Callista 01 - Palpatines Auge
der Rebellen-Allianz war Leia hinsichtlich der Frage, ob nicht mehr schiefgehen könnte, als man meinte, zu einer ausgesprochenen Pessimistin geworden. Infolge dessen empfand sie, obwohl sie Liftgeräusche gehört hatte, große Erleichterung, sobald sich herausstellte, daß sich tatsächlich niemand mehr im kleinen Foyer des Bauwerks aufhielt. Sie drückte auf die Lifttaste und schaute sich rasch um.
Eine graue Metalltür erwies sich als Spind, in dem graue Technikeroveralls hingen. Sie suchte das kleinste Humantypmodell heraus, das sie fand, und kramte in den Taschen der übrigen Overalls, bis sie eine mit irgendeinem Dienstschildchen versehene Mütze entdeckte. Diese Mütze setzte sie sich auf und versteckte darunter die Haare.
Ist es weit? hatte Elegin gefragt. Wenn er sich erkundigt hatte, mußte Keldor sich auskennen… Das bedeutete, daß Keldor sich schon länger hier aufhielt.
Wieviel länger? Und was wollte Elegin – sich mit jemandem treffen? Mit jemandem, der auch mit Frau und Kindern »in Urlaub« gegangen war, sie dann jedoch an einem standesgemäßen Erholungsort zurückgelassen und ein schnelles Raumschiff nach einem anderen Zielort genommen hatte?
Die Lifttür öffnete sich. Leia trat ein, drückte die Taste zur Garage, der einzigen denkbaren Möglichkeit. Sie machte R2s vordere Klappe auf, während die Aufzugkabine nach oben sauste. Unter normalen Umständen wurde der Droide in tadellos sauberem Zustand gehalten; aber nach Chewbaccas Reparaturmaßnahmen waren reichlich Ruß- und Ölreste verblieben, und etwas davon schmierte Leia sich jetzt ins Gesicht.
Nach kurzem Abwägen nahm sie den Blaster vom Gürtel und verbarg ihn in einer der bauchigen Taschen des Overalls. Sie hoffte, bei Betreten der Garage überzeugend den Eindruck eines unverdächtigen Mechanikers zu erwecken; sollte es ihr allerdings nicht gelingen…
Wie sie schon befürchtet hatte, streiften Elegin und Keldor soeben wärmende Thermoanzüge über; offenbar hatten sie die Absicht, den kleinsten der vorhandenen Gletschergänger zu besteigen, ein niedriges Transportvehikel, dessen Konstruktion einem Baumpfleger ähnelte. Ein Dutzend langer Beine ermöglichte es ihm sowohl, das zerklüftete Gletscherterrain zu überwinden wie auch sich gegen rauheste Winde zu behaupten und sicheren Halt zu bewahren.
Die beiden Männer hatten den Lift kommen gehört und schauten herüber, als Leia ihn verließ; doch offenbar erregte der Anblick einer schmalen Gestalt in gürtellosem, grauem Overall, deren Schlurfschritten ein Astromechdroide folgte, bei ihnen keinerlei Verdacht. Sie stiegen in den Gletschergänger und knallten die Luke zu.
Einen Moment später schwang mit lautem Knarren das Garagentor auf. Leia schlenderte zu den am anderen Ende der Garage aufgereihten Spinden und täuschte vor, in den Overalltaschen nach einem Schlüssel zu wühlen, während der Gletschergänger in den Ausgangsstollen stampfte.
Kaum hatte das Garagentor sich wieder geschlossen, holte Leia aus einer Innentasche zwei Drähte, öffnete nochmals R2s Klappe und hakte die bloßen Enden so fest, wie Han es ihr einmal gezeigt hatte. »Also los, R2«, sagte sie grimmig. »Nun wollen wir einmal sehen, ob du einen guten Einbrecher abgibst.«
Vier Spinde mußten geknackt werden, ehe Leia einen ihr passenden T-Anzug fand; die Handschuhe in der Tasche waren eindeutig für einen Bith gedacht. Sie adjustierte Sauerstoff- und Temperaturregelung auf menschliche Bedürfnisse um und prüfte beim Anziehen aufmerksam die Funktionstüchtigkeit der Verschlüsse.
In der Garage parkten mehrere Ikas-Adno-Düsenräder verschiedener Modelle, doch leider mußte Leia auf sie verzichten. Antigrav-Fahrzeuge waren schnell, aber in einem Klima mit starken Winden, wie sie auf den Gletschern bliesen, mehr als nutzlos.
Statt dessen entschied sie sich für ein schon recht antiquiertes Mobquet-Raupenfahrzeug, hauptsächlich wegen des flachen Profils und des bescheidenen Motors, zwei Faktoren, die wahrscheinlich verhindern konnten, daß Keldor, falls er Wert auf Wachsamkeit legte, es mit einem Detektor ortete. Leia schleifte zwei ölverschmierte Bretter heran, um für R2 am Heck, zwischen den hohen Trapezformen der Raupenfahrgestelle, eine Auffahrtsrampe zum Einstiegsluk zu improvisieren.
»Nimmst du hinten Platz?« Sie stieg ein, schob das Kabinendach zu, ließ die Riegel einrasten. Mit neuem Knarren öffnete sich das innere Tor. Warme Luft wirbelte den Pulverschnee und die Eisklümpchen hoch, die
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