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Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Titel: Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Worth
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andächtig die Seiten umblätterte und beim Lesen die Lippen bewegte, fand ich sehr berührend. Ich betrachtete sie und bewunderte die Tiefe ihres Glaubens, der eine solch hübsche junge Frau dazu bewegen konnte, dem Leben mit all seinen irdischen Freuden und Möglichkeiten zu entsagen, um den Weg der Religion einzuschlagen und in Armut, Keuschheit und Gehorsam zu leben. Die Berufung zur Krankenpflege und zur Geburtshilfe konnte ich nachvollziehen, denn beides faszinierte auch mich inhaltlich wie praktisch, doch wie man sich zu einem religiösen Leben berufen fühlen konnte, lag weit außerhalb meiner Vorstellungskraft.
    Betty stöhnte, als die nächste Wehe einsetzte. Schwester Bernadette lächelte, stand auf und ging zu ihr hinüber. Anschließend kehrte sie wieder zu ihrem Brevier zurück und alles, was man im Zimmer hörte, war das Ticken der Standuhr und das Klicken von Ivys Stricknadeln. Durch die Tür drangen weiterhin die Geräusche der Party, doch im Zimmer herrschte andächtige Stille.
    Ich saß im Schein des Feuers und ließ meine Gedanken in die Vergangenheit schweifen. Oft habe ich das Weihnachtsfest im Krankenhaus erlebt. Auch wenn man es sich vielleicht anders vorstellt, es war eine glückliche Zeit. Vor fünfzig Jahren ging es in Krankenhäusern noch viel herzlicher zu als heute. Die Hierarchie des Pflegepersonals war zwar sehr streng geregelt, aber jeder kannte jeden oder hatte ihn zumindest schon einmal gesehen. Die Patienten blieben viel länger im Krankenhaus, und da Krankenschwestern sechzig Stunden pro Woche arbeiteten, lernten wir sie auch als Menschen wirklich kennen. Zu Weihnachten waren alle sehr gelöst, und selbst gestrenge alte Stationsleiterinnen kicherten nach ein paar Sherrys mit den Schwesternschülerinnen. Es ging ein bisschen zu wie unter albernen Schulfreundinnen, alle waren bei guter Laune und es war unser Ziel, den Patienten mit oftmals schrecklichen Krankheiten ein paar schöne Stunden zu schenken.
    Meine beständigste Erinnerung an Weihnachten ist das Weihnachtsliedersingen an Heiligabend. Angeführt von der Oberschwester zog das gesamte Pflegepersonal singend von Station zu Station. Für die Menschen in den Krankenbetten muss es ein herrlicher Anblick gewesen sein. Manchmal waren es über hundert Schwestern, zwanzig oder mehr Ärzte und über fünfzig Hilfskräfte. Die Schwestern trugen ihre vollständige Tracht und wir hatten unsere Mäntel gewendet, sodass man das leuchtend rote Futter sah. Jeder hielt eine Kerze in der Hand. Wir gingen durch jede verdunkelte Station, wo in der Regel jeweils dreißig Betten standen, und sangen von der jahrhundertealten Weihnachtsgeschichte. So etwas gibt es in Krankenhäusern schon lange nicht mehr, geblieben ist allein die Erinnerung, doch es war wunderschön und ich weiß, dass viele Patienten Tränen der Rührung in den Augen hatten.

Eine Steißgeburt
    Die Zeit verstrich in aller Stille. Von unten konnte man »Aye, aye, aye, conga«-Gesänge vernehmen. Zuerst ging die Polonaise nur im Wohnzimmer herum, dann wurde der Lärm lauter und lauter, als die Menschenschlange die Treppe hinaufkam. Alle riefen so laut sie konnten und stampften im Takt mit den Füßen. Schwester Bernadette sorgte sich, dass der Lärm Betty stören könnte, doch sie sagte: »Nein, nein, Schwester. Ich hörs gern. Ich will doch gar nich, dass es im Haus so still is – es is doch Weihnachten.«
    Schwester Bernadette lächelte. Die letzten Wehen waren uns stärker vorgekommen und sie waren in kürzerem Abstand aufeinander gefolgt. Sie stand auf, untersuchte Betty und sagte zu mir: »Ich glaube, Sie sollten jetzt bitte lieber Dr. Turner anrufen gehen, Schwester.«
    Es war vier Uhr, als ich ihn anrief, und eine Viertelstunde später war Dr. Turner da. Ich war aufgeregt. Es war meine erste Steißgeburt. Betty verspürte allmählich den Drang zu pressen.
    Schwester Bernadette sagte zu ihr: »Du musst jetzt unbedingt vermeiden zu pressen, Liebes. Atme tief und versuch, dich zu entspannen, aber nicht pressen.«
    Wir zogen Kittel und Mundschutz an und wuschen uns erneut die Hände. Dr. Turner sah Schwester Bernadette an und sagte: »Übernehmen Sie diese Entbindung, Schwester. Ich bin da, wenn Sie mich brauchen.«
    Er hatte völliges Vertrauen in sie.
    Sie nickte und bat Betty, auf dem Rücken liegen zu bleiben und ihr Gesäß über das Fußende hinauszuschieben. Dann forderte sie mich und Ivy auf, je eins der Beine festzuhalten. Da ich noch in der Ausbildung war, erklärte

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