Calling Crystal
es auch niemand sonst haben!«
Ihre Mentalattacke traf meinen Kopf, doch meine Abschirmung war aktiviert und sie hielt stand. Genau darum war ich hergekommen: Wenn sie sich nicht auf meinen Handel einließ – und danach sah es aus –, würde ich eben herausfinden müssen, wie sie ihre Kräfte gegen ihre Feinde einsetzte. Es war die Hölle, denn es fühlte sich an, als würde ich ohne Gehörschutz unmittelbar neben einer auf voller Kraft laufenden Düsenjetturbine stehen. Ich versuchte, tief durchzuatmen. Bestimmt würde sie das nicht ewig so aufrechterhalten können.
Schweiß lief mir den Rücken hinunter. Ich schloss meine Augen. Ich spürte, wie sie probierte, meine Verbindungzu Xav zu fassen zu kriegen und an sich zu reißen, aber ihre mentalen Enterhaken fanden an meinen Abwehrmauern keinen Halt und rutschten ab. So ging sie also vor: Sie setzte die Seelensucher-Fähigkeit in umgekehrter Weise ein; statt der Verbindung zu folgen, holte sie diese ein wie eine Spinnerin den Faden, sodass er nicht verwoben werden konnte.
Genug jetzt. Ich hatte meine Antwort bekommen.
Xav, ich brauche dich.
Crystal, was zum Teufel ist da los?
Er konnte die Angriffe auf mich spüren, aber ich hatte keine Möglichkeit, ihm zu zeigen, woher sie kamen, da ich mich voll auf meine Abwehr konzentrieren musste.
Gott sei Dank, du bist noch da!
Für dich immer, du scheußlicher … Er verkniff sich eine Menge wenig schmeichelhafter Titulierungen und entschied sich schließlich für meine Lieblingsbeleidigung … Dödel .
Tief in meinem Herzen hatte ich gewusst, dass er mich nicht wie angedroht verlassen würde; das hatte er aus der Wut heraus gesagt und ich stand jetzt knietief in seiner Schuld. Ich brauche deine Hilfe. Die Contessa probiert, an unsere Verbindung heranzukommen.
Verdammt noch mal, Crystal!
Ich werde meine Schutzschilde runterfahren und ihre Attacke umkehren, aber du musst mir helfen. Sie darf in keinem Fall unsere Verbindung einholen.
Ich versteh nicht, was du meinst.
Ich hab keine Zeit für Erklärungen – das ist so ’ne Seelensuchersache.Du musst sie erschrecken, damit sie loslässt. Tu etwas Überraschendes.
Du meinst, ich soll Gewalt anwenden? Ich erhaschte einen Blick in seine Gedanken, in denen die Schlusskampfszenen von Harry gegen Voldemort und Spiderman gegen den Grünen Kobold abliefen.
Nein. Sie ist viel zu stark; ein Kraftduell kann ich nicht gewinnen.
Was dann?
Ich spürte, wie meine Abschirmung anfing zu zittern. Ich hatte mörderische Kopfschmerzen. Kann ich diese Entscheidung dir überlassen, Xav?
Crystal, du hast Schmerzen.
Darum kannst du dich auch später kümmern. Los, komm jetzt. Auf drei.
Du gibst mir ja nicht gerade viel Zeit, was?
Eins …
Crystal!
Zwei … drei!
Ich ließ meine Schutzschilde fallen und vertraute darauf, dass Xav seinen Part erfüllen und ihr unsere Verbindung aus den Klauen reißen würde. Ich drang geradewegs in ihren Geist ein. Ihre Abschirmung war kaum der Rede wert; sie war dermaßen auf den Angriff konzentriert, dass sie ihre Abwehr vergessen hatte. Mit einem Teil meines Bewusstseins sah ich Xav, der im Slalom an unserer Verbindung herunterfuhr, er im Kermit-Kostüm und ich als Miss Piggy. Höchst eigenwillig zwar, aber dem erstaunten Gesichtsausdruck der Contessa nach zu urteilen sehr wirkungsvoll. Ich überwandihre Barrieren und sah das heillose Durcheinander in ihrem Geist, wie eine Leiterplatte, deren Schaltung von Stümpern zusammengebastelt worden war. Der Kummer hatte sie kaputt gemacht. Aber für Mitleid war jetzt keine Zeit.
Schlaf! , befahl ich ihr und rief mir ins Gedächtnis, wie Victor bei den Mädchen vorgegangen war. Die Contessa sträubte sich, wurde aber immer schlaffer. Viktor hatte außerdem gesagt, dass Berührungen den Befehl verstärkten. Ich ging dicht an sie heran und legte ihr meine Hand an die Stirn. Schlaf!
Ihre Lider fielen zu und ihr Kinn sank auf die Brust. Ihre Mentalpräsenz verschwand aus dem Raum und zurück blieben nur Xav und ich.
Hey, Kermit!
Ist wirklich alles okay mit dir? Zuckerpuppe, du hast mir Todesangst eingejagt – ich glaube fast, dafür könnte ich dich hassen.
Nein, könntest du nicht . Ich fühlte mich erschöpft, aber sehr erleichtert . Du kannst mit mir schimpfen, wenn wir uns wiedersehen. Und ja, alles okay mit mir. Ich komme jetzt nach Hause, allerdings brauche ich eine Mitfahrgelegenheit.
Läuft das hier etwa auf eine Bergung hinaus? Für eine Bergung verlange ich nämlich gesalzene
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