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Callgirl

Callgirl

Titel: Callgirl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Angell
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Fulcher, und er wollte zum Glücksspiel nach Foxwoods. Dorthin sollte ich ihn begleiten. Drei Tage und zwei Nächte, für ein Earth, Wind & Fire-Konzert und, wenn ich wollte, eine Massage und eine Wellnessbehandlung. Sei einfach die Frau an meiner Seite, sagte er.
    Peach hatte bereits eine Pauschale vereinbart (man kann ein ganzes Wochenende nicht nach Stunden abrechnen), und es klang nach einem verlockenden Angebot. Drei Tage weg von der City im größten Kasino der Welt und einen Gehaltsscheck von 1000 Dollar. Ich dachte nicht lange darüber nach. Ich konnte ein paar Tage Urlaub gebrauchen.
    Also fuhr ich mit Jerry am darauf folgenden Wochenende nach Foxwoods.
    Wir fuhren gemeinsam. Das war Jerrys Idee gewesen, und ich hatte den Vorschlag ohne viel zu überlegen akzeptiert. Schon wieder ein Fehler. Aber woher hätte ich das wissen sollen? Dies war Neuland für mich.
    Um nach Foxwoods zu kommen, fährt man über langweilige Highways und dann über Nebenstraßen, die aussehen, als würden sie nirgendwo hinführen, und dann ist man plötzlich da. Parkplatz an Parkplatz umringt die Anlage wie ein Burggraben, und pastellfarbene Shuttlebusse fahren ständig zwischen ihnen und der »Burg«, die oben auf einer Anhöhe liegt, hin und her.
    Nicht zufällig, wie ich vermute, sieht das Kasino aus wie die Disney-Variante des Dornröschenschlosses – allerdings in XXXL. Der Ort weiß einfach nicht, wann es genug ist: unzählige Giebel und Balkone und Türmchen und endloses Glas, in dem sich das Grün der Büsche und Bäume widerspiegelt (wir bewegen uns immer noch in der Dornröschenanalogie, falls Sie gerade nicht aufgepasst hatten). Alles ist sauber, und jeder ist glücklich. Alle Angestellten sind so keck und quietschvergnügt, als wären es lauter verhinderte Mickeymäuse.

    Aber was soll’s, ich war ja schließlich auch zum Arbeiten da. Quietschvergnügt und sexy, ganz wie’s beliebt.
    In unserem Zimmer wartete ein Strauß frischer Blumen mit einer Karte darin, auf der »Tia« stand, was, wie ich zugeben muss, eine gewisse Klasse hatte. Leider fand Jerry das auch und wurde nicht müde, es mir immer wieder zu erzählen. Es geht doch nichts über einen Mann, der einem ständig sagt, wie subtil er ist.
    Ich wollte duschen und mir nach der langen Fahrt ein bisschen die Beine vertreten, aber erst mussten wir das Bett ausprobieren, was länger dauerte als erwartet. Jerry war abgelenkt, und das ist in meiner Branche keine wirklich gute Voraussetzung für erfolgreiches Arbeiten. Nach einer längeren Sitzung, die ein schweißtreibendes Konditionstraining meinerseits umfasste, kam er schließlich. Sofort danach setzte er sich auf und erklärte den Grund für seine Abgelenktheit. »Ich habe nachgedacht. Ich glaube nicht, dass sie mir jeden Rabatt gewährt haben, der mir mit meiner Wampum-Karte zusteht«, verkündete er in energischem Ton. »Das muss ich gleich mal klären.« Mit diesen Worten scheuchte er mich aus dem Bett und drängte darauf, dass wir uns anzogen und an die Rezeption gingen.
    Ich stand neben ihm, als er zehn Minuten lang mit einer der Mausketiere herumstritt (der man dafür Anerkennung zollen muss, da sie die ganze Zeit nichts von ihrer Munterkeit verlor). Der ganze Aufstand drehte sich um einen Preisnachlass von 20 Dollar, der ihm – wie sich letztendlich herausstellte – nicht zustand, den man ihm aber trotzdem gewährte, um ihn loszuwerden. Mir war das Ganze hochgradig peinlich, auch wenn wir nur von den Mausketieren und einigen Glücksspielern beobachtet wurden.
    Wie sich noch zeigen sollte, war dies erst der Anfang der Peinlichkeiten.
    Nach diesem Wochenende hatte ich großes Verständnis für Callgirls, die sich grundsätzlich nur an privaten Orten mit ihren
Klienten treffen. Keine Restaurants, keine Konzerte, keine Reisen. Es sprach einiges dafür. Viele Männer brauchen einen Förderkurs in allgemeinen Umgangsformen, bevor man sich mit ihnen in der Öffentlichkeit zeigen kann.
    Wir nahmen unser Abendessen in Cedars Steak House ein, ein Bereich des Kasinos, das den Bedford Falls oder einem ähnlich perfekten und ähnlich fiktiven Ort nachempfunden ist. »Du kannst dir alles bestellen, was auf der Speisekarte steht«, erklärte Jerry überschwänglich. »Auch das Teuerste. Das ist, glaub ich, der Hummer. Genau, bestell mal den Hummer! Den kriegen wir umsonst mit meiner Wampum-Karte.«
    Ich bestellte den Hummer. Ich ließ mich auf keine Diskussion über das Thema ein, ob der Besitz einer Wampum-Karte, die

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