Callista 01 - Palpatines Auge
Schultern rollte, mit den Hüften schaukelte, die Finger bis zur äußersten Reichweite in die Höhe reckte…
»Waren das wirklich alles seine Muskeln?« wunderte sich Bran Kemple. Er saugte an einer Wasserpfeife, deren Inhalt wie alte, in Alkohol getränkte Wäsche roch, und betrachtete das Holo mit halb geschlossenen Augen. Das Holo war schon verdammt alt. Han hatte es schon in Dutzenden billiger Lokale vom einen bis zum anderen Ende der Galaxis gesehen.
»Na klar«, bestätigte Han. »Er hat damals rund zweihundert Kredits je Gramm bezahlt, hinzu kamen die Kosten der Implantation. Aber sie gehörten allesamt ihm, sobald er sie bezahlt hatte.«
Das Tanzduo beiderseits von Spathens Holo war real und in Echtzeit zugegen: ein knochenloser Twi'lek-Jüngling und eine mit schweren Saubrüsten behangene Gamorreanerin wackelten sich zur Unterhaltung eines Halbdutzends schäbiger Gäste im düsteren Schein des Rotlichts schier zu Tode. Dschungel- der-Lust-Bar hin oder her, man konnte sich kaum etwas der Lust weniger Förderliches ausmalen. Die momentan tätigen Tagschichtprostituierten aller Rassen und Geschlechter hatten ihre liebe Not, sich unter den Gästen Freier zu krallen. Man schlürfte Glas um Glas gepanschter Getränke zu Preisen, die für hundertprozentigen Paradiesnektar gelangt hätten. Alle Anwesenden sahen gleich abgeschlafft aus.
Han vermutete, daß es jeden ermüdet hätte, sich acht Stunden lang ein fünfzehn Jahre altes Framjem-Spathen-Holo anzugucken.
Bran Kemple stöhnte aus tiefstem Herzen. »Nubblyk der Schleimige Slyte… Ja, das war ein Typ, der hatte was drauf. Zu seiner Zeit war hier noch alles ganz anders.«
Han trank einen Schluck aus seinem Glas. Sogar das Bier war gepanscht. »Da war noch mehr los, was?«
»Los? Pah!« Kemple warf eine Kußhand an die Decke des Lokals, wahrscheinlich ein Gruß an den verschollenen Slyten. »Das ist nicht das passende Wort. Pro Woche ein halbes Dutzend Landungen, von denen der Raumhafenzoll nichts mitkriegte, Leute kamen und gingen durch die Tunnel unterm Eis… Damals gab's noch anständige Drinks und hübsche Mädchen. He, Sadie!« Sein Zuruf galt der einäugigen abyssinischen Barkellnerin. Er winkte. »Verdammt noch mal, wirst du wohl meinem Freund hier 'nen richtig guten Drink servieren…?! Es ist zum Kotzen, diese albernen Thekenschlampen erkennen nicht mal den Unterschied zwischen 'nem Deppen und 'nem Kollegen.«
Zum wiederholten Male schüttelte er den Kopf. Mit einem viereckigen, schmierigen Leinentuch, das er aus seiner gelben Polyfaserkluft zog, tupfte er sich die breite, blaßgrüne Stirn ab. Sein braunes Kraushaar ging allmählich den Weg alles Vergänglichen. Seit Han ihn vor Jahren zuletzt gesehen hatte – als unbedeutenden Waffenschieber in den Juvex-Systemen –, war ihm ein ansehnliches Mehrfachkinn gewachsen.
»Was ist denn eigentlich passiert?«
»Was passiert ist?« Durch die schummrige Beleuchtung blinzelte Kemple ihn an. »Seine Materialquellen sind versiegt. Er hatte oben unter den Ruinen alte Maschinenanlagen ausgeschlachtet, Droiden, Computer und Laborausstattung. Dort müssen irgendwelche alten Laboratorien gewesen sein, viele Räume sind's gewesen, hatte Nubblyk erzählt. Ich muß sagen, Nubblyk…«
Die Abyssinerin brachte Han einen Drink, der einen Rancor umgehauen hätte. Offenbar hatte Kemple schon vergessen, für wen er von ihm bestellt worden war, denn er leerte das Glas sofort bis auf den Grund. Seine lange, bewegliche Zunge leckte auf dem Boden nach restlichen Tröpfchen.
»Ich muß sagen, Nubblyk hat den Laden unter strenger Leitung gehabt, den ganzen Handel hat er allein betrieben und keinen sich hineindrängen gelassen. Es war sein Geschäft, sonst niemandes, und er hat keiner Seele getraut.
Und wieso hätte er vertrauensselig sein sollen, hä? Geschäft ist Geschäft. Nicht mal mir hat er verraten, wie er in die Tunnel gelangte.«
»Hast du, sobald er weg war, nach dem Zugang gesucht?«
»Natürlich.« Indigniert weiteten und verengten sich Kemples senkrechte Pupillen. »Hältst du mich für blöd, oder was?« Ein neues Tanzduo erklomm die Bühne, um sich zu den Klängen eines noch älteren, verflimmerteren Holos abzustrampeln: Pekkie Blu und die Sternengang. Han zog den Kopf ein.
»Den Keller seiner Bude haben wir untersucht, und das Haus, das er in der Bemalte-Türen-Straße hatte. Schließlich haben wir sogar in den Ruinen ein Tiefenscanning durchgeführt.« Kemple zuckte mit den Schultern. »Alles
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