Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
Vom Netzwerk:
dass ihre Sorgen unbegründet waren. Die Luke führte in eine kleine Luftschleuse, die etwa die Größe eines Wandschranks hatte. Kurz danach war die Luft abgepumpt, und sie konnte auf die äußere Hülle des Raumschiffs klettern.
    Die Jacht besaß drei Hüllen. Natürlich. Der Herr des Mao-Kwik-Imperiums vertraute seine kostbare Haut nur dem Sichersten an, was die Menschheit überhaupt bauen konnte. Sogar die Außenhülle der Jacht war aufwendig geschmückt. Die meisten Militärschiffe waren schwarz lackiert, um im Weltraum möglichst wenig aufzufallen. Die meisten zivilen Einheiten waren entweder überhaupt nicht lackiert und daher stahlgrau, oder sie trugen die Farben der Firmen.
    Die Guanshiyin war dagegen mit lebhaften Farben geschmückt, die den Eindruck eines Wandbilds erweckten. Bobbie war zu nahe, um es ganz zu erfassen, konnte unter ihren Füßen aber Gras und die Hufe eines riesigen Pferds erkennen. Mao hatte die Hülle seiner Jacht mit einem Bild von Pferden auf der Weide geschmückt. Kaum jemand würde dieses Bild jemals zu sehen bekommen.
    Bobbie vergewisserte sich, dass die Stiefel und die Handschuhmagnete stark genug eingestellt waren, um den Schub von einem Viertel G, mit dem das Schiff immer noch flog, zu bewältigen, und kletterte an der Außenwand entlang. Bald erreichte sie die Stelle, wo der Wartungsgang unvermutet geendet hatte, und erkannte das Hindernis als leere Shuttlehalle. Wenn Avasarala sie dies nur hätte tun lassen, bevor Mao mit dem Shuttle geflohen war.
    Dreifachhülle, dachte Bobbie. Maximale Redundanz.
    Einer Eingebung folgend kroch sie um das Schiff herum zur anderen Seite. Und richtig, dort gab es einen zweiten Hangar. Das Schiff, das dort lag, war jedoch kein Standardshuttle für kurze Flüge. Es war lang und schlank und besaß ein Gehäuse für einen Antrieb, der doppelt so groß war, wie man es bei einer Einheit mit diesen Maßen erwartet hätte. In stolzen roten Lettern stand der Name Razorback auf dem Bug des Schiffs.
    Eine Rennpinasse.
    Bobbie kroch wieder zum leeren Hangar hinüber und drang durch die Luftschleuse in das Schiff ein. Die militärischen Vorrangcodes, die ihr Anzug sendete, öffneten ihr zu ihrer eigenen Überraschung alle Türen. Die Luftschleuse gehörte zu einem Deck, das sich direkt unter der Brücke befand. Offenbar diente es als Lager für die Ausstattung der Shuttles und als Arbeitsfläche. Tatsächlich entdeckte sie im Zentrum des Decks eine große Werkstatt, in der die höheren Offiziere und der Kapitän der Guanshiyin auf sie warteten. Wachleute oder Waffen waren nirgends zu entdecken.
    Der Kapitän tippte sich auf die Ohren, um sie zu fragen, ob sie ihn hören konnte. Bobbie nickte mit einer Faust, schaltete den Außenlautsprecher ein und sagte: »Ja.«
    »Wir sind keine Militärangehörigen«, erklärte der Kapitän. »Wir können uns gegen Ihre militärische Ausrüstung nicht verteidigen. Ich werde Ihnen aber nicht das Schiff überlassen, ohne Ihnen meine Absichten mitzuteilen. Mein XO ist auf dem Deck über uns und kann das Schiff jederzeit sprengen, wenn wir zu keiner Einigung kommen.«
    Bobbie lächelte ihn an, obwohl sie nicht sicher war, dass er es durch das Visier überhaupt sehen konnte. »Sie haben widerrechtlich eine hochrangige Repräsentantin der UN-Regierung festgesetzt. Als Angehörige ihres Sicherheitsteams verlange ich von Ihnen, dass Sie sie mit höchstmöglicher Geschwindigkeit sofort auf einem Raumhafen ihrer Wahl absetzen.«
    Mit den Händen deutete sie ein Achselzucken an, wie es bei den Gürtlern üblich war. »Andernfalls können Sie sich selbst in die Luft jagen. Das scheint mir aber eine drastische Überreaktion zu sein, wenn man bedenkt, dass die Untergeneralsekretärin nur einen Funkspruch absetzen will.«
    Der Kapitän nickte und entspannte sich sichtlich. Was jetzt auch geschah, er hatte keine Wahlmöglichkeiten mehr, und da er nicht mehr entscheiden konnte, trug er auch keine Verantwortung. »Wir haben nur Befehle ausgeführt. Sie werden das im Logbuch sehen, wenn Sie das Kommando übernehmen.«
    »Ich sorge dafür, dass sie es erfährt.«
    Der Kapitän nickte noch einmal. »Dann gehört das Schiff Ihnen.«
    Bobbie öffnete die Funkverbindung zu Cotyar. »Wir haben gewonnen. Schalten Sie Ihre Majestät zu mir durch, ja?«
    Während sie auf Avasarala wartete, sagte Bobbie zu dem Kapitän: »Da unten liegen sechs verletzte Wachleute. Schicken Sie ein ärztliches Team runter.«
    »Bobbie?«, meldete sich

Weitere Kostenlose Bücher