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Calling Crystal

Calling Crystal

Titel: Calling Crystal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joss Stirling
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schüttelte den Kopf. »Sie fallen wirklich auf – mit Goldsprengseln und einem Hauch von Haselnuss und Grün. Du bist wie ein Chamäleon; wie du auf Fotos rüberkommst, hängt total davon ab, welche Farbnuance du trägst.«
    Unsere Gastgeberin kehrte zurück und schwebte an uns vorbei in die Küche. »Und hat noch jemand Platz für ein Eis?«
    »Ja, ich bitte«, erwiderte Lily. »Ich habe Crystal gerade gesagt, dass sie über eine Modelkarriere nachdenken sollte.«
    Aus der Küche hörte man, wie eine Tiefkühltruhe geöffnet wurde. Die Signora kam mit einer Packung hausgemachter Eiscreme zurück, die sie in dem kleinen Laden gleich um die Ecke gekauft hatte. »Ich sage dem Mädchen ja auch schon, dass sie das Aussehen dafür hat, aber sie will mir einfach nicht glauben.«
    Ich half beim Herausräumen der Dessertschalen, wunderschönes antikes Geschirr mit einem goldenen Blattmotiv am Rand. »Allmählich fangen Sie an, mich zu überzeugen«, sagte ich, »aber ich habe immer gedacht, mein Gesicht wäre zu breit.«
    »Genau das ist ja der Knackpunkt«, sagte Lily. »Denk doch nur mal an Julia Roberts oder Anne Hathaway – die haben beide einen Mund in der Größe eines Flugzeugträgers, aber ihrer Karriere hat’s nicht geschadet.«
    Lily nahm eine große Portion Eiscreme entgegen und ich fuhr mir mit der Fingerspitze verschämt über die Lippen. Flugzeugträger? »Ich kenne ein paar Leute in der Modelbranche. Wenn du Interesse hast, lass ein paar Porträtbilder von dir machen und ich schicke sie rum. Oder besser gesagt: Ich bestehe darauf. Ich bitte einen der Fotografen am Set, das zwischendurch und umsonst zu machen. Ich habe so eine gewisse Vorahnung, was dich angeht, und ich will dann damit angebenkönnen, dass ich dich entdeckt habe, wenn du erst mal reich und berühmt bist.«
    Die Signora zog einen Flunsch. » Ich habe sie entdeckt.«
    Die beiden Frauen lächelten mich erwartungsvoll an.
    Was sollte ich darauf erwidern? »Ähm, danke.«
    »James hat ja bereits erwähnt, dass man am Set viel rumstehen und warten muss; jetzt wissen wir, was du mit deiner Zeit anfangen kannst, oder?« Lily bohrte ihren Löffel in die cremige Masse. »Fabelhaftes Eis, Maria.«
    Ich half noch beim Aufräumen, und als ich meine eigene Wohnungstür aufschloss, war es fast Mitternacht. Ich war geradezu lächerlich glücklich und tanzte mit Barozzi einen kleinen Walzer in der Küche, doch er schien alles andere als begeistert. Zappelnd wand er sich aus meinen Armen und verschwand durchs Fenster nach draußen. Seitdem Xav mir den Floh ins Ohr gesetzt hatte, dass etwas mit mir nicht stimmte, hatte ich das Gefühl gehabt, keine Zukunft zu haben, zumindest nicht als Savant. Lily und die Signora hatten mir heute die Augen geöffnet, dass ich nicht notwendigerweise denselben Weg einschlagen musste wie der Rest meiner Familie; die Mehrheit der Bevölkerung lebte ein glückliches erfülltes Leben in einer normalen Welt ohne besondere Begabungen. Ich könnte mir einen Namen machen und meine mangelnden Savant-Fähigkeiten würden nicht länger ins Gewicht fallen. Alles, wasich tun musste, war, ein paar Türen aufzustoßen, die man mir zeigte. Vielleicht würde sich am Ende ja herausstellen, dass Modeln gar nicht mein Ding war, aber es war trotzdem erst mal ein Anfang.
    Ich wollte gerade meine Nachttischlampe ausknipsen, als mir mein Telefon mit einem kurzen Aufleuchten anzeigte, dass ich eine Nachricht von Diamond erhalten hatte.
    Komme morgen an. Wenn du Zeit hast, bereite bitte zwei Gästebetten vor. Liebe Grüße, D.
    Zwei? Trace plus eins. Ich vermutete, dass Androkles mit von der Partie war, um herauszufinden, warum ihm der Löwe keinen Tatzen-Bericht erstattet hatte. Verdammt. Und dabei war das so ein guter Tag gewesen!
    Ich hinterließ Diamond einen Zettel auf dem Küchentresen, auf dem stand, dass ich bis spätabends bei der Arbeit wäre. Als Signora Carriera am Nachmittag andeutete, dass Rocco ein kleiner Spaziergang guttäte, ergriff ich nicht wie normalerweise die Gelegenheit beim Schopf, sondern klebte eifrig weiter Pailletten auf die letzte Maske, die noch für den Film fertiggestellt werden musste. Die Signora hakte nicht weiter nach, denn sie war damit beschäftigt, Contessa Nicoletta die Kostümideen für den anstehenden Karneval zu zeigen. Die alte Dame war wie angekündigt ins Geschäft gekommen; ihr ständiger Begleiter, der Bootsführer, wartete draußen auf der Straße wie ein Türsteher vor einem angesagten Nachtclub. Die

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