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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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Suite schafften. Sie benutzten einen großen Möbelkarren und grunzten vor Anstrengung. Selbst bei dem Viertel G auf der Guanshiyin wog Bobbies Rüstung noch mehr als einhundert Kilo.
    »Sind wir sicher, dass dieser Raum nicht überwacht wird?«, fragte Bobbie. »Es wird erheblich besser funktionieren, wenn sie nicht wissen, was ihnen blüht.«
    Cotyar zuckte mit den Achseln. »Es gibt hier keine aktiven Abhörvorrichtungen, die ich entdecken kann.«
    »Na gut.« Bobbie klopfte mit den Knöcheln auf die Glasfaserkiste. »Dann öffnen Sie das Ding.«
    Cotyar tippte etwas auf dem Handterminal ein, worauf die Verschlüsse der Kiste mit lautem Klicken aufsprangen. Bobbie riss den Deckel hoch und beugte sich vor. Drinnen hing ihr Anzug in einem Geflecht elastischer Bänder.
    Cotyar pfiff durch die Zähne. »Ein Goliath III. Ich kann gar nicht glauben, dass Sie den behalten durften.«
    Bobbie hob den Helm heraus und platzierte ihn auf dem Bett, dann nahm sie die anderen Teile aus der Verpackung und legte sie auf dem Boden bereit. »Ihre Techniker haben ihn bekommen, um ein Video zu überprüfen, das im Anzug gespeichert war. Als Avasarala den Anzug aufspürte, hing er in einem Schrank und setzte Staub an. Anscheinend hat sich niemand darum gekümmert, als sie ihn anforderte.«
    Bobbie zog den rechten Arm des Anzugs heraus. Sie rechnete nicht damit, dass die Zweimillimetermunition der eingebauten Kanonen noch vorhanden war. Zu ihrer Überraschung stellte sie dann aber fest, dass jemand die Kanonen komplett entfernt hatte. Natürlich war es sinnvoll, die Waffen auszubauen, bevor man den Anzug einem Haufen Zivilisten übergab, aber sie war trotzdem wütend.
    »Verdammt«, sagte sie. »Es sieht so aus, als würde ich auf niemanden schießen.«
    »Würden die Geschosse überhaupt langsamer, wenn sie durch die Hülle des Schiffs schlagen und die ganze Luft entweichen lassen?«
    »Nein«, gab Bobbie zu, während sie das letzte Einzelteil auf den Boden legte und das notwendige Werkzeug zückte, um alles wieder zusammenzubauen. »Das könnte sogar von Vorteil für mich sein. Die eingebaute Waffe ist stark genug, um andere Leute zu erledigen, die ähnliche Rüstungen tragen. Alles, was meinen Anzug durchdringt, schlägt auch Löcher in das Schiff. Das bedeutet …«
    »Die Wachleute auf diesem Schiff haben keine Waffen, die Ihre Rüstung durchdringen können«, beendete Cotyar den Satz. »Ausgezeichnet. Wie viele meiner Leute wollen Sie mitnehmen?«
    »Keinen«, antwortete Bobbie und baute die frischen Batterien ein, die Avasaralas Techniker für den Anzug mitgeliefert hatten. Erfreut sah sie die schöne grüne Statusmeldung, die ihr zeigte, dass sie voll geladen waren. »Sobald ich unterwegs bin, werden die Gegenmaßnahmen darin bestehen, die Untergeneralsekretärin zu schnappen und als Geisel zu nehmen. Das zu verhindern, ist Ihre Aufgabe.«
    Cotyar lächelte wieder. Völlig humorlos.
    »Wie Sie meinen.«
    Bobbie brauchte knapp drei Stunden, um den Anzug zusammenzubauen und einsatzbereit zu machen. Es hätte nur zwei Stunden dauern dürfen, aber sie verzieh sich die zusätzliche Stunde, weil sie nicht mehr in Übung war. Je näher der Zeitpunkt der Fertigstellung rückte, desto größer wurde der Knoten in ihrem Bauch. Teils war es die Anspannung, die jeder Soldat vor dem Kampf empfand. Die Ausbilder bei den Marinesoldaten hatten ihr gezeigt, wie man sie sinnvoll nutzte. Die Nervosität konnte man dazu einsetzen, alles dreimal zu überprüfen. Denn wenn das Gefecht erst begonnen hatte, war es zu spät.
    Tief im Inneren wusste Bobbie aber, dass der bevorstehende Kampf nicht der einzige Grund war. Sie konnte einfach nicht vergessen, was passiert war, als sie das letzte Mal den Anzug getragen hatte. Das rote Email mit den marsianischen Tarnfarben hatte Narben und Kratzer von der Explosion des Monsters und ihrer rasenden Rutschpartie über das Eis von Ganymed abbekommen. Ein kleines Leck im Knie erinnerte sie an den Gefreiten Hillman. Hilly, ihr Freund. Wenn sie das Visier abwischte, dachte sie an den letzten Wortwechsel mit ihrem Vorgesetzten Leutnant Givens, kurz bevor das Monster ihn in Stücke gerissen hatte.
    Als der Anzug zusammengebaut auf dem Fußboden lag und nur noch darauf wartete, dass sie hineinstieg, lief es ihr kalt den Rücken hinunter. Auf einmal kam ihr das Innere viel zu klein vor. Wie ein Grab.
    »Nein«, sagte sie zu sich selbst.
    »Nein?« Cotyar saß neben ihr auf dem Boden und hielt das Werkzeug bereit, von dem

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