Callista 01 - Palpatines Auge
mag.«
Während Luke aus dem Wandschrank einen Werkzeugkasten holte, blieb er sich, wenn er an Crays Äußerungen dachte, bei ehrlicher Abwägung im unklaren, ob sie ihren Verlobten wiedersehen mochte oder nicht. Der gealterte Sturmtruppler hielt eine flackernde Batterielampe bereit, um bei der anstehenden Aufgabe zu leuchten. Willentlich beschränkte Luke seine Überlegungen auf die Verrichtung, den Hemmbolzen zu beseitigen.
In diesem Fall ging es keineswegs um ein einfaches Entfernen, wie es normalerweise bei Droiden genügte. Luke sah, daß man diesen Hemmbolzen mit komplizierten, einzeln und jeweils auf eigene Weise programmierten Magnetschlössern befestigt hatte. Unzweifelhaft hatte der Wille den Klaggs für die Installation sorgfältige Instruktionen erteilen müssen.
Rasch führte Luke einen Integritätstest durch, um sich zu vergewissern, daß man Nichos keine gefährlichen Scherzartikel eingebaut hatte. Dann führte er die Sonde ins schwächste Inkrement ein und machte sich ans Neutralisieren der internen Relais.
Eine so schlichte, rein physische Erledigung spendete einen gewissen Trost. Er nahm sich vor, sich diese Einsicht für ein anderes Mal zu merken.
»Luke…«
Sofort schaute er auf, erwiderte den Blick der blauen Glasaugen. Im Zwielicht schien das Gesicht, das er so gut kannte, beinahe einem Fremden zu gehören; oder etwas monströses wie eine an der Silberhaube des Schädels angebrachte Maske zu sein.
»Bin ich wirklich Nichos?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Luke. Noch nie im Leben war ihm dermaßen ratlos zumute gewesen. Denn im Innersten seines Herzens – in den entlegenen Schattenbereichen, in denen sich unweigerlich die Wahrheit verbarg –, war ihm bewußt, daß er log.
Er wußte es sehr wohl.
»Ich hatte gehofft, du könntest mir Klarheit verschaffen«, sagte Nichos gedämpft. »Du kennst mich… Oder jedenfalls kanntest du ihn. Cray hat mich so programmiert, daß ich über Nichos' komplettes Wissen verfüge, mich in jeder Hinsicht verhalte, wie er sich benommen hat, alles bin, was Nichos war, und Nichos zu sein glaube. Aber ich bin mir… nicht sicher.«
»Was belieben sie damit anzudeuten?« fragte 3PO. »Selbstverständlich sind Sie Nichos. Wer sollten Sie denn sonst sein? Ihre Spekulationen laufen auf das gleiche wie die Frage hinaus, ob Erwithat Der Sturz der Sonne geschrieben hat oder ein Corellianer gleichen Namens.«
»Luke…«
Luke konzentrierte sich darauf, die hauchfeinen, autark programmierten Glasfaserdrähte zu extrahieren.
»Bin ich ›ein Corellianer gleichen Namens?‹«
»Ich würde dir wirklich sehr gern eine eindeutige Auskunft geben«, entgegnete Luke. Der dicke Hemmbolzen löste sich von Nichos' polierter Stahlbrust, lastete schwer in Lukes Hand. Er hatte eine echte und eine mechanische Hand; aber beide waren seine Hände. »Aber ich… Ich weiß es eben auch nicht. Du bist, wer du bist. Du bist das Wesen, als das du im Moment lebst, die Bewußtseinsidentität, die du gegenwärtig bei dir selbst wahrnimmst. Das ist alles, was ich dir sagen kann.« Damit zumindest sprach er die Wahrheit.
Die glatte Miene änderte sich nicht; nur in den Augen spiegelte sich nun unendliche Traurigkeit. »Meine Hoffnung war, daß du als Jedi es wüßtest.«
Und Luke hatte das unschöne Gefühl, Nichos wußte, weil er selbst einmal Jedi gewesen war, ganz genau, daß er ihm etwas verschwieg.
»Ich liebe sie.« Ein zweites Mal heftete Nichos den Blick auf die Tür. Er behielt den gelassenen Gesichtsausdruck eines Droiden bei; in seinen Augen hingegen stand die Verzweiflung eines durch und durch unglücklichen Menschen. »Aber wenn ich diese Feststellung ausspreche, merke ich, ich kann keinen Unterschied erkennen – falls es einen gibt – zu der Hingabe und Treue, die R2 und 3PO dir entgegenbringen. Und ich erinnere mich nicht, ob Liebe etwas damit Vergleichbares oder etwas völlig anderes ist. Ich verstehe sie nicht miteinander zu vergleichen. Während Cray eine Gefangene war, als man sie mißhandelte, schlug, sie diese dümmliche Parodie einer Gerichtsverhandlung zu erdulden zwang, hätte ich alles getan, um ihr Beistand zu leisten. Aber ich war darauf programmiert worden, diese Vorgänge nicht zu stören, und deshalb war ich buchstäblich unfähig zum Eingreifen. Ich konnte nicht gegen die Programmierung verstoßen, alles nur mitanzusehen. Es war mir unmöglich, meine Gliedmaßen zu bewegen, meinen Körper zu steuern, um Cray zu helfen.«
Er nahm Luke den
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