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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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die Wiedergabe erneut an. »Achten Sie darauf, was passiert, wenn wir das Bild vergrößern.«
    Zeig sie mir nicht, wollte Avasarala sagen. Ich will sie nicht sterben sehen.
    Doch das Bild zeigte kein menschliches Wesen, sondern ein Knäuel verschlungener Leitungen. Er ging mit Einzelbildschaltung weiter, bis das Abbild dunstig wurde.
    »Entweicht dort Dampf?«, fragte sie.
    »Was? Nein, nein. Hier, ich vergrößere es noch weiter.«
    Das Bild machte einen Sprung. Die Wolke war nur eine Illusion, denn sie bestand aus einer Vielzahl kleiner Metallteile: Bolzen, Muttern, Klammern, Dichtungsringe. Avasarala blinzelte. Es war gar keine ungeordnete Wolke. Vielmehr verhielten sich die Teile, als stünden sie unter dem Einfluss eines Magneten. Jedes Stück blieb mit denen hinter und vor ihm auf einer Linie.
    »Die Arboghast wurde nicht zerrissen«, erklärte er. »Sie wurde demontiert. Es sieht aus, als hätte es fünfzehn verschiedene Wellen gegeben, die jeweils eine andere Ebene aufgelöst haben. Sie haben das Schiff bis auf die Schrauben zerlegt.«
    Avasarala holte tief Luft, dann noch einmal und ein weiteres Mal, bis sie sich beruhigt hatte und die Furcht und der Schrecken weit genug abgeklungen waren, um in den Hinterkopf geschoben zu werden.
    »Was kann so etwas bewirken?«, sagte sie schließlich. Natürlich war das eine rhetorische Frage, auf die es keine Antwort gab. Keine der Menschheit bekannte Kraft konnte das tun, was sie gerade beobachtet hatte. Er fasste die Frage jedoch anders auf.
    »Studenten im letzten Semester«, behauptete er fröhlich. »Meine Prüfung in Industriedesign sah ganz ähnlich aus. Sie haben uns Maschinen gegeben, die wir zerlegen mussten, um herauszufinden, wozu sie gut waren. Zusatzpunkte gab es, wenn man dabei das Design verbessern konnte.« Gleich darauf sagte er melancholisch: »Natürlich mussten wir sie auch wieder zusammenbauen.«
    Auf dem Bildschirm löste sich die strenge Ordnung der schwebenden Teile auf, und die Bolzen und Träger, die großen Keramikplatten und die kleinen Klammern schwebten chaotisch auseinander, als die Kraft, die sie gehalten hatte, keinen Einfluss mehr ausübte. Vom ersten Moment bis zum Ende hatte es siebzig Sekunden gedauert. Etwas mehr als eine Minute, und es war kein einziger Schuss abgefeuert worden. Es gab nicht einmal etwas, auf das man hätte schießen können.
    »Was ist mit der Crew?«
    »Es hat auch die Anzüge zerlegt. Um die Körper hat es sich nicht gekümmert. Vielleicht hat es sie als logische Einheit aufgefasst, oder es weiß schon alles über die menschliche Anatomie, was es wissen muss.«
    »Wer hat das hier gesehen?«
    Michael-Jon blinzelte, zuckte mit den Achseln, blinzelte noch einmal.
    »Dies hier oder eine Version von dem hier? Wir sind die Einzigen, die über zwei hochauflösende Feeds verfügen, aber was auf der Venus passiert ist, konnte jeder verfolgen, der gerade hingeschaut hat. Es ist ja kein Geheimlabor.«
    Sie schloss die Augen und presste sich die Finger auf den Nasenrücken, als kämpfte sie gegen Kopfschmerzen an, während sie sich bemühte, die Maske an Ort und Stelle zu halten. Es war besser, wenn sie den Eindruck erweckte, Schmerzen zu haben. Es war besser, ungeduldig zu wirken. Die Angst schüttelte sie wie ein Anfall, die Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie biss sich auf die Lippe, bis es vorbei war. Dann rief sie auf ihrem Handterminal die Personensuche auf. Nguyen kam nicht infrage, selbst wenn er in Reichweite war. Nettleford war mit einem Dutzend Schiffen zur Ceres-Station unterwegs, und auch bei ihm war sie nicht völlig sicher. Souther.
    »Können Sie diese Version an Admiral Souther schicken?«
    »O nein. Dies ist nicht für die Veröffentlichung freigegeben.«
    Avasarala sah ihn an, ohne mit einer Wimper zu zucken.
    »Geben Sie es für die Veröffentlichung frei?«
    »Ich gebe es für die Weiterleitung an Admiral Souther frei. Bitte senden Sie es sofort ab.«
    Michael-Jon nickte knapp und tippte mit beiden kleinen Fingern etwas ein. Avasarala schickte unterdessen auf ihrem eigenen Handterminal eine kurze Nachricht an Souther: SEHEN SIE SICH DAS AN, UND RUFEN SIE ZURÜCK. Als sie aufstand, taten ihr die Beine weh.
    »Es war schön, Sie mal wiederzusehen«, meinte Michael-Jon, ohne sie anzublicken. »Wir sollten alle mal wieder zusammen essen.«
    »Ja, unbedingt.« Damit ging sie hinaus.
    Auf der Damentoilette war es kalt. Avasarala stand am Waschbecken und stützte die flachen Hände auf den Granit. Sie war

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