Callboys - Die Schönen der Nacht
mitnehmen.“
„Ich nehme Männer nicht mit in mein Haus.“
„Nun, dann hätten wir ein Problem.“ Sam lachte in sich hinein. „Mir ist allerdings aufgefallen, dass du mir nicht gesagt hast, unglaublicher Sex wäre völlig undenkbar.“
Ganz egal, wie oft man isst, der Körper hat doch irgendwann einmal Hunger. Mit Sex ist es dasselbe. Ganz egal, wie oft du schon gekommen bist, irgendwann willst du es wieder tun.
„Ich wollte nicht die Luft aus deinem … Ego lassen.“
Sam brach in schallendes Gelächter aus. „Okay. Ich habe verstanden. Du hast einen festen Freund? Dann bring ihn doch mit.“
Ein weiteres Mal hatte er mich in Erstaunen versetzt. „Was?“
„Bring ihn mit. Es macht mir nichts aus.“
Ich hatte keine Ahnung, was ich darauf antworten sollte. Hatte ich sein Verhalten völlig falsch verstanden? Enttäuschung bohrte sich tief in meine Eingeweide, und ich hackte mit meinem Kugelschreiber auf die Platte meines Schreibtischs ein. „Es macht dir nichts aus, wenn ich einen festen Freund habe?“
„Nein.“ Ich hörte das Grinsen in seiner Stimme und konnte mir nur zu gut vorstellen, wie es aussah.
„Wenn ich also zusammen mit meinem Freund käme, würde dir das nicht das Geringste ausmachen?“
„Kein bisschen.“
Warum nicht? Obwohl ich es wissen wollte, schluckte ich die Frage hinunter. „Meinst du nicht, es könnte meinem Freund etwas ausmachen?“
„Irgendwie bezweifle ich, dass du deinem Freund, wenn du einen hast, erzählen würdest, dass du unglaublichen Sex mit mir haben möchtest.“
Ich schnaubte. „Wir wollen beide nicht, dass du schon wieder verprügelt wirst, nicht wahr?“
„Falsche Antwort, Grace. Ganz falsche Antwort. Heißt das, dass du kommst?“ Er klang höchst zufrieden mit sich.
„Vielleicht.“
Er lachte. „Dann sehe ich dich also dort.“
Ich legte auf und starrte eine Minute lang mein Handy an. Anschließend pflückte ich noch ein paar imaginäre Gänseblümchen, bevor ich meine Geschäftsdateien ausdruckte. Zwar wollte ich nicht unbedingt meinem Dad gegenübertreten, aber ich wollte meinen Laptop zurückhaben. Es war einfach zu bequem, im Bett liegend gleichzeitig fernzusehen, im Netz zu surfen und Kurznachrichten zu versenden und zu empfangen.
Ich rief im Haus meiner Eltern an, erreichte aber nur meine Mutter, die mir erzählte, mein Dad sei nicht da. Er war angeln gegangen. Ausgerechnet.
„Dad? Angeln?“
„Zusammen mit Stan Leary. Stan hat ein Boot.“ Meine Mutter erzählte das, als sei es keine große Sache, doch solange ich meinen Dad kannte, und das war mein ganzes Leben lang, war er niemals angeln gegangen. Oder hatte neben der Arbeit noch irgendwelche anderen großartigen Dinge getan, um es genauer zu sagen.
„Wann kommt er zurück?“
Meine Mom hatte keine Ahnung, aber sie schien nichts dagegen zu haben, dass ich vorbeikam, um meinen Ausdruck gegen meinen Laptop einzutauschen. Nachdem ich Shelly gesagt hatte, wohin ich wollte, sprang ich in den Van mit dem Firmenschriftzug. Ich brauchte nur zehn Minuten von dem Moment, in dem ich das Gespräch mit meiner Mutter beendet hatte, bis ich in ihre Auffahrt einbog, doch obwohl ich laut nach ihr rief, als ich die Küche betrat, bekam ich keine Antwort.
„Mom?“
Nichts. Ich schaute im hinteren Teil des Hauses nach, sah in ihr Schlafzimmer und in das kleine Extrazimmer, in dem die Kinder schliefen, wenn sie über Nacht blieben. Beide Räume waren leer. Auch als ich die Tür zum ausgebauten Keller öffnete, hörte ich von dort unten nichts.
Schließlich fand ich sie im Garten hinter dem Haus, wo sie mit einem Teeglas in der Hand auf einem Polsterstuhl saß. Melanie lag auf einem Handtuch mit Modepuppenmotiven und malte in einem Malbuch zum selben Thema. Simon schob einen Kipplaster vorwärts und rückwärts durch das Gras und machte Brummgeräusche dazu. Als er mich sah, sprang er freudig auf, schlang mir die Arme um die Taille und drückte mich fest.
„Hallo, mein Äffchen.“
„Tante Grace! Was hast du mir mitgebracht?“
„Nichts“, erklärte ich ihm. „Muss ich dir immer etwas mitbringen?“
Simon schien über meine Frage nachzudenken. „Es gefällt mir besser, wenn du mir was mitbringst.“
„Da könnte ich wetten. Hallo, Mom.“ Ich streckte ihr meinen Stapel zusammengehefteter Seiten entgegen. „Wo soll ich das hinlegen?“
„Oh. Ich denke, auf den Schreibtisch deines Vaters. Ich weiß nicht, was er damit vorhat.“
Simon war zu seinem Laster
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