Callboys - Die Schönen der Nacht
Knoblauchbrot heraus. „Mach Platz, Sammy, ich will das da hinstellen.“
Sofort hüpfte Sam von der Arbeitsplatte und landete dicht neben mir. „Merkst du, was mein Bruder für einen schlechten Einfluss auf sie hat? Es heißt Sam, Elle. Sam.“
Der Blick, mit dem Elle ihn über die Schulter ansah, wirkte nicht sonderlich überzeugt, und sie beugte sich vor, um von dem Teelöffel, den Dan ihr hinhielt, die Soße zu probieren. „Gut. Sam. Beweg deinen Hintern, Sam, und deck den Tisch.“
Er schaute mich an. „Siehst du, wie gnadenlos ich ausgenutzt werde?“
Ich lachte und pikste ihm mit dem Zeigefinger in die Seite. „Armer Junge.“
Gemeinsam deckten wir den Tisch im Esszimmer. Ebenso wie bei mir, schien Sam sich auch hier wie zu Hause zu fühlen.
Er wühlte in den Schubladen herum oder brüllte in Richtung Küche, wo er ein Tischtuch, Servietten und das Tafelsilber finden konnte. Ich war mir nicht sicher, ob Dan und Elle vorgehabt hatten, das Abendessen mit so viel Prunk zu servieren, aber ich konnte nicht aufhören zu lachen, als Sam das hässlichste Paar Silberleuchter hervorholte, das ich jemals gesehen hatte, und mitten auf den Tisch stellte.
„Voilà.“ Er küsste seine Fingerspitzen. „Die Tafel ist bereit.“
„Was, zur …“ Dan blieb mit einer großen Schüssel voll dampfender Pasta in der offenen Tür stehen. „Himmel, Sammy. Wo, zur Hölle, hast du die gefunden?“
Elle linste über Dans Schulter und fing an zu lachen. „Oh Gott. Die hat mir meine Mutter zur Hochzeit geschenkt. Stell sie sofort wieder weg, Sam.“
Sam schüttelte den Kopf. „Was habt ihr denn? Sie sind … chic.“
„Feiner Pinkel“, erklärte Dan und stellte die Schüssel auf den Tisch.
„Selber Pinkel“, erwiderte Sam und spreizte die Finger seiner beiden Hände.
Elle drängte sich zwischen den Brüdern durch, steckte zwei dicke weiße Kerzen in die Leuchter und zündete die Dochte an. „Setzt euch hin und esst. Ignorier die beiden einfach, Grace.“
Keiner schien auch nur einen Gedanken daran verschwendet zu haben, was ich wohl denken mochte oder ob man mich tatsächlich in das einbeziehen sollte, was offenbar trotz der Prügeleien eine einander nahestehende Familie war. Ich fragte mich, was Sam ihnen über mich erzählt hatte. Die Stimmung war nicht so, als würden die Gastgeber versuchen, mich vorsichtig auszuforschen oder mich von vornherein akzeptieren. Oder ablehnen. Sie nahmen meine Anwesenheit als selbstverständlich hin.
Das Abendessen war schön, mit guten Speisen und einer immer gröber werdenden Unterhaltung. Sam und Dan umkreisten einander mit Worten, schlugen zu, wann immer es möglich war, und obwohl ich eine unterschwellige Aggression zwischen ihnen spürte, blieben sie die meiste Zeit gutmütig. Elle war sehr ruhig, verfügte aber über jenen trockenen Humor, den ich immer bewunderte, aber niemals selber hinbekam, doch sie hielt die Brüder mit ihren subtilen, scharfzüngigen Kommentaren unter Kontrolle, während ich nichts anderes tun konnte, als über Sams Grimassen und Dans großspurige Gesten zu lachen. Niemand behandelte mich, als wäre ich Sams Freundin, was mich zu der Ansicht brachte, dass er ihnen erzählt hatte, ich sei genau das.
„Sammy hat hier in der Gegend demnächst noch ein paar Auftritte.“ Dan hielt Elle sein Glas zum Nachschenken hin. „Hast du ihn schon einmal spielen hören, Grace?“
„Ja, das habe ich.“ Mit einer abwehrenden Handbewegung lehnte ich ein weiteres Glas Wein ab. Obwohl ich Jared den telefonischen Bereitschaftsdienst überlassen hatte, wollte ich nüchtern bleiben. Außerdem hatte ich bemerkt, dass Sam fast ohne Pause ein Bier nach dem anderen getrunken hatte.
„Der Bastard ist gar nicht so schlecht, stimmt’s?“ Dan grinste Sam an, der ihm beide Mittelfinger zeigte.
Elle erhob sich, um den Tisch abzuräumen, ich stand ebenfalls auf, und sie winkte ab, als Dan auch aufstehen wollte. „Spiel mit deinem Bruder.“
In der Küche öffnete sie den Geschirrspüler. „Als wir das letzte Mal zusammen zu Abend gegessen haben, endete es damit, dass sie sich in der Küche eine Schwammschlacht lieferten. Ich räume lieber selber die Küche auf, als die ganze Nacht aufzuwischen.“
„Das kann ich gut verstehen.“ Aus dem Esszimmer waren eine Reihe von Beleidigungen zu hören. Als ich Elle ansah, lächelte sie.
„Ich glaube nicht, dass sie sich prügeln. Jedenfalls nicht heute.“ Gemeinsam räumten wir den Tisch leer und machten in der Küche
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