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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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eine veränderliche Größe. Wir wissen nicht, wie ein Start überhaupt aussehen würde. Sie könnten zu Fuß zum Jupiter marschieren, und wir würden es nicht bemerken.«
    Der junge Mann sah es ein und nickte.
    »Wie ist die Lage in Bezug auf den Mars?«
    »Sie haben eingewilligt, uns hier zu treffen. Die Schiffe mit der diplomatischen Delegation und der Zeugin sind unterwegs.«
    »Die Marinesoldatin? Diese Draper?«
    »Ja, Madam. Admiral Nguyen befehligt die Eskorte persönlich.«
    »Benimmt er sich?«
    »Bis jetzt schon.«
    »Na gut. Wie geht es jetzt weiter?«, fragte Avasarala.
    »Jules-Pierre Mao erwartet Sie in Ihrem Büro, Madam.«
    »Informieren Sie mich. Ich will alles über ihn wissen, was wichtig ist.«
    Soren blinzelte, als ein Blitz die Wolken von innen erhellte.
    »Ich habe Ihnen die Daten bereits geschickt …«
    Sie war gereizt und zugleich verlegen, denn sie hatte völlig vergessen, dass die Hintergrundinformationen über den Mann längst in ihrem Eingangsordner bereitlagen. Dort warteten noch dreißig weitere Dokumente, und sie hatte in der vergangenen Nacht schlecht geschlafen. Träume, in denen Arjun plötzlich verstorben war, hatten sie geplagt. Seit ihr Sohn bei einem Skiunfall umgekommen war, hatte sie Albträume, in denen sie sich als einsame Witwe sah – der beiden einzigen Männer beraubt, die sie je geliebt hatte.
    Sie hatte die Informationen schon vor dem Frühstück durchgehen wollen, dann hatte sie es vergessen. Das wollte sie einem europäischen Rotzlöffel gegenüber aber nicht zugeben, und wenn er noch so klug und kompetent war und alles tat, was sie verlangte.
    »Ich weiß, was in der Akte steht. Ich weiß alles«, betonte sie und stand auf. »Dies ist ein Test. Ich will wissen, was Sie bei diesem Mann für besonders wichtig halten.«
    Sie entfernte sich und ging mit raschen Schritten zu der verzierten Eichentür, sodass Soren nervös trippeln musste, um sie einzuholen.
    »Er ist der Inhaber von Mao-Kwikowski Mercantile«, erklärte Soren so leise, dass nur sie es hören konnte. »Vor dem Zwischenfall war die Firma ein Hauptlieferant von Protogen. Medizinische Ausrüstung, Strahlenschutzräume, Infrastruktur für Überwachung und Verschlüsselung. Fast alles, was Protogen auf Eros eingesetzt oder da draußen benutzt hat, um die Geheimstation zu errichten, kam aus einem Lagerhaus von Mao-Kwik und wurde mit einem Frachter des Konzerns befördert.«
    »Warum atmet er immer noch ungesiebte Luft?« Sie schob sich durch die Tür zum Flur hinaus.
    »Es gab keine Beweise, dass Mao-Kwik wusste, wozu die Ausrüstung benutzt wurde«, erklärte Soren. »Nachdem Protogen aufgeflogen war, hat Mao-Kwik als einer der ersten Konzerne dem Ermittlungsausschuss Informationen übergeben. Wenn sie – damit meine ich eigentlich ihn – den Ermittlern nicht ein Terabyte vertraulicher Korrespondenz ausgehändigt hätten, dann wären Gutmansdottir und Kolp nie angeklagt worden.«
    Ein grauhaariger Mann mit einer breiten südamerikanischen Nase kam ihnen entgegen. Er blickte von seinem Handterminal auf und nickte ihr zu.
    »Victor«, begrüßte sie ihn. »Das mit Annette tut mir leid.«
    »Die Ärzte versichern uns, dass sie wieder auf die Beine kommt«, erklärte der Südamerikaner. »Ich richte ihr aus, dass Sie nach ihr gefragt haben.«
    »Sagen Sie ihr, sie soll machen, dass sie das Bett verlässt, ehe ihr Gatte auf schmutzige Gedanken kommt.« Der Südamerikaner lachte, und sie gingen weiter. Dann sagte sie zu Soren: »Wollte er auf einen Deal hinaus? Kooperation gegen Immunität?«
    »Das war eine Möglichkeit, aber die meisten Leute nahmen an, es sei eine persönliche Rache für das Schicksal seiner Tochter gewesen.«
    »Sie war auf Eros«, erinnerte sich Avasarala.
    »Sie war Eros.« Soren blieb neben ihr vor dem Aufzug stehen. »Sie war die zuerst infizierte Person. Die Wissenschaftler glauben, das Protomolekül habe sich zunächst in ihr aufgerüstet, indem es ihr Gehirn und ihren Körper als Vorlage benutzte.«
    Die Aufzugtüren schlossen sich, denn die Kabine hatte bereits bemerkt, wer sie war und wohin sie wollte. Langsam sanken sie nach unten, gleichzeitig zog sie die Augenbrauen hoch.
    »Als die Verhandlungen mit dem Ding begannen …«
    »Da haben sie mit dem gesprochen, was von Jules-Pierre Maos Tochter noch übrig war«, ergänzte Soren. »Oder sie haben es geglaubt.«
    Avasarala pfiff leise.
    »Habe ich die Prüfung bestanden, Madam?«, fragte Soren. Er ließ sich nicht anmerken, was er

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