Calling Crystal
Xav bereitete sich auf seinen Sprung vor.
»Reicht das als Ablenkungsmanöver für dich, Xav?«, fragte Steve.
»Das ist perfekt. Ich springe auf der anderen Seite raus.«
Steve flog einmal im Kreis und ging dann mit dem Hubschrauber immer tiefer, so als wollte er auf der Terrasse aufsetzen. Der Wachmann rannte ins Haus zurück und tauchte kurz darauf mit Verstärkung im Garten auf.
Steve winkte dem Empfangskomitee zu, indem er den Hubschrauber hin- und herschwanken ließ, so als wäre der Pilot betrunken.
»Mag jemand ’nen Schluck Champagner?«
Ich pfriemelte die kleine Metallkappe von der Flaschenöffnung und war überrascht, als der Korken nicht gleich herausploppte.
Du musst ihn drehen , sagte Xav, leicht amüsiert angesichts meines stümperhaften Vorgehens.
Gesagt, getan und schon schoss der Korken zum Fenster hinaus, gefolgt von einer Schaumfontäne. Die Wachleute griffen nach ihren Waffen, doch dann sahen sie den Champagner, der sich in die schneebedeckten Blumenbeete ergoss, und fingen an zu fluchen.
Ein Luftzug von hinten sagte mir, dass Xav den Absprung gewagt hatte. Ich beugte mich über Steves Schulter. »Er ist weg.« Ich ließ es so aussehen, als würde ich Steve einen Kuss auf die Wange geben.
Steve nickte und zog den Helikopter steil nach oben. Wir umrundeten das Kastell und sahen Xav, der in seine Bindung gestiegen war und sich gerade wieder aufrichtete.
»Oh nein!« Der Lärm des Hubschraubers übertönte mein ängstliches Stöhnen – Xav vollführte ein kleines Tänzchen auf der Terrasse; eine Aufforderung zum Fangt-mich-doch-ihr-Deppen-Spiel. Er rief den Wachmännern etwas zu, dann stieß er sich ab und schoss mit einem großen Satz über die Terrasse hinweg.
Trace?
Crystal? Wow, das ist aber eine starke Verbindung, die du da aufgebaut hast . Ich konnte spüren, wie sich Trace die Schläfen massierte.
Sorry, ich hab jetzt keine Zeit, das auszupegeln. Xav ist weg. Sag Yves, dass er loslegen kann.
Wird gemacht.
Steve umkreiste noch einmal das Kastell. Gemeinsam beobachteten wir, wie die kleine schwarze Gestalt von Xav die Gartenhänge hinabwedelte. Zwei der Wachmänner waren verschwunden und kamen kurz darauf mit Schneemobilen zurück. Sie düsten los und nahmen die Verfolgung auf. Die anderen schauten zu, während der Roboter-Butler in ein Funkgerät sprach.
»Der Junge ist ein wahrer Teufelskerl auf Skiern!«, rief Steve.
Allerdings! Es war, als würde man einer Klinge dabei zusehen, wie sie durch weiße Seide schnitt. Xav schlängelte sich zwischen einer Statuenallee hindurch, überwand eine Treppe im Sprung und kam tief geduckt auf, um in Schussfahrt einen von Hecken gesäumten Weg hinabzusausen.
»Ich hoffe, er weiß, dass er Gesellschaft hat«, sagte Steve. Bestens vertraut mit dem Gelände schlugen die Schneemobilfahrer einen am Rande der Gärten verlaufenden Weg ein, der keine der Hindernisse aufwies, mit denen sich Xav herumschlagen musste, und brausten auf kürzestem Weg ans Ende der Strecke.
Teufelskerl auf Skiern, kannst du mich hören? Hier spricht fliegende Zuckerpuppe.
Ja, ich höre dich.
Da sind zwei Schneemonster, die dich am Gartenpavillon erwarten.
Hab verstanden. Was machen die anderen?
Ich wechselte den Mentalkanal und aktivierte die Verbindungzu Trace. Diesmal war sie ein bisschen undeutlicher, aber sie funktionierte noch. Wie sich herausstellte, konnte sich meine Form von Telepathie tatsächlich gegen den Dämpfer der Contessa durchsetzen. Wo seid ihr, Jungs ?
Sky wehrt sich gegen Victors Versuche, sie in Schlaf zu versetzen. Sie ist zwar klein, kämpft aber wie ein Tiger. Zed versucht, sie einzufangen. Mom, Diamond und Phoenix schlummern bereits. Warte – jetzt hat Victor es geschafft. Wir kommen zum Haupteingang.
Ich tippte Steve auf die Schulter und gab ihm per Handzeichen zu verstehen, dass er landen sollte. Plötzlich rauschte Trace wieder in die Leitung. Will wurde getroffen! Er ist verletzt. Die Contessa hat in der Eingangshalle auf uns geschossen – mit so einem uralten Revolver. Bringt diesen Helikopter runter.
Ich konnte sehen, wie sich die Wachleute zum Haus umdrehten – sie hatten die Schüsse gehört. Unsere Rettungsaktion drohte furchtbar danebenzugehen.
Xav, Will ist verletzt. Ich sah, wie Xav kurz stockte, dann fuhr er weiter im Slalom hangabwärts. Im Hubschrauber gab es nicht ausreichend Sitzplätze, wenn wir auch noch einen Verletzten transportieren mussten. Ich würde aussteigen müssen. »Steve, wir haben einen Verletzten
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