Callboys - Die Schönen der Nacht
hast mich zu Tode erschreckt“, beschwerte ich mich, während ich mich abwandte, um nach einer Vase zu suchen, was mir eine gute Entschuldigung bot, mein heißes Gesicht vor ihm zu verbergen. „Niemand benutzt jemals diese Tür.“
„Ja, das habe ich bemerkt.“ Ohne zu fragen, schloss Sam die Tür ab und schob das Regal wieder davor, wobei nur ein Topf und ein Schneebesen herunterfielen. Beide krachten geräuschvoll auf den Boden, aber nicht auf seine Füße, und er hob sie wieder auf und stellte sie weg, während er mich angrinste. „Ich dachte, das ist besser, als einfach unten zu klingeln. Dramatischer.“
„Es war dramatisch genug.“ Ich lockerte die samtigen Blütenblätter auf und beugte mich noch einmal hinunter, um an ihnen zu riechen. „Man sollte meinen, dass ich den Duft von Lilien hasse, nachdem ich die ganze Zeit mit ihnen zu tun habe.“
Auch Sam beugte sich über die Blumen, roch an ihnen und nieste laut. „Ich dachte, wenn du den Duft in deinem Schaumbad magst, magst du auch die Blumen.“
Ich fragte ihn nicht, wann er sich meine Körperpflegeprodukte angesehen hatte. Vom Niesen waren seine Augen feucht, und seine Nase war ein wenig gerötet, und er sah unglaublich anziehend aus. So sehr, dass ich mich abwandte und tat, als würde ich die Blumen noch einmal ordnen.
Ich kannte diese Gefühle. Das wilde Hüpfen meines Herzens. Das Brennen meiner Wangen.
Verdammter Mist, ich war zurück in der Highschool und schwärmte für den Kapitän des Footballteams.
„Bereit zum Gehen?“
Ich hob den Kopf. „Ja. Bin ich passend angezogen?“
Er hatte mir nicht gesagt, wohin wir gehen würden. Daher hatte ich einen engen schwarzen Rock und eine leuchtend pinkfarbene Bluse gewählt, weil ich der Meinung war, damit überall hingehen zu können und immer noch lässig genug gekleidet zu sein, um mich auch in einer weniger förmlichen Umgebung nicht unbehaglich zu fühlen. Der Ausdruck auf Sams Gesicht verunsicherte mich allerdings. Er ging um mich herum, schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn.
„Nein?“, fragte ich.
„Es wird mir verdammt schwerfallen, meine Hände bei mir zu behalten.“ Er hob den Kopf.
„Nun“, erwiderte ich und stemmte eine Hand in die Hüfte, „wer sagt, dass du das tun musst?“
„Wir wollen meinen Bruder nicht schockieren, oder?“ Sam griff nach meiner Hand. „Er wird ohnehin schon sauer auf uns sein, weil wir zu spät kommen werden.“
„Wir gehen zusammen mit deinem Bruder essen?“ Ich sammelte meine Handtasche und die leichte Jacke ein, während er mich zur Tür führte. „Sind wir spät dran?“
„Wenn wir verabredet sind, komme ich nie pünktlich“, erklärte Sam, während ich die Tür zu meinem Apartment abschloss und wir die Treppen hinabgingen. „Er würde einen Herzinfarkt bekommen.“
Ich persönlich mochte es nicht, zu was auch immer zu spät zu kommen. „Ich dachte, du und dein Bruder versteht euch nicht“, wunderte ich mich und schloss die Haustür ab.
„Warum? Weil er mich verprügelt hat?“
„Nun … ja.“ Sein Wagen stand direkt neben Betty und zeigte mir ein weiteres Mal, was ein wenig Liebe und Mühe für mein armes altes Auto hätten tun können.
„Nö.“ Er öffnete mir die Beifahrertür und wartete, bis ich eingestiegen war, um die Tür auch wieder zu schließen.
„Ihr habt also eure Probleme gelöst?“ Ich sah ihn an, während er sich auf den Fahrersitz setzte, und er schenkte mir ein Lächeln.
„Natürlich.“ Der Camaro erwachte mit einem Röhren zum Leben, das ich tief in meinen Eingeweiden spürte. Vielleicht war es aber auch die Art, wie Sam seine Hand an meinem Schenkel heraufgleiten ließ, auf die ich so heftig reagierte. „Für den Augenblick.“
Dan Stewart lebte in Harrisburg, doch obwohl ich schon viele Male selber die Route 322 durch Hershey gefahren war, erschien mir die Strecke mit Sam am Steuer viel kürzer. Er sang mit dem Radio mit, dichtete die Texte um und forderte mich heraus, dasselbe zu tun. Meine Stimme war nicht so gut wie seine, aber ich war besser als er im Erfinden von Reimen aus dem Stegreif, und mehr als einmal streckte Sam anerkennend den Daumen in die Luft.
Er war ein guter Fahrer, der selten den Blick von der Straße nahm. Das hieß, ich konnte ihn anstarren, solange ich wollte. Und ich wollte ziemlich lange. Allerdings erwischte er mich, als er vor einem hübschen kleinen Haus in einem älteren Stadtteil anhielt. Das Schlimmste dabei war, dass er kein bisschen überrascht zu
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