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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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beim Rückzug, falls wir Schwierigkeiten bekommen.«
    Die Söldner nickten.
    »Ausgezeichnet. Amos übernimmt die Führung. Wendell, Sie decken unseren Rücken. Alle anderen, ihr lauft im Abstand von einem Meter hintereinander.« Holden tippte auf Wendells Brustpanzer. »Wenn wir die Sache hier gut über die Bühne bekommen, rede ich mit meinen Leuten bei der AAP, ob sie nicht, abgesehen davon, dass wir euch von dieser Station wegbringen, noch ein bisschen Kleingeld auf eure Konten schieben können.«
    »Super.« Die dünne Frau mit der billigen Rüstung beförderte eine Patrone in den Lauf ihrer Maschinenpistole.
    »Dann lasst uns gehen. Amos, laut Naomis Karte stoßen wir fünfzig Meter weiter auf das nächste Druckschott, dahinter müssten Lagerräume liegen.«
    Amos nickte und schulterte die Waffe. Er hatte sich für ein schweres automatisches Schrotgewehr mit einem dicken Magazin entschieden. Einige Reservemagazine und eine Reihe Granaten baumelten an seinem marsianischen Kampfanzug. Das Metall klickte bei jedem Schritt, als er zügig die angegebene Strecke zurücklegte. Holden sah sich rasch nach hinten um und war froh, dass die Leute von Pinkwater in der richtigen Geschwindigkeit und im richtigen Abstand folgten. Sie mochten halb verhungert sein, aber sie wussten, was sie taten.
    »Käpt’n, kurz vor dem Druckschott zweigt rechts ein Gang ab.« Amos blieb stehen und beugte ein Knie, um den Korridor, den es nicht geben durfte, zu überblicken.
    Da der Gang nicht auf der Karte verzeichnet war, hatten die Bewohner der Station offenbar nach der Anfertigung der Pläne weitere Tunnel gegraben. Dies bedeutete, dass sie sogar noch weniger Informationen besaßen, als er angenommen hatte. Das waren keine guten Aussichten.
    »Na gut.« Holden deutete auf die dünne Frau mit der Maschinenpistole. »Sie sind?«
    »Paula«, antwortete sie.
    »Paula, dies ist Ihre Kreuzung. Versuchen Sie, niemanden zu erschießen, der nicht zuerst auf Sie geschossen hat, aber lassen Sie auf keinen Fall irgendjemanden hier vorbei.«
    »Alles klar.« Paula bezog ihre Position im Seitengang und hielt die Waffe bereit.
    Amos pflückte eine Handgranate von seinem Gürtel und gab sie ihr.
    »Nur für den Fall, dass es hektisch wird.« Paula nickte und lehnte sich an die Wand. Amos übernahm wieder die Führung und ging zum Druckschott weiter.
    »Naomi«, sagte Holden, während er die Tür und den Verschlussmechanismus betrachtete. »Druckschott, äh, 223-B6. Mach das mal auf.«
    »Alles klar.« Ein paar Sekunden später hörte Holden, wie die Riegel zurückfuhren.
    »Zehn Meter bis zur nächsten verzeichneten Kreuzung«, warnte er und betrachtete die Leute von Pinkwater. Aufs Geratewohl wählte er einen mürrischen älteren Mann aus. »Das wird Ihre Kreuzung, wenn wir dort ankommen.«
    Der Mann nickte, und Holden winkte Amos. Der Mechaniker packte den Griff des Schotts mit der rechten Hand und zählte mit den Fingern der linken von fünf aus rückwärts. Holden baute sich vor der Tür auf und hielt sein Sturmgewehr bereit.
    Als Amos bei der Eins war, holte Holden tief Luft und sprang durch die Tür, sobald Amos sie aufriss.
    Nichts.
    Abermals zehn Meter Korridor, unzulänglich beleuchtet von den wenigen LEDs, die in den Jahrzehnten, seit der Gang nicht mehr benutzt wurde, noch nicht kaputtgegangen waren. Mit der Zeit hatte sich auf den Wänden Raureif abgesetzt, der immer wieder geschmolzen und gefroren war und allmählich die Form tropfender Spinnweben angenommen hatte. Es wirkte filigran, das Material war jedoch mineralisiert und so hart wie Stein. Holden dachte an einen Friedhof.
    Amos rückte zur Kreuzung und zur nächsten Luke vor. Dabei hielt er die Waffe ständig auf den Gang gerichtet. Holden folgte ihm und zielte nach rechts in den Seitengang. Im letzten Jahr hatten sie sich daran gewöhnt, jeden möglichen Angriffswinkel etwaiger Gegner abzudecken.
    In seinem Jahr als Cop.
    Naomi hatte gesagt, das entspräche ihm nicht. Er hatte die Raummarine verlassen, ohne jemals einen echten Kampf bestanden zu haben, wenn man davon absah, von dem sicheren Operationsdeck eines Kriegsschiffs aus Piraten zu jagen. Dann hatte er jahrelang auf der Canterbury gearbeitet und Eis vom Saturn zum Gürtel gekarrt, ohne über schlimmere Dinge als betrunkene Eishacker nachzudenken, die ihre Langeweile abreagieren mussten. Er war der Friedensstifter gewesen, derjenige, der immer einen Weg gefunden hatte, die Gemüter zu beruhigen. Wenn es heiß herging, hatte er

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