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Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Titel: Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Worth
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Bereitschaft?«
    Das war ich.
    Wir machten uns fertig zum Aufbruch. Ich war noch in der Ausbildung und wurde immer von einer ausgebildeten Hebamme begleitet. Schon als ich Schwester Bernadette das erste Mal bei der Arbeit beobachtete, wusste ich, dass sie eine begnadete Hebamme war. Ihr Wissen und Können ergänzte sich hervorragend mit ihrer Intuition und ihrem guten Gespür. Ich hätte ihr ohne das geringste Zögern mein Leben anvertraut.
    Gemeinsam ließen wir die gemütlich warme Atmosphäre eines köstlichen Weihnachtsessens hinter uns und holten ein Entbindungspaket und unsere Hebammentaschen aus dem Sterilisationsraum. Das Paket war eine große Schachtel mit Tupfern, Decken, wasserfestem Papier und so weiter, die in der Regel eine Woche vor dem errechneten Geburtstermin ins Haus gebracht wurde. Die blaue Tasche enthielt unsere Instrumente und Medikamente. Wir befestigten beides an unseren Fahrrädern und schoben sie hinaus. Es war kalt und windstill.
    Ich hatte London noch nie so still erlebt. Nichts regte sich, nur zwei Hebammen radelten die verlassene Straße entlang. Normalerweise ist die East India Road voll von schweren Güterlastwagen, die zu den Docks fahren oder von dort kommen, doch an diesem Tag wirkte die breite Durchgangsstraße in ihrer einsamen Ruhe majestätisch und schön. Nichts regte sich auf dem Fluss oder in den Docks. Kein Geräusch, nur hier und da der Schrei einer Möwe. Unvergesslich, in welcher Stille das mächtige Herz Londons dalag.
    Wir erreichten das Haus, Dave ließ uns herein. Durch das Fenster hatten wir einen riesigen Weihnachtsbaum, ein Kaminfeuer und einen Raum voller Menschen gesehen. Etwa ein Dutzend kleine Gesichter neugieriger Kinder drückte sich an die Scheibe, als wir ankamen.
    Dave sagte: »Betty ist oben. Es gab keinen Grund, alle nach Haus zu schicken, und sie wills auch nicht. Sie mag ein bisschen Leben im Haus. Findet, ’s hilft ihr.«
    Aus dem Vorderzimmer hörte man ein herzhaft gesungenes »Old MacDonald Had a Farm«, begleitet auf einem verstimmten Klavier. Alle Tiere kamen dank der zahlreichen Onkel und ihres Talents im Stimmenimitieren zu ihrem vollen Recht: das Pferd, das Schwein, die Kuh und auch die Ente. Die Kinder schrien vor Lachen und forderten lautstark Zugaben.
    Wir gingen nach oben in Bettys Zimmer, dessen Ruhe und Frieden in scharfem Kontrast zum Lärm im Erdgeschoss stand. Jemand hatte ein hell loderndes Feuer angezündet. Bettys Mutter hatte kaum Zeit gehabt, den Raum zur Entbindung vorzubereiten, doch sie hatte Wunder vollbracht. Alle Oberflächen waren gereinigt, Wechselbettwäsche lag bereit, es gab heißes Wasser und sogar die Wiege stand bereit. Bettys erste Worte waren: »Das wird noch in die Geschichte eingehen, was, Schwester?«
    Sie war eine fröhliche, bodenständige Frau, die alles in ihrem eigenen Tempo bewältigte. Sie vertraute Schwester Bernadette offenbar ebenso sehr wie ich.
    Ich öffnete das Entbindungspaket und deckte das Bett zuerst mit braunem, wasserfestem Papier und dann mit Bettlaken und Entbindungsunterlagen ab. Wir zogen unsere Kittel an, wuschen uns die Hände und Schwester Bernadette untersuchte Betty. Die Fruchtblase war eine Stunde zuvor geplatzt. Ich bemerkte einen Ausdruck großer Konzentration in Schwester Bernadettes Gesicht, dann schaute sie sehr besorgt. Sie schwieg einen Moment lang, zog ihre Handschuhe aus und sagte ruhig: »Betty, Ihr Baby befindet sich offenbar in einer Beckenendlage. Das heißt, dass der Po zuunterst liegt und nicht der Kopf. Das ist eine ganz normale Lage bis etwa zur fünfunddreißigsten Woche, doch dann dreht sich das Baby normalerweise und der Kopf liegt unten. Ihr Baby hat sich nicht gedreht. Zwar werden Tausende von Babys völlig gesund aus einer Beckenendlage geboren, aber es gibt ein größeres Risiko als bei einer Schädellage. Vielleicht sollten Sie eine Krankenhausgeburt in Erwägung ziehen.«
    Bettys Reaktion war so prompt wie entschieden. »Nein. Kein Krankenhaus. Ich bin bei Ihnen schon gut aufgehoben, Schwester. All meine Babys sind von den Nonnatuns entbunden worden und hier in diesem Zimmer auf die Welt gekommen, ich will es gar nicht anders haben. Was sagst du, Mum?«
    Ihre Mutter stimmte zu und erinnerte sich, dass ihr neuntes Mal auch eine Steißgeburt gewesen sei und dass ihre Nachbarin Glad nicht weniger als vier Kinder mit dem Arsch voran bekommen habe.
    Schwester Bernadette antwortete: »Nun denn, wir geben unser Bestes, aber ich werde Dr. Turner bitten zu

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