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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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Corporal Matsuke. Man wusste ja nie, wem man bei nächster Gelegenheit in der Messe oder im Trainingsraum begegnete. Es konnte nicht schaden, ein paar neue Freunde zu finden.
    Kaum erschien sie in der Tür, da rief auch schon jemand ihren Namen.
    »Sergeant Draper«, sagte Captain Thorsson noch einmal und winkte sie ungeduldig zu einem Stuhl am langen Konferenztisch.
    »Sir«, antwortete Bobbie und salutierte förmlich, ehe sie sich setzte. Sie war überrascht, wie wenig Menschen sich im Raum befanden. Nur Thorsson von der Spionageabwehr und zwei Zivilisten, die sie nicht kannte.
    »Gunny, wir gehen einige Einzelheiten in Ihrem Bericht durch und möchten Ihre Meinung dazu hören.«
    Bobbie wartete, ob er ihr die beiden Zivilisten vorstellen wollte, doch als Thorsson beharrlich schwieg, sagte sie: »Ja, Sir. Ich helfe natürlich gern.«
    Die erste Zivilistin, eine streng dreinschauende Rothaarige, die ein sehr teures Kostüm trug, sagte: »Wir versuchen, den Zeitablauf der Ereignisse, die zum Angriff geführt haben, genauer zu bestimmen. Können Sie uns auf dieser Karte zeigen, wo Sie und Ihr Team waren, als Sie über Funk den Auftrag bekamen, zum Vorposten zurückzukehren?«
    Bobbie zeigte es ihnen, dann gingen sie Schritt für Schritt die Ereignisse jenes Tages durch. Erst als sie die Karte betrachtete, erkannte sie, wie weit sie der Aufprall des Orbitalspiegels geschleudert hatte. Anscheinend war sie dem Apparat, der ihre Abteilung zu Staub zerschmettert hatte, nur um Haaresbreite entgangen …
    »Sergeant«, sagte Thorsson. Seine Stimme verriet ihr, dass er sie schon mehrmals angesprochen hatte.
    »Verzeihung, Sir. Als ich die Bilder betrachtet habe, sind meine Gedanken abgeschweift. Es wird nicht wieder vorkommen.«
    Thorsson nickte. Seine eigenartige Miene wusste Bobbie nicht zu deuten.
    »Wir versuchen, den genauen Zeitpunkt zu bestimmen, an dem die Anomalie vor dem Angriff aufgetreten ist«, erklärte der zweite Zivilist, ein pummeliger Mann mit schütterem braunem Haar.
    Die Anomalie, so nannten sie es also jetzt. Man hörte fast, wie sie das Wort beim Sprechen kursiv setzten. Anomalie. Wie etwas, das eben irgendwie passiert war. Ein seltsamer, zufälliger Effekt. Sie hatten alle Angst, es als das zu bezeichnen, was es war: die Waffe.
    »Nun«, fuhr der Pummelige fort, »aufgrund der Dauer Ihres Funkkontakts und nach den Daten über den Funkausfall in anderen Einrichtungen in jener Gegend können wir als Quelle des Störsignals die Anomalie selbst bestimmen.«
    »Warten Sie mal.« Bobbie schüttelte den Kopf. »Was? Das Monster kann doch nicht unseren Funk gestört haben. Es hatte keine technischen Geräte dabei. Es trug nicht einmal einen Raumanzug, der ihm das Atmen ermöglicht hätte. Wie soll es da Störsender bei sich gehabt haben?«
    Thorsson tätschelte väterlich ihre Hand, was Bobbie jedoch mehr erzürnte als beruhigte.
    »Die Daten lügen nicht, Sergeant. Die Zone, in welcher der Funk ausgefallen ist, hat sich bewegt. Und im Zentrum befand sich ständig dieses … dieses Ding. Die Anomalie.« Thorsson wandte sich dem pummeligen Mann und der Rothaarigen zu.
    Bobbie lehnte sich zurück. Sie fühlte sich gebrandmarkt, als sei sie beim Ball die Einzige, die keinen Partner abbekommen hatte. Doch da Thorsson sie nicht entlassen hatte, konnte sie auch nicht einfach gehen.
    Die Rothaarige sagte: »Aufgrund der Funkausfälle muss es hier begonnen haben«, sie deutete auf irgendeine Markierung auf der Karte, »und der Weg zum UN-Vorposten führte über diesen Höhenzug.«
    »Was ist an dieser Stelle?«, erkundigte Thorsson sich mit gerunzelter Stirn.
    Der Pummelige zog eine andere Karte hervor und brütete ein paar Sekunden lang darüber.
    »Das scheinen alte Wartungstunnel für die hydroponische Anlage der Kuppel zu sein. Es heißt hier, sie seien seit Jahrzehnten nicht mehr benutzt worden.«
    »Also genau die Tunnel, die man benutzen würde, um etwas Gefährliches zu transportieren, das geheim bleiben muss«, überlegte Thorsson.
    »Ja«, stimmte die Rothaarige zu. »Vielleicht haben sie es zu dem Vorposten transportiert, und es hat sich befreit. Die Marinesoldaten haben sich in Sicherheit gebracht, sobald sie sahen, dass es außer Kontrolle war.«
    Unwillkürlich stieß Bobbie ein geringschätziges Lachen aus.
    »Haben Sie etwas hinzuzufügen, Sergeant Draper?«, fragte Thorsson.
    Er betrachtete sie mit seinem rätselhaften Lächeln, aber Bobbie arbeitete inzwischen lange genug mit ihm zusammen, um zu

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