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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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Blick zu versperren.
    Auf dem Tisch lag ein kleiner Junge. Er war abgemagert, hatte störrisches schwarzes Haar und dunkle Haut. Die Kleidung war hell: gelbe Hosen, ein grünes Hemd mit einem Comic-Krokodil und Gänseblümchen. Es war nicht zu erkennen, was ihn getötet hatte.
    Prax wurde unruhig, kämpfte mit rotem Gesicht gegen Amos und wollte unbedingt zum Tisch. Der Mechaniker hielt ihn jedoch mit einem Arm fest. Sein Griff war eine Mischung aus einem Schwitzkasten und einer Umarmung.
    »Sie ist es nicht«, erklärte Holden. »Es ist ein Kind, aber nicht Ihr Mädchen. Es ist ein Junge von vier oder fünf Jahren.«
    Als Amos dies hörte, ließ er den zappelnden Botaniker los. Prax stürzte zum Tisch, zog das Laken weg und stieß einen Schrei aus.
    »Das ist Katoa«, sagte er. »Ich kenne ihn. Sein Vater …«
    »Es ist nicht Mei«, bekräftigte Holden und legte Prax eine Hand auf die Schulter. »Wir müssen uns weiter umsehen.«
    Prax wehrte ihn ab.
    »Es ist nicht Mei«, beharrte Holden.
    »Aber Strickland war hier«, wandte Prax ein. »Er war der behandelnde Arzt. Wenn er bei den Kindern war, dann sind die anderen …«
    Holden schwieg. Er dachte genau das Gleiche. Wenn ein Kind tot war, dann konnten sie alle tot sein.
    »Zuerst dachte ich, seine Anwesenheit bedeutet, dass sie die Kinder am Leben lassen«, fuhr Prax fort. »Aber sie haben Katoa sterben lassen. Sie haben ihn einfach sterben lassen und mit dem Laken zugedeckt. Basia, es tut mir so leid …«
    Holden packte Prax und riss ihn herum, wie es seiner Ansicht nach ein Cop getan hätte.
    »Das da«, er deutete auf den kleinen Jungen auf dem Tisch, »ist nicht Mei. Wollen Sie Ihr kleines Mädchen finden? Dann müssen wir weitermachen.«
    Prax standen die Tränen in den Augen, und seine Schultern bebten, weil er leise schluchzte, doch er nickte und entfernte sich von dem Tisch. Amos beobachtete ihn genau. Was in dem Mechaniker vorging, war nicht zu erkennen, aber es konnte nur ein Gedanke sein: Hoffentlich war es wirklich eine gute Idee, Prax mitzunehmen.
    Auf der anderen Seite des Raumes pfiff Wendell und winkte ihnen. Er deutete auf Naomis Netzwerkzugang, den er mit einem Anschluss in der Wand verbunden hatte, und zeigte ihnen einen erhobenen Daumen.
    »Naomi, bist du da?« Holden zog das Laken wieder hoch und bedeckte den toten Jungen.
    »Ja, ich bin da.« Es klang etwas abgelenkt, weil sie die hereinkommenden Daten verarbeitete. »Der Datenverkehr in diesem Sektor ist verschlüsselt. Ich habe die Somnambulist darauf angesetzt, aber sie ist nicht halb so schlau wie die Rosinante . Es wird wohl eine Weile dauern.«
    »Versuch es weiter.« Holden gab Amos ein Zeichen. »Aber wenn Daten durch das Netzwerk laufen, ist noch jemand hier.«
    »Wenn du einen Augenblick wartest, kann ich dir die Überwachungskameras zeigen und dir einen aktuellen Grundriss liefern.«
    »Überspiele uns, was du hast und sobald du es hast, aber wir werden nicht warten.«
    Amos kam zu Holden herüber und tippte sich an das Helmvisier. Prax stand allein vor dem Glaskasten und starrte hinein, als gäbe es dort etwas zu sehen. Holden rechnete damit, dass Amos etwas über den Mann sagte, doch was dann kam, überraschte ihn.
    »Hast du auf die Temperatur geachtet, Käpt’n?«
    »Ja«, antwortete Holden. »Jedes Mal, wenn ich nachsehe, ist es schweinekalt.«
    »Ich war gerade drüben an der Tür«, fuhr Amos fort. »Da ist die Temperatur ein halbes Grad höher.«
    Holden dachte darüber nach und überprüfte es auf seinen eigenen Anzeigen. Er trommelte sich mit den Fingern auf das Bein.
    »Der nächste Raum ist wärmer. Sie heizen dort.«
    »Das denke ich auch«, stimmte Amos zu. Er nahm das große Automatikgewehr in beide Hände und entsicherte es.
    Holden winkte die restlichen Söldner von Pinkwater hinüber.
    »Anscheinend erreichen wir jetzt den bewohnten Teil dieser Anlage. Amos und ich gehen als Erste hinein. Ihr drei«, er deutete auf die Söldner, »folgt uns und deckt die Flanken. Wendell, Sie übernehmen die Nachhut und sorgen dafür, dass wir wieder hinauskommen, falls etwas schiefgeht. Prax …«
    Holden hielt inne und suchte den Botaniker. Prax war bereits zu der Tür geschlichen, die in den nächsten Raum führte, und hatte die Waffe gezogen, die Amos ihm gegeben hatte. In diesem Moment öffnete er gerade die Tür.
    »Ja, leck mich doch«, sagte Amos ohne besondere Betonung.
    »Verdammt«, fluchte Holden. »Los, los, los«, rief er und rannte zu der offenen Tür.
    Bevor er

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