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Callboys - Die Schönen der Nacht

Callboys - Die Schönen der Nacht

Titel: Callboys - Die Schönen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Hart
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zurückgekehrt.
    „Wo ist Hannah?“
    Meine Mom zuckte die Achseln. „Ich glaube, sie hatte einen Termin oder so etwas.“
    „Grandma lässt mich nachher Frankies Teddy sehen“, erzählte Simon mir im Flüsterton, als wollte er ein Geheimnis mit mir teilen.
    „Schon wieder?“ Ich sah meine Mom an, die lachte und die Schultern hochzog. „Aha. Dad ist angeln, hm?“
    Meine Mom nickte. „Ja. Er angelt.“
    „Wow.“ Ich fischte mir eine Handvoll Graham-Kräcker in Bärchenform aus der Schüssel, die neben meiner Nichte stand.
    Wieder lachte meine Mom. „Herzchen, ich habe deinem Dad gesagt, wenn er sich kein Hobby sucht, würde ich dafür sorgen, dass er wieder arbeitet.“
    Mein Dad hatte immer viel gearbeitet. Auch nachts und an den Wochenenden. Wir hatten gelernt, das Essen nicht für ihn warmzuhalten oder auf ihn zu warten, bevor wir die Kerzen ausbliesen und die Geschenke auspackten. Mein Dad war immer da gewesen, wenn wir ihn brauchten, aber auch nur dann und sonst eher selten.
    „Ich dachte, es würde dir gefallen, ihn häufiger zu Hause zu haben.“ Ich zermalmte den Kopf eines Bärchens zwischen den Zähnen.
    Meine Mutter warf mir unter hochgezogenen Brauen einen Blick zu. „Wir reden hier von deinem Dad, Grace. Er will meine Schränke umräumen und mir Ratschläge zu meinen Strickarbeiten geben. Ich liebe deinen Dad von ganzem Herzen, aber manchmal ist es leichter, jemanden zu schätzen, wenn er nicht die ganze Zeit direkt hinter dir steht.“
    Ich lachte. „Genau. Ich verstehe. Also dann, amüsiert euch gut. Ich muss wieder los.“
    Nachdem ich meinen Neffen, meine Nichte und Mom geküsst hatte, ging ich ins Haus, um die Papiere loszuwerden. Das Büro meines Dads war im dritten Schlafzimmer untergebracht, das ein wenig, aber nicht viel größer war als das unbenutzte Zimmer. Es war das einzige Zimmer im Haus, in dem meine Mutter nichts anrührte, und zwar nicht, weil sie es nicht wollte. Mein Dad hatte es ihr verboten, und das sah man.
    Es sah darin aus, als hätte dort jemand einen Tasmanischen Teufel losgelassen. In den Bücherregalen an einer Wand standen Bücher über Militärgeschichte und andere Sachthemen, an denen ich null Interesse hatte, während auf anderen Regalen halb fertige Modelle von Bürgerkriegssoldaten und Waffen aufgebaut waren. Der Schreibtisch, eine schlichte Holzplatte, die auf zwei Sägeböcken lag, verschwand unter Bergen von Zeitungen und Magazinen, darunter war alles von der New York Times bis People. Seit seinem „Ruhestand“ hatte mein Dad angefangen, in großem Stil zu lesen. Ich schob einen Stapel Papier zur Seite, um Platz für meinen Ausdruck zu schaffen, dann fing ich an, nach meinem Laptop zu suchen. Er war nicht auf dem Schreibtisch, da er aber nur einen 12-Zoll-Monitor hatte, war er nicht groß genug, um in dem Chaos aufzufallen.
    Er war nicht auf dem Schreibtisch oder auf dem Polstersessel in der Ecke unter der Leselampe. Er war nicht auf der Kommode, die ebenfalls von Massen von glattem, flatterigem Papier bedeckt war, das zu Boden fiel, als ich versuchte, es hochzuheben. Ich schaute mich im Zimmer um und entdeckte nirgendwo einen Hinweis auf meinen kleinen Laptop.
    Verdammt.
    Ich hatte aber auch keine Zeit, weiter nach ihm zu suchen, weil mein Handy klingelte und Shelly mir mitteilte, dass eine Todesnachricht eingegangen war und ich einen Toten abholen musste. Der Name der Familie sagte mir nichts. Ich trug Shelly auf, Jared auszurichten, er solle die Arbeit, mit der er gerade beschäftigt war, ganz gleich, worum es ging, beenden und in zehn Minuten auf dem Parkplatz auf mich warten.
    Als sie das hörte, stieß sie einen schrillen Ton aus.
    „Hast du ein Problem damit, Shelly?“
    „Nein, es ist nur … Ich meine …“
    Bei diesem Tempo würde ich dort sein, bevor sie den Mut gesammelt hatte, mit ihm zu sprechen. „Ruf einfach über die Gegensprechanlage im Balsamierungsraum an, und sag ihm, er soll nach oben kommen, Shelly. Das hast du schon tausendmal getan.“
    Wieder quietschte sie. Inzwischen war ich auf der Straße unterwegs und nur noch fünf Minuten von der Firma entfernt.
    „Shelly! Nun los. Sag ihm, dass er aus dem Haus kommen soll. Wir haben einen Auftrag!“
    Obwohl es unglaublich war, stotterte Shelly jetzt auch schon, wenn sie mit mir sprach, und das machte mir ein schlechtes Gewissen. „Kannst du ihn nicht auf seinem Handy anrufen?“, stieß sie abgehackt hervor.
    Ich bog in die Seitenstraße ein und anschließend in die

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