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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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damit klar ist, dass Sie gern arbeiten. Sie wissen schon – damit der Platz in den Hörsälen nicht von Leuten blockiert wird, die danach doch nur auf Stütze gehen.«
    »Stütze?«
    »Ja, die Grundversorgung, die Existenzgrundlage.«
    »Ich glaube, ich verstehe es jetzt«, sagte Bobbie. »Die Grundversorgung ist das Geld, von dem Sie leben, wenn Sie nicht arbeiten, richtig?«
    »Nein, es ist kein Geld, sondern nur die Existenzgrundlage. Wenn man Geld haben will, muss man arbeiten.«
    »Danke.« Sie nippte an ihrem Getränk, während die Bedienung zu einem anderen Tisch eilte. Der Tee schmeckte köstlich. Sie musste zugeben, dass es ganz sinnvoll war, die Kandidaten auszusieben, ehe man Ressourcen für deren Ausbildung aufwendete. Bobbie wies ihr Terminal an, die Rechnung zu begleichen. Blinkend zeigte es ihr die Gesamtsumme an, nachdem es den Wechselkurs bestimmt hatte. Sie fügte ein hübsches Trinkgeld für das blauhaarige Mädchen hinzu, das mehr vom Leben haben wollte als nur die Existenzgrundlage.
    Bobbie fragte sich, ob der Mars nach dem Terraforming genauso werden würde. Wenn die Marsianer sich nicht mehr jeden Tag abrackern mussten, um genügend Ressourcen für das nackte Überleben zu erwirtschaften, konnte sich der Planet durchaus in die gleiche Richtung entwickeln wie die Erde. Eine Kultur, in der man sich frei entscheiden konnte, ob man etwas beisteuern wollte. Die Arbeitszeit und die kollektive Intelligenz von fünfzehn Milliarden Menschen lagen als Reibungsverlust des Systems einfach brach. Bobbie wurde traurig, während sie darüber nachdachte. All die Mühe, um einen Punkt zu erreichen, an dem sie auf diese Weise leben konnten. Die Kinder in ein Café schicken, um zu erkennen, ob sie arbeiten und etwas beisteuern wollten. Und wenn nicht, dann mussten sie sich eben für den Rest ihres Lebens mit der Stütze abfinden.
    Aber eines war sicher. All das Rennen und Trainieren, das die marsianischen Marinesoldaten bei einem vollen G absolvierten, war völliger Unfug. Auf dem Boden konnte der Mars die Erde unmöglich besiegen. Man konnte alle marsianischen Soldaten voll bewaffnet in nur einer einzigen irdischen Stadt absetzen, und die Bürger konnten sie mit Stöcken und Steinen überwältigen.
    Als sie diesen Gedanken nachhing, verspürte sie auf einmal eine enorme Erleichterung, und eine Bürde, die ihr gar nicht bewusst gewesen war, wich von ihren Schultern. Thorsson und sein Schwachsinn waren unwichtig. Das Imponiergehabe zwischen Erde und Mars spielte keine Rolle. Es war ihr egal, ob jemand den Mars in eine zweite Erde verwandeln wollte, wenn dies hier dabei herauskommen würde.
    Wichtig war nur herauszufinden, wer das Wesen auf Ganymed abgesetzt hatte.
    Sie trank den Tee aus und dachte: Jetzt brauche ich eine Fahrgelegenheit.

16 Holden
    Hinter der Tür begann ein langer Gang, der in Holdens Augen genauso aussah wie alle anderen auf Ganymed: Eiswände mit feuchtigkeitsresistenten und isolierten Verkleidungen, eingelassene Leitungen, mit Gummi ausgelegte Laufflächen und geneigte Vollspektrum-LEDs, um das schräg herabfallende natürliche Sonnenlicht nachzuahmen. Sie konnten sich überall und nirgends befinden.
    »Bist du sicher, dass wir hier richtig sind, Naomi?«
    »Das ist die Tür, durch die Mei auf dem Video des Hackers gegangen ist«, antwortete sie.
    »Na gut.« Er hockte sich auf ein Knie und winkte seiner improvisierten Armee, seinem Beispiel zu folgen. Als sie sich versammelt hatten, sagte er: »Naomi beobachtet und kennt den Verlauf dieser Tunnel, weiß aber nicht viel mehr als dies. Wir haben keine Ahnung, wo die bösen Buben stecken, sofern sie überhaupt noch hier sind.«
    Prax wollte Einwände erheben, doch Amos legte ihm eine schwere Hand auf die Schulter.
    »Das bedeutet, dass wir bald eine Menge Kreuzungen in unserem Rücken haben werden. Das gefällt mir nicht.«
    »Ja«, stimmte Wendell zu, der Anführer von Pinkwater. »Mir auch nicht.«
    »Wir lassen an jeder Kreuzung einen Posten zurück, bis wir wissen, wohin wir uns wenden müssen«, fuhr Holden fort. »Naomi, schalte ihre Handterminals auf unseren Kanal. Männer, setzt euch die Ohrstöpsel ein. Funkdisziplin halten. Ihr sprecht erst, wenn ich eine konkrete Frage stelle, sonst wird hier jemand sterben.«
    »Verstanden«, sagte Wendell, und die anderen Angehörigen seines Teams bestätigten ebenfalls.
    »Sobald wir wissen, was wir suchen, rufe ich, wenn nötig, die Posten zu unserer Position. Wenn nicht, unterstützen sie uns

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