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Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Titel: Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Worth
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weinendes Baby.
    Auch mein Weihnachtsfest war anders als gewöhnlich. Zum ersten Mal in meinem Leben begann ich zu verstehen, dass Weihnachten ein Fest des Glaubens ist und nicht nur ein Anlass für maßloses Essen und Trinken. Alles begann Ende November, als man mir sagte, dass nun ein gewisser »Advent« begann. Mir bedeutete das nichts, doch für die Nonnen war es eine Zeit der Vorbereitung. Die meisten Leute bereiten sich auf Weihnachten vor wie Betty: mit dem Einkaufen von Speisen, Getränken, Geschenken und Leckereien. Die Nonnen bereiteten sich auf andere Weise vor, mit Gebet und Meditation.
    Das religiöse Leben findet im Verborgenen statt, also sah oder hörte ich nichts von dem, was vor sich ging, doch während die vier Adventswochen verstrichen, spürte ich allmählich intuitiv, dass etwas in der Luft lag. Ich konnte es nicht festmachen, aber genauso, wie sich ein Gefühl der Aufregung von Eltern auf ihre Kinder überträgt, so hatte ich mich von den Schwestern mit einem wahrhaftigen Gefühl der Ruhe, des Friedens und der freudigen Erwartung anstecken lassen, das ich als seltsam verstörend und unwillkommen empfand.
    Es erreichte seinen Höhepunkt, als ich an Heiligabend spät von meinen Abendbesuchen zurückkehrte. Schwester Julienne war da und sagte zu mir: »Kommen Sie mit in die Kapelle, Jennifer, heute haben wir die Krippe aufgestellt.«
    Ich wollte nicht so unhöflich sein zu sagen, dass ich keine Lust dazu hatte, also folgte ich ihr. Die Kapelle war bis auf zwei Kerzen bei der Krippe unbeleuchtet. Schwester Julienne kniete am Altar nieder, um zu beten. Dann sagte sie: »Unser gesegneter Heiland ist heute zur Welt gekommen.«
    Ich erinnere mich noch, wie ich die kleinen Gipsfiguren, das Stroh und all diese Dinge betrachtete und dachte, wie um alles in der Welt eine intelligente, gebildete Frau all das ernst nehmen konnte. Erlaubte sie sich einen Scherz?
    Ich glaube, ich murmelte etwas Höfliches, dass es eine sehr friedvolle Zeit sei, und wir gingen auseinander. In mir jedoch herrschte kein Frieden. Etwas nagte in mir, wogegen ich mich zu sträuben versuchte. War es damals oder erst später, dass mir der Gedanke kam: Wenn Gott wirklich existiert und nicht nur ein Mythos ist, dann muss es doch Auswirkungen auf das ganze Leben haben? Das war kein beruhigender Gedanke.
    Seit vielen Jahren hatte ich an Heiligabend irgendeine Mitternachtsmesse besucht, nicht aus religiösen Gründen, sondern wegen der Dramatik und Schönheit der Zeremonie. Bei der Konfession war ich nicht wählerisch. Als ich in Paris lebte, ging ich gewöhnlich wegen des schönen Gesangs in die russisch-orthodoxe Kirche in der Rue Darue. Die Weihnachtsmesse von elf Uhr abends bis zwei Uhr morgens zählt zu den großartigsten Musikerlebnissen meines Lebens. Die Liturgie mit ihren aufsteigenden Vierteltönen, gesungen von der Bassstimme des russischen Kantors, ist mir nie mehr aus dem Ohr gegangen, selbst jetzt, über fünfzig Jahre später nicht.
    Die Schwestern und das Laienpersonal gingen gemeinsam in der All Saints Church an der East India Road zur Mitternachtsmesse. Ich staunte, denn die Kirche war vollgestopft. Kräftige, zähe Werftarbeiter, abgebrühte Tagelöhner, kichernde Teenager in ihren Schnabelschuhen, ganze Familien mit Babys und kleinen Kindern, alle waren da. Es war eine gewaltige Menschenmenge. All Saints ist eine riesige viktorianische Kirche und an diesem Abend müssen um die fünfhundert Leute dort gewesen sein. Der Gottesdienst war so, wie ich es erwartet hatte – eindrucksvoll, schön, dramatisch, aber ohne jeden spirituellen Wert, jedenfalls nicht für mich. Ich fragte mich, warum. Warum lag für die guten Schwestern der ganze Sinn des Lebens darin, während es für mich nur ein gut aufgeführtes Theaterstück war?
    Am Weihnachtstag aßen wir gerade am großen Tisch versammelt zu Mittag, als das Telefon klingelte. Alle stöhnten. Wir hatten uns auf einen Tag Pause gefreut. Die Schwester, die den Anruf entgegengenommen hatte, kam und sagte, Dave Smith sei am Apparat, bei seiner Frau hätten offenbar die Wehen eingesetzt. Aus dem Stöhnen wurde ein erschrecktes Schnappen nach Luft.
    Schwester Bernadette sprang auf und rief: »Ich werde mal mit ihm sprechen.« Sie kam wenige Minuten später zurück und sagte: »Es scheinen tatsächlich Wehen zu sein. In der vierunddreißigsten Woche ist das sehr unglücklich. Ich habe Dr. Turner schon informiert, er wird sofort kommen, wenn wir ihn brauchen. Wer hat heute

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