Callboys - Die Schönen der Nacht
helfen.“
Wieder seufzte ich, während der Rechner erneut träge hochfuhr. „Ich muss auflegen, Dad. Ich glaube, mein Computer ist kaputt.“
Ich war sicher, dass ich mir den winzigen Beiklang von Triumph nicht einbildete, als er sagte: „Ich habe nie einen Computer gebraucht, um meine Firma zu führen.“
„Klar, okay, von hinten, ohne Vorwarnung, vielen Dank.“ Ich sah zu, wie der Bildschirm ein weiteres Mal schwarz wurde, dann erschien die Fehlermeldung wieder.
„Ich weiß nicht, was du damit sagen willst, aber ich mag deinen Ton nicht.“ Er sagte nicht „junge Dame“, aber der entsprechende Tadel war trotzdem in seinem Satz enthalten.
„Dad!“, schrie ich und senkte meine Stimme, bevor ich weitersprach. „Du bringst mich auf die Palme! Wenn du kommen und meine Bücher überprüfen möchtest, dann mach das. Aber ich sage dir jetzt schon, dass alles in bester Ordnung ist. Ich werde nicht verhungern, und ich werde die Firma auch nicht in den Ruin treiben!“
Wieder einmal machte mich Shellys diskretes Hüsteln darauf aufmerksam, dass sie in der Tür stand. Geschickt signalisierte sie mir per Zeichensprache, dass mein Termin eingetroffen war. „Ich muss Schluss machen, Dad.“
„Ich versuche nur zu helfen“, erklärte mein Dad in beleidigtem Ton.
Nun gab ich doch klein bei. „Ich weiß. Komm heute Nachmittag. Wenn es mir gelingt, den Computer zum Laufen zu bringen, kannst du mit der Buchhaltung anstellen, was immer du willst, okay?“
Beschwichtigt, aber nicht beruhigt stimmte mein Dad zu und legte auf, während ich aufstand, um das Paar zu begrüßen, das gekommen war, um mit mir über die Beisetzung einer unverheirateten Tante zu sprechen. Die restlichen Stunden des Tages flogen in einem Wirbel aus Terminen, Gedenkfeiern und Todesnachrichten dahin. Erst kommt nichts, und dann kommt alles auf einmal, hatte mein Dad immer gerne gesagt. Die Geschäfte im Bestattungswesen waren nicht vorhersehbar. Als ich nach der dritten Beisetzung an diesem Tag den Leichenwagen auf den Parkplatz lenkte, taten mir die Füße weh, obwohl ich keine allzu hohen Absätze trug, und mir knurrte der Magen.
Zwar war ich viel später dran als üblich, aber Shelly hatte dennoch auf meine Rückkehr gewartet. Sie hatte ihren Schreibtisch so ordentlich aufgeräumt, dass er einen deutlichen Kontrast zu dem Durcheinander bildete, das mich auf meinem erwartete. Jared hatte mich zu der letzten Trauerfeier nicht begleitet, und ich hatte seinen Wagen nicht auf dem Parkplatz gesehen, was bedeutete, dass er Shelly nicht nach Hause fahren würde.
„Es ist spät“, bemerkte ich und hängte die Schlüssel für den Leichenwagen an ihren Haken. „Du solltest nach Hause gehen.“
„Ich weiß.“ Sie lächelte mich an, aber nur ein ganz kleines bisschen. „Ich wollte nur sichergehen, dass du heil wieder zurückkommst.“
Seltsam, dass Shellys gluckenhaftes Verhalten mir nicht so sehr auf die Nerven ging wie das meiner Familie. „Ich bitte dich! Du musst doch nicht auf mich warten. Holt Duane dich ab?“
„Nein, ich bin selbst mit dem Wagen da.“
Ich sah ihr dabei zu, wie sie ein letztes Mal unnötigerweise auf ihrem Schreibtisch Ordnung machte, aufstand und nach ihrer Strickjacke griff, die über der Stuhllehne hing. „Ich dachte, dass Jared dich normalerweise nach Hause fährt.“
Mit flinken Fingern knöpfte sie die Strickjacke bis oben zu, obwohl das Wetter mild war. Dann nahm sie ihre Handtasche und fing an, darin herumzuwühlen. „Nicht mehr.“
„Shelly?“
Sie hob den Kopf und sah mich an.
„Möchtest du darüber reden?“
Ihr diese Frage zu stellen war gleichzeitig richtig und falsch gewesen. Shelly brach in lautes Schluchzen aus und sank wieder zurück auf ihren Stuhl, dann verbarg sie ihr Gesicht in ihren verschränkten Armen auf der Schreibtischplatte. Das war nicht unbedingt die Reaktion, mit der ich gerechnet hatte, obwohl ich hätte wissen sollen, dass dieses Verhalten bei Shelly möglich war. Ich streifte die Jacke meines Hosenanzugs ab und hängte sie an die Garderobe, dann griff ich nach der Schachtel mit den Papiertaschentüchern und fing an, ihr eines nach dem anderen zu reichen.
„Oh … Graaaaaaace“, heulte Shelly in die Höhle, die sie mit ihren Arme bildete, um ihr Gesicht darin zu verstecken. „Oh … ich bin so … so … so!“
Ich setzte mich auf die Ecke ihres Schreibtischs und tätschelte ihre Schulter. „So was bist du?“
„Durcheinander“, stieß sie unter weiterem Geheul
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