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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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Fehlschlag, den er verstehen und dadurch in einen Triumph verwandeln konnte. Er bedauerte nur, dass er so lange gebraucht hatte, um zu begreifen, was von Anfang an hätte offensichtlich sein müssen.
    In den vier Tagen nach der Sendung hatte er nicht viel Schlaf gefunden. Er hatte die Kommentare und Nachrichten durchgesehen, die zusammen mit den Spenden eingegangen waren, auf ein paar geantwortet und im ganzen System einigen Menschen, die er nicht kannte, Fragen gestellt. Die guten Wünsche und die Großzügigkeit, die ihn förmlich überfluteten, waren berauschend. Zwei Tage lang hatte er überhaupt nicht geschlafen und sich von der Begeisterung mitreißen lassen, weil er endlich etwas bewirken konnte. Als er dann geschlafen hatte, hatte er von Mei geträumt.
    Als er auf die Antwort stieß, wünschte er sich abermals, er hätte sie schon viel früher gefunden.
    »Da sie so viel Zeit hatten, hätten sie Ihre Kleine überall hinbringen können, Doc«, sagte Amos. »Ich meine, ich will Ihnen ja nicht jegliche Hoffnung nehmen.«
    »Das ist denkbar«, antwortete Prax. »Sie könnten sie an jeden beliebigen Ort bringen, solange sie genug Medikamente haben. Aber nicht sie ist der begrenzende Faktor. Die Frage ist, woher sie kommen.«
    Prax hatte die Sitzung einberufen, ohne eine klare Vorstellung zu haben, wo sie abgehalten werden sollte. Die Crew der Rosinante war klein, aber Amos’ Räume waren trotzdem zu beengt. Er hatte an die Messe des Schiffs gedacht, doch dort waren noch Techniker mit den Reparaturen beschäftigt, und Prax wollte niemanden mithören lassen. Schließlich hatte er die Spenden betrachtet, die seit Holdens Sendung ständig eingingen, und genug Geld abgehoben, um in einem Club der Station ein Hinterzimmer zu mieten.
    Jetzt saßen sie in einem geräumigen privaten Salon. Die großen Wandbildschirme zeigten die riesigen Konstruktionskräne, die sich um Bruchteile von Graden bewegten, während die Rückstoßstrahlen der Manövriertriebwerke aufloderten und dabei Muster erzeugten, die so kompliziert waren wie eine Sprache. Auch das war etwas, das Prax nicht bedacht hatte, ehe sie hier eingetroffen waren. Die Kräne mussten mit Steuerdüsen arbeiten, um nicht die Station zu verlagern, an der sie befestigt waren. Alles war verbunden, jede kleine Bewegung hatte irgendwo eine Konsequenz.
    Eine sanfte, betörende Musik schwebte zwischen den großen Tischen und den mit Gel gefüllten Polsterstühlen, der Sänger hatte eine tiefe, weiche Stimme.
    »Woher sie gekommen sind?«, fragte Alex. »Ich dachte, sie wären von Ganymed gekommen.«
    »Das Labor auf Ganymed verfügte nicht über die Ausstattung, um ernsthaft zu forschen«, erklärte Prax. »Außerdem haben sie es so gedreht, dass auf Ganymed ein Krieg ausbrechen sollte. Es wäre keine gute Idee, dort mittendrin die Hauptarbeit vorzunehmen. Es war nichts weiter als ein Feldlabor.«
    Amos nickte. »Ich versuche, nicht dort zu scheißen, wo ich esse.«
    »Du wohnst auf einem Raumschiff«, wandte Holden ein.
    »Ich scheiße aber nicht in der Messe.«
    »Auch wieder wahr.«
    »Jedenfalls können wir annehmen, dass sie noch eine besser geschützte Basis haben. Diese Basis muss irgendwo im Jupiter-System sein. Nicht sehr weit entfernt.«
    »Da komme ich nicht mit«, gab Holden zu. »Warum muss die Basis in der Nähe sein?«
    »Die Flugzeit. Mei kann jedes Ziel erreichen, wenn der Vorrat an Medikamenten groß genug ist, aber sie ist robuster als … als die Dinger.«
    Holden hob die Hand wie ein Schüler, der eine Frage stellen wollte.
    »Na schön, vielleicht habe ich Sie missverstanden, aber haben Sie gerade behauptet, das Ding, das mein Schiff halb zerfetzt, eine fünfhundert Kilo schwere Palette nach mir geworfen und sich fast bis zum Reaktorkern durchgefressen hat, sei empfindlicher als ein vierjähriges Mädchen ohne Immunsystem?«
    Prax nickte. Entsetzen und Kummer überwältigten ihn beinahe. Sie war nicht mehr vier. Mei hatte im vergangenen Monat Geburtstag gehabt, und er hatte ihn verpasst. Sie war jetzt fünf. Kummer und Entsetzen waren alte Weggefährten. Er schob sie beiseite.
    »Ich muss mich klarer ausdrücken«, begann er. »Meis Körper kämpft nicht gegen ihre Situation an. Genau genommen macht das auch ihre Krankheit aus. In gesunden Körpern passieren viele Dinge, die in ihrem nicht geschehen. Jetzt nehmen Sie eines dieser Wesen wie das auf dem Schiff.«
    »Der Bastard war ziemlich aktiv«, meinte Amos.
    »Nein«, antwortete Prax. »Ja, doch,

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