uns ist nichts, was irgendwie wichtig wäre«, antwortete Holden. Dabei dachte er an die schwarzen Fäden, die sie in der versteckten Basis entdeckt hatten. »Du kannst das alles zu Schlacke zerschmelzen.«
    »In Ordnung«, bestätigte Alex. Sobald der Bug gerade nach oben zeigte, sagte er: »Jetzt gebe ich ihr die Sporen.«
    Obwohl sein Kreislauf mit dem Saft getränkt war, verlor Holden einen Moment lang das Bewusstsein. Als er zu sich kam, schlingerte die Rosinante heftig von einer zur anderen Seite. Im Cockpit ertönten zahlreiche Warnsignale.
    »Ruhig, Mädchen«, sagte Alex gepresst. »Ruhig, großes Mädchen.«
    »Naomi«, fragte Holden nach einem Blick auf die verwirrend große Anzahl roter Lichter auf dem Gefechtsschirm, mit der sein blutleeres Gehirn nicht viel anfangen konnte. »Wer schießt auf uns?«
    »Alle.« Ihre Stimme klang so benommen, wie er sich fühlte.
    »Genau.« Die Anspannung trieb Alex den leiernden Tonfall aus. »Das war kein Witz.«
    Nach und nach verstand Holden die Feindanzeigen auf den Displays. Alex und Naomi hatten recht. Es sah so aus, als hätte die Hälfte der Schiffe auf dieser Seite Ganymeds, die den inneren Planeten gehörte, mindestens eine Rakete auf sie abgefeuert. Er gab für alle Waffen das Feuer frei und übertrug die Steuerung für die Abwehr im Heckbereich an Amos. »Amos, halte uns den Rücken frei.«
    Alex bemühte sich unterdessen, den anrückenden Raketen auszuweichen, doch im Grunde hatte er das Spiel bereits verloren. Eine Einheit, in der etwas Lebendiges hockte, konnte unmöglich reinem Metall und Silizium entkommen.
    »Wo sind wir …«, sagte Holden und hielt inne, um eine Rakete abzufangen, die in den Feuerbereich der Steuerbordkanonen kam. Die Abwehrkanone spie eine lange Salve aus. Die Rakete war klug genug, scharf abzubiegen und auszuweichen, doch der Kurswechsel hatte ihnen ein paar Sekunden erkauft.
    »Kallisto ist auf dieser Seite von Jupiter.« Kallisto war wie Ganymed ein größerer Mond des Planeten. »Wir fliegen in seinen Schatten.«
    Holden überprüfte die Vektoren der Schiffe, die auf sie gefeuert hatten. Falls eines von ihnen sie verfolgte, konnte Alex’ Manöver ihnen höchstens einige Minuten Luft verschaffen. Anscheinend war dies aber nicht der Fall. Mehr als die Hälfte der zwölf Schiffe, die sie angegriffen hatten, waren mäßig bis schwer beschädigt, und die intakten Einheiten waren eifrig damit beschäftigt, aufeinander zu schießen.
    »Anscheinend waren wir eine Sekunde lang für alle die größte Bedrohung«, sagte Holden. »Aber jetzt wohl nicht mehr.«
    »Tut mir leid, Käpt’n. Ich bin nicht sicher, was da passiert ist.«
    »Ich mach dir keine Vorwürfe«, beruhigte Holden

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