Callboys - Die Schönen der Nacht
Schlüssel auf die Handfläche, bevor er die Finger darüber schloss. „Ja.“
Mehr sagte er nicht. Ich wartete, dann schüttelte ich den Kopf und setzte mich hinter das Steuer. Ich sah zu, wie er fortfuhr, und winkte zurück, als er mir winkte. Als ich wenig später den Highway erreichte, hatte ich beschlossen, mir keinen Stress wegen Sam zu machen. Mein Telefon spielte „Don’t fear the Reaper“, und ich meldete mich.
„Sehr“, sagte Sam.
Und obwohl er sofort danach auflegte und der Anruf so kurz gewesen war, dass ich ihn mir womöglich eingebildet hatte, lächelte ich meinen ganzen restlichen Heimweg über.
Ich hatte erwartet, die Welt würde aufhören, sich zu drehen, wenn mein Dad meine Dateien öffnete und entdeckte, dass meine persönlichen Ausgaben unter anderem dafür draufgingen, mein Sexleben zu finanzieren, doch bis jetzt hatte ich noch keinen Ton von ihm gehört. Das Problem war, dass ich unter starken Laptop-Entzugserscheinungen litt und deshalb meinen privaten Computer unbedingt von meinem Dad zurückhaben wollte. Da mein Geschäftscomputer weiterhin verrücktspielte, setzte ich das PC-Problem an die erste Stelle meiner Prioritätenliste. Nach meinem Kundentermin am Morgen verbrachte ich anderthalb Stunden mit dem Versuch, meinen iMac wieder zum Laufen zu bringen, ohne von meinem Vater, von Shelly, die ungewöhnlich ruhig war, oder von Jared, der unten war und uns beiden aus dem Weg ging, unterbrochen zu werden. Glücklicherweise war mein Mac trotz der Probleme, die er gerade machte, ein Arbeitstier, das niemals irgendwelche Dateien verschwinden ließ, und nachdem ich herausgefunden hatte, was ich tun musste, um Zugriff auf die Programme zu bekomme und alles Mögliche angestellt hatte, ohne einen blassen Schimmer zu haben, worum es überhaupt ging, fuhr der Computer wieder ohne Probleme hoch. Nur für den Fall der Fälle sicherte ich all meine Dateien auf einem Memorystick, und als ich meinen Stuhl vom Schreibtisch abstieß, kam ich mir ein bisschen wie ein Genie vor.
Sam hatte mich drei Tage lang nicht angerufen, doch das überraschte mich nicht. Das schien seine persönliche Methode zu sein. Jeder Tag, der verging, ohne dass ich seine Stimme hörte, erinnerte mich nur noch mehr daran, warum ich keine echten Dates haben wollte. Er mochte mich, er mochte mich nicht. Ich mochte ihn, ich mochte ihn nicht. In meiner Fantasie plünderte ich eine ganze Wiese voller Gänseblümchen und fand doch keine vernünftige Antwort.
Als er mich schließlich anrief, klingelte wieder mein Handy und nicht das Telefon auf meinem Schreibtisch. Noch bevor ich das Gespräch annahm, wusste ich, dass er es war. Wer sonst würde mich während der Bürostunden auf dem Handy anrufen?
„Wie geht es dir?“, erkundigte er sich.
„Mir geht es gut, Sam. Und dir?“ Ich hörte das Gurgeln von Flüssigkeit und sein Schlucken und stellte mir vor, wie die glatte Haut seiner Kehle sich bewegte, wenn er trank.
„Gut, gut. Toll, genauer gesagt. Ich habe ein festes Engagement im Firehouse . Und die Zeiten überschneiden sich nicht mit meinem Lehrerjob.“
Er sagte das, als wäre es selbstverständlich, dass ich wusste, wovon er redete. „Du unterrichtest?“
„Ja. Ich habe einen Job bei Martin’s Music . Habe ich dir das nicht erzählt? Ich gebe Gitarren- und Klavierstunden. Oh. Und ich verkaufe auf Provisionsbasis Cellos und Geigen an Grundschüler. Ich denke nicht, dass du schon immer davon geträumt hast, Cello zu spielen?“
„Das kann ich nicht behaupten, nein.“ Durch meine Bürotür erhaschte ich einen Blick auf Shelly und Jared, die miteinander redeten. Er beugte sich über sie und stützte sich mit einer Hand an der Wand über ihrem Kopf ab. Interessant.
„Schade. Ich könnte dir ein günstiges Instrument beschaffen. Aber was sagst du dazu, wenn du kommst, um mich spielen zu sehen? Wir können zusammen ein paar Drinks nehmen. Zusammen herumhängen. Und wenn wir dann beide Lust auf überwältigenden Sex haben, können wir darüber reden.“
„In deiner Cowboy-Bettwäsche? Das wäre echt sexy“, stellte ich fest.
Wenn Männer und Frauen über Sex reden, entsteht eine gewisse Spannung. Von Angesicht zu Angesicht kann das zu viel sein. Oder sogar lächerlich. Doch am Telefon, wenn man nicht mehr hat als den Klang der Stimme des anderen und die eigene Fantasie, erscheint das Lächerliche plötzlich angemessen.
„Natürlich nicht. Wir müssten zu dir gehen. Ich kann dich nicht ins Haus meiner Mutter
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