Callboys - Die Schönen der Nacht
Duane gut im Bett ist, wenn es niemanden gibt, mit dem ich ihn vergleichen kann?“
„Also … in der Nacht, als er seinen Knöchel verletzt hat, hast du …“
„Ich habe.“ Zögernd setzte Shelly eine triumphierende Miene auf.
Während ich meine Bierflasche leer trank, sah sie mich ängstlich an. „Und wie war es?“, fragte ich schließlich.
Wieder quollen ein paar Tränen aus ihren Augen, doch sie wischte sie fort. „Wunderschön.“
Ich verstand sehr gut, was ihr Problem war. Schlimm genug, dass sie ihren Fast-Verlobten betrogen hatte. Schlimmer, dass der Sex so toll gewesen war. „Schlechten Sex kannst du abhaken. Guter Sex ist schwerer zu vergessen. Toller Sex? Fast unmöglich.“
„Ich dachte, ich bringe es einfach hinter mich und dann könnte ich aufhören, die ganze Zeit an ihn zu denken“, erklärte sie mir. „Dass ich mir selbst etwas beweisen könnte, wenn wir es miteinander täten. Und ich habe mir etwas bewiesen. Aber es war der falsche Beweis!“
Ich biss in meine Pizza und kaute langsam, während ich darüber nachdachte, was ich ihr antworten sollte. „Was willst du nun also tun?“
„Was sollte ich tun?“
„Seit wann bin ich Expertin für Beziehungsfragen?“ Ich stand auf, um meinen Teller in meine launenhafte Geschirrspülmaschine zu stellen. „Falls du es nicht bemerkt hast, ich habe keinen festen Freund, ganz zu schweigen von zweien.“
„Jared ist nicht mein fester Freund“, stellte Shelly klar, aber es klang wie ein automatischer Widerspruch und nicht sonderlich überzeugend. „Und ich bin nicht dumm, musst du wissen.“
Ich wandte den Kopf, um sie anzusehen. „Ich habe dich nie für dumm gehalten.“
Sie erwiderte meinen Blick. „Du kannst mir nicht erzählen, dass du keinen Freund hast oder jemanden, den du irgendwo versteckst. Glaubst du, ich hätte nicht längst herausgefunden, wo du an den Tagen hingehst, an denen du nicht im Büro bist? Und was ist mit Sam?“
„Shelly, du weißt nicht wirklich, was ich tue.“
„Du gehst jedenfalls nicht zum Bingospielen“, schnaubte sie. „So viel weiß ich jedenfalls.“
„Nein“, gab ich zu. „Aber ich treffe auch nicht meinen Freund.“
„Du triffst irgendjemanden“, stellte sie mit einem trotzigen, unruhigen Blick fest.
„Ja.“ Das war alles, was ich preisgab, keine weiteren Erklärungen, ganz gleich, wie hoffnungsvoll sie mich ansah. Wann genau war ich ihre Beraterin geworden?
„Grace, bitte“, flehte Shelly. „Ich könnte wirklich einen Ratschlag gebrauchen.“
Ich setzte mich wieder ihr gegenüber an den Tisch. „Liebst du Duane?“
Shelly nickte, aber sehr langsam. „Das habe ich immer gedacht.“
Mist. „Liebst du Jared?“
Viel zu rasch schüttelte sie den Kopf. „Nein. Natürlich nicht.“
„Warum natürlich nicht? Jared ist süß, er ist lustig. Er ist klug. Und er ist ein netter Kerl. Du sagst ‚natürlich nicht‘, als wäre er der Glöckner von Notre Dame.“
Das entlockte ihr sofort wieder ein hoffnungsvolles Lächeln. „Er ist süß.“
„Ich wünschte, ich wüsste die richtige Antwort für dich, Shelly. Wirklich. Aber Tatsache ist … wenn ich dir einen Rat geben würde …“ Sie wartete. Ich zögerte.
„Ja?“, drängte sie.
„Du fragst die falsche Person“, erklärte ich ihr schließlich, nachdem das Ticken der Uhr schon viel zu lange das einzige Geräusch im Zimmer gewesen war. „Ich habe nicht vor, jemals zu heiraten, und will noch nicht mal einen Freund, einen festen Freund, haben, also bin ich wirklich nicht diejenige, die dir einen Rat geben sollte.“
„Ich habe so ein schreckliches Kuddelmuddel veranstaltet“, jammerte sie. „Und ich kann es Duane nicht sagen. Es würde ihn verletzen, und er würde mit mir Schluss machen.“
„Wahrscheinlich. Aber vielleicht ist das genau das, was du willst“, gab ich zu bedenken.
Für den Fall, dass Shelly wieder anfing zu weinen, hatte ich vor, den Wodka hervorzuholen, aber sie schniefte nur ein bisschen und verbarg für einen Moment ihr Gesicht in den Händen. Dann stand sie mit einem Seufzer vom Tisch auf.
„Ich sollte nach Hause fahren.“
„Kannst du denn fahren?“
„Ich weiß, dass ich aussehe, als würde ich noch zu den Pfadfindern gehen, aber ein halbes Bier macht mich nicht fahruntüchtig.“
Ich hatte ihren geistigen Zustand gemeint und nicht das Bier, aber ich lachte trotzdem. „Ich wollte es nur überprüfen.“
„Soll ich noch helfen, das hier aufzuräumen?“ Sie wedelte mit der Hand in
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