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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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wirklich behaupten konnte, dass die Sache ausgestanden war.
    Er musste Jules Mao aufsuchen.
    Avasarala hatte ihm erzählt, dass Mao zu den Dutzenden hochrangigen Politikern, Generälen und Firmenlenkern zählte, die nach den Ereignissen auf Io verhaftet worden waren. Er war der Einzige, den Avasarala persönlich sprechen wollte, und da man ihn auf seiner L5-Station erwischt hatte, als er sich mit einem schnellen Schiff Hals über Kopf zu den äußeren Planeten absetzen wollte, hatte sie ihn zu sich nach Luna beordert.
    An diesem Tag wollte sie sich mit ihm treffen. Holden hatte gefragt, ob er an der Sitzung teilnehmen dürfe, und mit einem Nein gerechnet. Doch sie hatte herzhaft und ausgiebig gelacht und erwidert: »Holden, ich kann mir kaum etwas vorstellen, das für diesen Mann demütigender ist, als Sie zusehen zu lassen, wie ich ihn zerlege. Verdammt, ja, Sie können kommen.«
    Also eilte Holden aus dem Hotel hinaus und bewegte sich durch die Straßen von Lovell City. Eine kurze Fahrt mit einem Fahrradtaxi brachte ihn zur Röhrenbahn. Zwanzig Minuten später stieg er am UN-Komplex in New Hague aus. Ein junger Page erwartete ihn und begleitete ihn zielstrebig durch das Labyrinth des Gebäudekomplexes bis zu einer Tür, die als »Konferenzraum 34« gekennzeichnet war.
    »Sie können drinnen warten, Sir«, zwitscherte der kecke Page.
    »Nein, lieber nicht.« Holden klopfte dem Jungen auf die Schulter. »Ich warte hier draußen.«
    Der Page nickte höflich und huschte davon. Unterwegs sah er bereits auf dem Handterminal nach, wie sein nächster Auftrag lautete. Holden lehnte sich an die Wand des Korridors und wartete. In der niedrigen Schwerkraft war das Stehen kaum anstrengender als das Sitzen, und er wollte keinesfalls den Anblick Maos verpassen, wenn er wie ein Verbrecher durch den Flur zum Verhör geführt wurde.
    Sein Terminal summte. Avasarala hatte ihm eine kurze Textnachricht geschickt: SIND GLEICH DA.
    Keine fünf Minuten später stieg Jules-Pierre Mao aus einem Aufzug und betrat den Flur. Zwei der größten Offiziere der Militärpolizei, die Holden je gesehen hatte, flankierten ihn. Die Hände hatten sie ihm vor dem Bauch mit Handschellen gefesselt. Trotz des Sträflingsoveralls, der Handschellen und der bewaffneten Wächter schaffte er es, überheblich zu wirken, als hätte er die Situation unter Kontrolle. Holden richtete sich auf und trat der Gruppe in den Weg. Einer der Militärpolizisten riss Mao am Arm, um ihn anzuhalten, und nickte Holden leicht zu. Anscheinend wollte er damit sagen: Mir ist egal, was Sie mit dem Kerl tun. Holden hatte das Gefühl, dass die beiden Polizisten einen unerklärlichen und plötzlichen Verlust der Sehkraft erlitten hätten, wenn er auf die Idee gekommen wäre, eine Pistole aus dem Hosenbund zu ziehen und Mao direkt im Flur zu erschießen.
    Allerdings wollte er Mao nicht erschießen. Er wollte das tun, was er in solchen Situation immer tat. Er wollte nach dem Grund fragen.
    »War es das wert?«
    Obwohl sie gleich groß waren, schaffte Mao es, mit gerunzelter Stirn auf ihn herabzublicken. »Und Sie sind?«
    »Ach, nun tun Sie nicht so«, erwiderte Holden grinsend. »Sie kennen mich. Ich bin James Holden. Ich habe geholfen, Ihre Kumpane von Protogen zu erledigen, und jetzt werde ich bei Ihnen den Job zu Ende bringen. Ich bin auch derjenige, der Ihre Tochter gefunden hat, nachdem das Protomolekül sie getötet hatte. Also frage ich Sie noch einmal: War es das wert?«
    Mao antwortete nicht.
    »Eine tote Tochter, die Firma zerstört, Millionen Menschen abgeschlachtet und ein Sonnensystem, das wahrscheinlich nie wieder wirklichen Frieden finden wird – war es das wert?«
    »Warum sind Sie hier?«, fragte Mao, der inzwischen schon etwas kleiner wirkte. Er wich Holdens Blick aus.
    »Ich war zugegen, als Dresden ausgeschaltet wurde, und ich bin der Mann, der Ihren Lieblingsadmiral getötet hat. Ich finde, es ist eine wundervolle Symmetrie, wenn ich auch dabei bin, während Sie erledigt werden.«
    »Antony Dresden«, sagte Mao. »Er bekam wie bei einer Hinrichtung drei Schüsse in den Kopf. Gilt das bei Ihnen als Gerechtigkeit?«
    Holden lachte. »Oh, ich glaube nicht, dass Chrisjen Avasarala Ihnen ins Gesicht schießen wird. Aber glauben Sie wirklich, das, was Ihnen bevorsteht, sei besser?«
    Mao antwortete nicht, und Holden blickte die Militärpolizisten an und winkte in die Richtung des Konferenzraums. Sie wirkten beinahe enttäuscht, als sie Mao hineinbugsierten und an einen

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