Calibans Krieg
wissen, dass er Unfug mehr als alles andere hasste. Wenn man ihm etwas sagte, dann wollte er etwas Sinnvolles hören. Die Zivilisten betrachteten sie überrascht, als sei sie eine Küchenschabe, die auf einmal auf zwei Beinen herummarschierte und das Sprechen gelernt hatte.
Sie schüttelte den Kopf.
»Im Ausbildungslager hat mein Spieß immer gefragt, was nach einem marsianischen Marinesoldaten das Gefährlichste im ganzen Sonnensystem sei.«
Die Zivilisten starrten sie unverwandt an, doch Thorsson nickte und sprach die nächsten Worte mit ihr zusammen.
»Ein UN-Marinesoldat.«
Pummelchen und Rotschopf wechselten einen Blick, dann verdrehte die Rothaarige die Augen. Thorsson schaltete sich ein. »Also glauben Sie nicht, dass die UN-Soldaten vor etwas weggelaufen sind, das sich aus ihrer Kontrolle befreit hat?«
»Ganz und gar nicht, Sir.«
»Dann geben Sie uns Ihre Einschätzung.«
»Der UN-Vorposten war mit einer vollen Abteilung Marinesoldaten bemannt. Die gleiche Stärke wie unser Vorposten. Als sie gerannt sind, waren noch sechs übrig. Sechs. Sie haben bis fast zum letzten Mann gekämpft. Als sie zu uns gerannt sind, wollten sie nicht den Kampf aufgeben. Sie sind gekommen, damit wir ihnen helfen, den Kampf fortzusetzen .«
Pummelchen hob eine lederne Aktenmappe vom Boden auf und kramte darin herum. Rotschopf sah zu, als fände sie das, was er tat, viel interessanter als Bobbies Beitrag.
»Hätten diese Marinesoldaten eine geheime UN-Aktion durchführen oder beschützen sollen, dann wären sie nicht herübergekommen. Sie wären dabei gestorben, statt ihre Mission im Stich zu lassen. Das hätten wir jedenfalls getan.«
»Danke«, sagte Thorsson.
»Ich meine, es war nicht einmal unser Kampf, und wir haben ebenfalls bis zum letzten Marinesoldaten gekämpft, um das Wesen aufzuhalten. Glauben Sie, die UN-Soldaten hätten weniger getan als wir?«
»Danke, Sergeant«, sagte Thorsson noch einmal etwas lauter. »Ich neige dazu, mich Ihnen anzuschließen, aber wir müssen alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. Ihre Kommentare haben wir zur Kenntnis genommen.«
Pummelchen hatte endlich gefunden, was er suchte. Eine kleine Plastikschachtel mit Pfefferminzbonbons. Er nahm eins heraus und bot Rotschopf eines an. Der klebrig süße Geruch von Pfefferminzbonbons erfüllte die Luft. Kauend sagte Pummelchen: »Ja, vielen Dank, Sergeant. Ich glaube, wir können jetzt weitermachen, ohne Ihre Zeit noch länger in Anspruch zu nehmen.«
Bobbie stand auf, salutierte vor Thorsson und ging hinaus. Ihr Herz raste, und ihr Unterkiefer tat weh, weil sie mit den Zähnen knirschte.
Diese Zivilisten verstanden es einfach nicht. Sie hatten keine Ahnung.
Als Captain Martens in die Frachthalle kam, hatte Bobbie gerade die Waffe im rechten Arm ihres Kampfanzugs demontiert. Sie nahm die dreiläufige Gatling-Kanone aus der Halterung und legte sie neben den zwei Dutzend anderen ausgebauten Teilen auf den Boden. Daneben standen eine Dose mit Putzöl und eine Flasche Schmiermittel, außerdem lagen verschiedene Stäbe und Bürsten für die Reinigung bereit.
Martens wartete, bis sie die Waffe auf die Matte gelegt hatte, ehe er sich neben ihr auf den Boden setzte. Sie klemmte eine Drahtbürste an das Ende eines Stabes, tauchte sie ins Reinigungsmittel und fuhr mit der Bürste nacheinander durch die drei Läufe. Martens sah ihr zu.
Nach ein paar Minuten tauschte sie die Bürste gegen ein kleines Tuch und tupfte die überschüssige Reinigungsflüssigkeit von den Läufen ab. Dann tränkte sie ein frisches Tuch mit Öl und schmierte die Teile. Als sie das komplizierte Getriebe von Laufbündel und Lademechanismus ölte, brach Martens schließlich das Schweigen.
»Wissen Sie«, sagte er, »Thorsson war von Anfang an ein Geheimdienstmann. Er kam direkt in die Offiziersausbildung, war auf der Akademie der Jahrgangsbeste und bekam als Erster einen Posten beim Flottenkommando. Neben der Arbeit als Abwehrexperte hat er nie etwas anderes kennengelernt. Vor zwanzig Jahren während seiner Ausbildung hat er das letzte Mal eine Waffe abgefeuert. Ein Team hat er noch nie angeführt, und er war noch nie in der kämpfenden Truppe.«
»Das ist eine faszinierende Geschichte«, erklärte Bobbie. Sie legte das Schmiermittel weg und stand auf, um die Waffe wieder zusammenzusetzen. »Vielen Dank, dass Sie es mir erzählt haben.«
»Nun«, fuhr Martens ungerührt fort, »wie verstört müssen Sie wohl sein, damit jemand wie Thorsson mich fragt, ob Sie nicht
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