Callista 01 - Palpatines Auge
Widerhall des Zorns, den eben Geith empfunden hatte.
Geith warf die Hände in die Höhe. »Jetzt redest du schon daher wie der alte Djinn…!«
»Dadurch wird nicht weniger wahr, was ich sage.«
»Der alte Knabe ist mir allzu schnell damit, anderen Leuten zu erzählen, wie heldenmütig sie für jemanden sterben sollen, der seit hundert Jahren seinen miesen Gasplaneten nicht mehr verlassen hat! Ich habe meine Erfahrungen, Callista. Ich weiß, wovon ich spreche.«
»Und ich weiß, daß wir keine Ahnung haben, wann dieses Monsterraumschiff in den Hyperraum überwechselt.« Nach wie vor befleißigte Callista sich eines maßvollen Tons, doch etwas an der gleichmäßigen Festigkeit ihrer Stimme verhinderte, daß Geith sie noch einmal unterbrach. »Nicht die geringste. Aber wenn wir es vernichten, ist es dahin. Unschädlich gemacht. Gehen wir dagegen von Bord, suchen das Weite…«
»Es ist nicht falsch, sich in Sicherheit zu bringen und Verstärkung zu holen.«
»Nur könnten wir dadurch in diesem Fall unsere einzige Gelegenheit versäumen.«
»Du meinst, wir verpassen die Gelegenheit, gemeinsam mit diesem Ding zur Hölle zu fahren.«
»Ja«, gab Callista zur Antwort. »Von mir aus ist es das, was ich meine. Hilfst du mir, oder hilfst du mir nicht?«
Geith stemmte die Fäuste in die Hüften, schaute auf sie hinab; Geith war ein hünenhafter Mann. »Du bist mir ja eine halsstarrige Fischreiterin…« Sein Lächeln bezeugte Rührung.
»Laß mich nicht im Stich, Geith.« Als sie ihm ins Gesicht blickte, klang ihre Stimme für ein Momentchen brüchig. »Allein schaffe ich es nicht.«
Und Luke beobachtete, wie sich in Geiths blauen Augen eine ganz geringfügige Veränderung ergab.
Schmerzen peinigten Luke, und vor seinen Augen zerstob die Szenerie des Hangars. Er öffnete die Lider. Unter sich spürte er das leichte Schaukeln fortwährender Bewegung. Über seinem Kopf sah er dünne, dunkle Stränge wie Scannerdrähte verlaufen, von Kopf bis Fuß: Fugen der Deckenverkleidung.
Er drehte den Kopf und stellte fest, daß er auf einem schmalen Antigravschlitten lag. Am Fußende waren, dreckig und beulenreich, C-3POs Metallschädel und -schultern sichtbar. Der Droide lenkte den Schlitten durch einen Flur.
Irgendwo voraus erscholl ein Geräusch, und 3PO erstarrte zur vollkommenen Bewegungslosigkeit eines Mechanoiden. Der gelbe Widerschein der trüben Lichter eines Spähdroiden glitt über 3POs maskenhaftes Metallgesicht, glänzte schwach auf den makellosen Feinmechanikumrissen seiner Hand, die den Rand des Schlittens hielt.
Das gelbe Licht schwebte vorüber. 3PO setzte den Weg fort, hohl hallten seine Schritte durch den leeren Korridor. Lukes Geist sank zurück ins Dunkel.
Der Lockvogel-Druide, dachte er. Zehn Meter hoch hatte er die silberne Kugel durch den Schacht befördert, etliche Fehlschüsse der Lasersperre hervorgerufen – aber getroffen worden war der Apparat trotzdem, vier-, vielleicht fünfmal. Er hatte das schrille Gellen der Abpraller auf dem Metall gehört. 3PO hatte die Komleitung gekappt, Cray war in Gefahr, er konnte hier nicht einfach daliegen…
Bist du einmal getroffen worden, erwischt es dich immer häufiger.
Er sah Callista in der Feuerleitzentrale.
Auch auf ihr schimmerte Widerschein.
Sie war allein. Sämtliche Monitore waren inaktiv, glichen ausdruckslosen Idiotengesichtern, Breschen in der Bosheit des Willens. Nahezu reglos saß sie an der Ecke einer Konsole; doch Luke wußte, daß sie lauschte. Sie hatte den Kopf gebeugt und die langen Hände auf den Schenkeln gefaltet. Luke bemerkte ihre Anspannung an der Weise, wie sie atmete, an der leichten Ruckhaftigkeit ihrer Gebärden. Sie lauschte.
Einmal blickte sie auf das Chronometer über dem Eingang.
»Tu mir das nicht an, Geith.« Ihre Stimme klang kaum vernehmlich leise. »Tu's nicht.«
Nach langem, zermürbendem Schweigen, das Jahren einer schleichenden Krankheit glich, sah Luke, obwohl sich in dem Raum absolut nichts veränderte, daß sie endlich durchschaute, was sich ereignete. Sie stand auf, trat zu einer Konsole, tippte Befehle ein: ein hochgeschossenes Mädchen in grauem Fluganzug, der ihre langgliedrige Kämpferinnenstatur wie ein Sack umschloß. An ihrer Seite glänzte der Griff des Lichtschwerts mit seinem Reigen tanzender Meeresclowns.
Sie aktivierte einen Monitor. Über ihre Schulter hinweg blickte Luke in den Hangar, in dem noch der beschädigte Y-Flügler stand. An der Stelle hingegen, wo das Kanonenboot geparkt hatte, sah
Weitere Kostenlose Bücher