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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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genau gegenüberliegenden Stellen der Wand, zeigten, wo die Geschosse das Schiff durchschlagen hatten.
    »Was ist in der anderen Kiste, die du von den Marsianern übernommen hast?«, fragte Amos, während er einen übergroßen Magnetstiefel auszog.
    »Ein Geschenk für Bobbie«, antwortete Holden. »Aber ich möchte das für mich behalten, bis ich es ihr selbst geben kann, in Ordnung?«
    »Klar, kein Problem, Käpt’n. Falls es ein Dutzend langstielige Rosen sind, will ich sowieso nicht in der Nähe sein, wenn Naomi es erfährt. Außerdem, du weißt schon, Alex …«
    »Nein, es ist etwas viel Praktischeres als Rosen …«, setzte Holden an. Dann wurde ihm bewusst, was Amos angedeutet hatte. »Alex? Was ist mit Alex?«
    Der Mechaniker benutzte wie ein Gürtler die Hände, um ein Achselzucken anzudeuten. »Ich glaube, er hat eine klitzekleine Schwäche für unsere gewaltige Marinesoldatin.«
    »Du machst Witze.« Holden konnte es sich einfach nicht vorstellen. Es war nicht so, dass Bobbie nicht attraktiv gewesen wäre. Ganz im Gegenteil. Aber sie war auch sehr groß und einschüchternd, und Alex war ein stiller und sanfter Mann. Sicher, sie stammten beide vom Mars, und ganz egal, wie kosmopolitisch man wurde, was an die Heimat erinnerte, war immer angenehm. Vielleicht reichte es aus, dass sie die beiden einzigen Marsianer auf dem Schiff waren. Alex ging jedoch auf die fünfzig zu, entwickelte ohne zu klagen eine Glatze und trug die Geheimratsecken mit der stillen Resignation eines Mannes in mittleren Jahren. Sergeant Draper war kaum dreißig und wirkte wie eine Figur aus einem Comic, die auf den Muskeln noch einmal zusätzliche Muskelpakete besaß. Er konnte sich nicht zurückhalten und malte sich aus, wie die beiden zusammenpassen würden. Es gelang ihm nicht.
    »Mann«, sagte er schließlich. »Beruht das auf Gegenseitigkeit?«
    »Keine Ahnung.« Wieder ein Achselzucken mit den Händen. »Der Sergeant ist nicht leicht zu durchschauen. Aber ich glaube nicht, dass sie ihm absichtlich etwas tun würde, wenn du das meinst. Nicht dass wir sie aufhalten könnten, wenn sie es wollte.«
    »Sie macht dir auch Angst, was?«
    »Pass auf«, antwortete Amos grinsend. »Wenn es um Prügel geht, bin ich das, was man einen begabten Amateur nennen könnte. Aber ich habe diese Frau mit und ohne ihren motorverstärkten Kampfanzug oft genug gesehen. Sie ist ein Profi. Wir spielen nicht in derselben Liga.«
    Auf der Rosinante setzte die Schwerkraft wieder ein. Alex fuhr den Antrieb hoch, was bedeutete, dass der Flug nach Io begann. Holden streckte sich und ließ sich einen Augenblick Zeit, bis sich die Gelenke wieder an das Gewicht gewöhnt hatten. Dann klopfte er Amos auf den Rücken. »Tja, du hast jetzt eine volle Ladung an Torpedos und Munition, drei marsianische Kriegsschiffe als Geleitschutz, eine wütende alte Dame, die auf Teeentzug ist, und eine marsianische Marinesoldatin, die dich wahrscheinlich mit deinen eigenen Zähnen töten könnte. Was tust du nun?«
    »Sag du’s mir, Käpt’n.«
    »Du suchst jemanden, gegen den sie kämpfen können.«

45 Avasarala
    »Sir, wie ich es sehe, sind die Würfel gefallen«, erklärte Avasarala. »Wir haben zwei Ansätze, die bereits im Raum stehen. Die Frage ist nun, wie wir weiter vorgehen. Bisher konnte ich verhindern, dass die Informationen nach draußen gelangen, aber sobald dies geschieht, werden die Folgen verheerend sein. Da inzwischen recht sicher ist, dass das Artefakt kommunizieren kann, sind die Aussichten, diese Hybriden zwischen Protomolekül und Menschen militärisch zu nutzen, im Grunde gleich null. Wenn wir diese Waffe einsetzen, erschaffen wir eine zweite Venus, begehen einen Völkermord und verlieren jeden moralischen Einwand gegen die Drohung, beschleunigte Asteroiden auf die Erde zu schleudern. Bitte entschuldigen Sie die deutlichen Worte, Sir, aber dies war von Anfang an ein Scheißspiel. Die Sicherheit der ganzen Menschheit hat einen unvorstellbaren Schaden erlitten. Es scheint klar zu sein, dass das Projekt des Protomoleküls auf der Venus über die Ereignisse im Jupiter-System im Bilde war. Wahrscheinlich haben die dortigen Proben umgekehrt die Informationen erhalten, die aus der Zerstörung der Arboghast herrührten. Die Einschätzung, dass dies unsere Position schwierig macht, ist eine starke Untertreibung.
    Wäre alles über die richtigen Kanäle gelaufen, dann wären wir jetzt nicht in dieser misslichen Lage. Wie es aussieht, habe ich alles getan, was mir

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