Calling Crystal
mit Schusswunde und vermutlich feuert diese Wahnsinnige vom Kastell aus auf uns.«
»Wie schlimm ist die Verletzung?«
»Keine Ahnung. Wo ist das nächste Krankenhaus?«
»Auf der anderen Seite des Sees.«
Also meilenweit weg – zudem gab es für uns danoch die Erschwernis in Gestalt einer Fuhre hirngewaschener Seelenspiegel und einer Horde auf uns zustürmender Wachmänner. »Wir brauchen Xav.« Das konnte doch alles nicht wahr sein! Xav, du musst zum Helikopter zurückkommen. Du musst dich irgendwie mit hier reinquetschen, damit du deinen Bruder behandeln kannst.
Wird gemacht . Ich hatte keine Ahnung, wie er vom Fuß des Hügels zu uns nach oben kommen wollte, aber er klang wild entschlossen.
Ihr solltet diesen Vogel jetzt besser landen, denn wir kommen raus. Das war Trace.
Mir schwirrte der Kopf von den vielen verschiedenen Stimmen und Forderungen. »Jetzt, Steve!«
Steve kam mit der Gazelle in der Mitte des Wendekreises auf und stellte den Motor ab.
Was ist mit der Contessa? , fragte ich Trace.
Entwaffnet. Zed hat seine Fähigkeit eingesetzt, um ihr die Waffe aus der Hand zu reißen. Wir kommen.
Ich öffnete die Helikoptertür, als ich sie unter dem Torbogen herauskommen sah. Uriel trug seine Mutter über der Schulter, Trace hatte Diamond, Yves Phoenix und Zed folgte ihnen mit Sky. Das Schlusslicht bildete Victor, der Will beim Gehen stützte.
»Ich kann sie nicht alle mitnehmen.« Steve war zu dem gleichen Schluss gekommen wie ich.
»Die Mädchen kommen auf die Sitze, Will und Xav auf den Boden. Ich gehe mit den Jungs mit.« Ich war es nicht gewohnt, das Kommando zu übernehmen, aber jemand musste Entscheidungen treffen. Ich sprang aus dem Hubschrauber. »Xav ist auf dem Weg hierher.«
Trace verfrachtete Diamond auf meinen Sitzplatz und seine Mutter daneben. Sobald sie angeschnallt waren, kümmerten sich Yves und Zed um ihre Seelenspiegel und Trace legte Will einen provisorischen Schulterverband an, um die Blutung zu stoppen.
»Leg ihn auf den Boden«, schlug ich vor.
»Wir kriegen Gesellschaft«, rief Steve und deutete auf den Butler und seine Männer. Sie kamen vom Torbogen her in unsere Richtung gerannt.
Zed warf seinen Arm nach vorn und das uralte Fallgatter fing an zu ächzen und zu rattern. Yves legte Zed eine Hand auf die Schulter und unterstützte ihn in seinem Bemühen. Langsam senkte sich das Gatter herunter, blieb aber in der Mitte stehen, sodass die Männer problemlos durchkamen. Uriel nahm zwei Nymphenstatuen ins Visier, die vor der Mauer Wache hielten, und boxte mit den Fäusten in die Luft; die Statuen kippten auf den Butler wie zwei in Ohnmacht fallende Fans von Steve.
Victor knüllte eine Decke zusammen und schob sie Will unter den Kopf, dann sprang er aus dem Hubschrauber. »Wo ist Xav, wenn man ihn braucht?«
»Ich muss mit diesem Baby hier mal langsam in die Luft gehen«, warnte Steve. »Falls sie beschließen, ihre Knarren auf uns zu richten, will ich nicht, dass eine Kugel im Tank landet.«
Sie taten gerade so, als würde Xav sich extra Zeit lassen. »Er ist schon unterwegs«, schnauzte ich. Xav, wo bist du?
Kurz stand mir das Bild fliegender Fäuste vor Augen.Er hatte einen der Männer vom Schneemobil gestoßen – und zwar den, der wie ein Bulle gebaut und vorhin mein Chauffeur gewesen war. Bin – gleich – bei euch. Mithilfe seines Skis fegte er auch den zweiten Mann vom Schneemobil, sprang in den Sitz und brauste los in unsere Richtung, ließ beide Fahrer in einer Wolke aufwirbelnden Schnees hinter sich. Zwei sind mir auf den Fersen – du musst meine Brüder warnen .
»Xav kommt, aber er ist nicht allein. Er hat sich ein Schneemobil geschnappt und jetzt jagen ihn zwei Kerle auf dem anderen.« Wir konnten röhrende Motoren hören.
»Crystal, geh da drüben in Deckung!«, befahl Trace und zeigte zu den Bäumen, die entlang der Auffahrt standen.
Wohl wissend verkniff ich mir in Anbetracht der Lage jeglichen Protest und rannte zu den Tannen hinüber. Die fünf Benedict-Brüder hockten sich im Kreis um den Hubschrauber herum, bereit, ihn nach allen Seiten zu verteidigen. Wump! Die laute Explosion hinter einem der Fenster im Kastell ließ mich erahnen, dass Yves gerade einen der Wachleute davon abgehalten hatte, aus einem höher gelegenen Stockwerk auf uns zu schießen. Ich spürte die Druckwelle und hechtete mit einem Satz hinter den nächsten Baum. Ich schaute zum Kastell hinüber und sah, wie in einem der Fenster Flammen an den Vorhängen leckten. Hoffentlich
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