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Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Titel: Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Worth
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ich ihn je gehört habe.
    Cynthia und ich, die vor Scham fast im Boden versanken, konnten die Pause, in der wir unsere Schwester nach Hause bringen würden, kaum erwarten. Ich biss vor Wut die Zähne zusammen und schmiedete im Stillen Mordpläne. Cynthia, die ein sanfteres Gemüt als ich hat, blieb geduldig und verständnisvoll. Doch es sollte noch schlimmer kommen.
    Die Musiker brachten den dritten Satz zu einem triumphalen Abschluss. Mit grandioser Geste riss der Cellist seinen Bogen nach oben und lächelte selbstbewusst ins Publikum.
    Die Pause, bis das Publikum zu applaudieren begann, dauerte nur wenige Sekunden, doch diese Zeit reichte Schwester Monica Joan für ihren Abgang. Sie erhob sich abrupt.
    »Das tut mir zu sehr weh. Ich ertrage es nicht einen Moment länger. Ich muss nach Hause.«
    Umgeben von hinabfallenden Stricknadeln ging sie an den Musikern vorbei und rauschte unter den Augen des versammelten Publikums den Mittelgang zur Tür hinunter.
    Das Publikum von Poplar brach in tosenden Applaus aus. Es wurde getrampelt, gerufen und gepfiffen – mehr konnte sich kein Musiker wünschen. Doch die beiden wussten und wir wussten – und sie wussten, dass wir wussten – dass dieser Applaus nicht ihnen oder ihrer Musik galt. Sie verbeugten sich steif mit einem grimmigen Lächeln und gingen ab.
    Mich ergriff blanke Wut. Ich habe großen Respekt vor Musikern, ich weiß, dass sie jahrelang üben müssen, und konnte für diese bodenlose Frechheit, hinter der ich eine Absicht zu erkennen glaubte, keine Entschuldigung finden. Ich hätte Schwester Monica Joan vor einigen Hundert Menschen schlagen können, und zwar fest. Ich muss vor Zorn gebebt haben, denn Cynthia sah mich entsetzt an.
    »Ich bringe sie nach Hause. Bleib du hier, such dir einen Stuhl weiter hinten und genieß den zweiten Teil.«
    »Ich kann nach dieser Vorstellung gar nichts mehr genießen«, zischte ich zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. Meine Stimme muss eigenartig geklungen haben.
    Sie lachte auf ihre weiche, warme Art. »Natürlich kannst du. Hol dir eine Tasse Kaffee. Als Nächstes kommt die Cellosonate von Brahms.«
    Sie sammelte die Stricknadeln auf, zog die Wolle zwischen den Stuhlbeinen hervor, packte alles in die Tasche, warf mir eine Kusshand zu und mit einem geflüsterten »Cheerio« rannte sie Schwester Monica Joan hinterher.
    Einige Tage oder vielleicht sogar Wochen vergingen, bis ich mich wieder überwinden konnte, mit Schwester Monica Joan zu sprechen. Ich war der festen Überzeugung, dass sie sich absichtlich vorgenommen hatte, das Konzert zu ruinieren und die Musiker bloßzustellen. Ich dachte an ihre Launen, wenn sie ihren Willen nicht durchsetzen konnte, ihr Schmollen, wenn man sie an etwas hinderte, und vor allem die unbarmherzigen Qualen, die sie Schwester Evangelina bereitete. Ich kam zu der Überzeugung, dass ihre scheinbare Senilität nichts weiter als ein großes Spiel zu ihrem persönlichen Vergnügen war. Ich beschloss, dass ich nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte. Wenn nötig, konnte ich ebenso hochmütig wie Schwester Monica Joan sein, also drehte ich mich immer weg, wenn wir uns begegneten, und sprach kein Wort mit ihr.
    Doch später geschah etwas, das keinen Zweifel mehr an ihrem Geisteszustand ließ.
    Es war etwa halb neun Uhr morgens. Die Schwestern und alle anderen Hebammen waren unterwegs zu ihren Morgenbesuchen. Chummy und ich waren die Letzten und wir standen schon in der Tür, als das Telefon klingelte.
    »Is da das Nonnatus House? Sid der Fisch hier. Ich dachte, Sie sollten vielleicht wissen, dass Schwester Monica Joan grad in nix als ihrem Nachthemd an meinem Laden vorbeigekommen is. Ich hab den Lehrling hinterhergeschickt, dass ihr nix passiert.«
    Ich hielt vor Schreck den Atem an und erzählte es Chummy. Wir ließen unsere Hebammentaschen fallen, griffen uns den Mantel einer der Schwestern vom Garderobenständer und rannten hinüber zu Sids Fischgeschäft. Kein Zweifel, dort lief im Zickzack über die East India Dock Road, der Lehrling des Fischladens ein paar Schritte hinter ihr, Schwester Monica Joan. Sie hatte nichts an als ein langes weißes Nachthemd mit langen Ärmeln. Ihre kantigen Schultern und Ellbogen zeichneten sich unter dem dünnen Stoff ab. Man hätte jeden ihrer Wirbel zählen können. Sie trug weder einen Bademantel noch Pantoffeln noch ihren Schleier. Dünne weiße Haarsträhnen auf ihrem fast kahlen Schädel wehten aufrecht im Wind. Es war ein kalter Morgen, ihre Füße waren

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