Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
Vom Netzwerk:
diesen Punkt in Zukunft nicht mehr allzu nachdrücklich anzusprechen. Machen Sie sich wieder an die Arbeit.«
    »Ja, Madam.« Bobbie stand auf und ging hinaus. Avasarala blies die Wangen auf und schnaufte. Sie forderte marsianische Marinesoldaten in ihrem eigenen Büro auf, sie zu töten? Höchste Zeit für ein Nickerchen. Ihr Handterminal zirpte. Ein außerplanmäßiger wichtiger Bericht war gerade eingegangen. Das dunkelrote Banner überdeckte ihre normalen Anzeigeoptionen. Sie tippte darauf und machte sich auf neue schlechte Nachrichten von Ganymed gefasst.
    Es ging allerdings um die Venus.
    Sieben Stunden vorher war die Arboghast noch ein Zerstörer der dritten Generation gewesen, dreizehn Jahre zuvor in der Bush-Werft gebaut und später zu einem militärischen Forschungsschiff umgerüstet. Während der letzten acht Monate hatte sie die Venus umkreist. Die meisten Daten der aktiven Scans, auf die Avasarala zurückgegriffen hatte, stammten von diesem Schiff.
    Zwei Überwachungsstationen auf dem Mond mit Breitbandsensoren des Nachrichtendienstes, die zufällig in die richtige Richtung wiesen, hatten das Ereignis verfolgt. Außerdem gab es ein Dutzend weitere optische Beobachtungen von verschiedenen Schiffen. Die Daten stimmten völlig überein.
    »Spielen Sie es noch einmal ab«, verlangte Avasarala.
    Bei ihrer ersten Begegnung vor dreißig Jahren war Michael-Jon de Uturbé noch Servicetechniker gewesen. Inzwischen war er praktisch der Leiter des Wissenschaftsausschusses und mit Avasaralas Zimmergenossin auf der Universität verheiratet. Die Haare waren ihm ausgefallen oder hatten sich weiß verfärbt, die dunkelbraune Haut hing ein wenig schlaffer auf den Knochen, aber das billige Blumenparfüm war immer noch das gleiche.
    Er war stets ein äußerst schüchterner, fast ungeselliger Mann gewesen. Wenn sie die Verbindung halten wollte, durfte sie nicht zu viel von ihm verlangen. Sein kleines, vollgestopftes Büro war weniger als einen halben Kilometer von ihrem eigenen entfernt, und sie hatte ihn im letzten Jahrzehnt genau fünfmal aufgesucht. In allen diesen Fällen war es ihr darauf angekommen, etwas Obskures und Kompliziertes schnell zu verstehen.
    Er tippte zweimal auf das Handterminal, worauf die Bilder auf dem Display noch einmal starteten. Die Arboghast war wieder heil und schwebte in Falschfarben über die Wolkendecke der Venus. Die Zeitanzeige kam, Sekunde um Sekunde, in Bewegung.
    »Führen Sie mich da durch«, sagte sie.
    »Äh, ja. Wir beginnen mit dem Ausbruch. Er ähnelt demjenigen, den wir beobachtet haben, als Ganymed zum Teufel ging.«
    »Ausgezeichnet. Dann haben wir schon zwei Anhaltspunkte.«
    »Dieser hier liegt vor den Kämpfen. Vielleicht eine Stunde vorher oder etwas weniger.«
    Es war während Holdens Schusswechsel passiert. Bevor sie ihn hatte verhaften lassen. Aber wie konnte die Venus auf Holdens Aktivitäten auf Ganymed reagieren? Hatten Bobbies Monster irgendwie an dem Kampf teilgenommen?
    »Dann die Funkabtastung. Genau hier.« Er hielt die Wiedergabe an. »Massive Ausbrüche im Abstand von jeweils drei und sieben Sekunden. Es hat gesucht, aber es wusste, wo es sich umsehen musste. Vermutlich haben all die aktiven Scans seine Aufmerksamkeit erregt.«
    »In Ordnung.«
    Er ließ die Aufzeichnung weiterlaufen. Die Auflösung verbesserte sich ein wenig, und er gab einen erfreuten Laut von sich.
    »Das war interessant«, sagte er, als sei der Rest langweilig. »Eine pulsierende Strahlung. Mit Ausnahme der Anlage auf Luna, die im sichtbaren Spektrum arbeitet, hat sie alle Teleskope gestört. Es hat aber nur eine Zehntelsekunde gedauert. Die Mikrowellen danach waren ziemlich normale aktive Scans mit Sensoren.«
    Das klingt so enttäuscht, hätte Avasarala beinahe gesagt. Die Furcht vor dem, was noch kommen würde, hielt sie zurück. Die Arboghast , auf der sich 572 Menschen befunden hatten, zerstob wie eine Wolke. Die Platten der Hülle flogen in akkurat geordneten Reihen davon. Streben und Decks zerlegten sich. Die Maschinenräume lösten sich vom Rumpf und schwebten weg. Die Besatzung wurde schlagartig dem Vakuum des Weltraums ausgesetzt. In dem Moment, der jetzt gerade ablief, lagen sie alle im Sterben und waren noch nicht tot. Es war, als betrachtete man einen animierten Bauplan – hier die Mannschaftsquartiere, dort der Maschinenraum, hier die Abschirmung des Antriebs und so weiter –, und das machte alles nur noch schlimmer.
    »Jetzt wird es besonders interessant.« Michael-Jon hielt

Weitere Kostenlose Bücher