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Callista 01 - Palpatines Auge

Callista 01 - Palpatines Auge

Titel: Callista 01 - Palpatines Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hambly
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Herzen und in den Gliedern spürte er, daß es sich nicht so verhielt.
    »Er hatte einen Hemmbolzen…«
    » Ich weiß, daß er einen elenden, beschissenen Hemmbolzen hatte, du Idiot!«
    Sie schrie ihn mit voller Lautstärke an, schleuderte ihm die Klarstellung entgegen, Haß und Wut wie ein grausames Feuer in den Augen; und als sie die Worte ausgestoßen hatte, kauerte sie nur noch stumm da, musterte ihn in blindem Zorn vollständiger Ratlosigkeit. Luke entdeckte in ihr einen bodenlosen Abgrund der Niederlage, des Grams, des Endes all dessen, was sie sich je erhofft hatte.
    Schweigen herrschte. Schließlich wandte Cray den Kopf zur Seite.
    Die nervliche Reizbarkeit, von der sie im Laufe von Nichos' Erkrankung immer erkennbarer beschlichen worden war, hatte sich jetzt zu einem Höhepunkt der Zerrüttung gesteigert, als wäre etwas Lebenswichtiges nicht allein ihrem Fleisch, sondern auch dem Mark ausgesaugt worden. Die Decke verbarg ihre zerfetzte, mit Blut und Öl besudelte Uniform, als hätte Cray sich in ein zerknittertes Banner gehüllt.
    Sie atmete gründlich durch. »Er war dahingehend reprogrammiert worden, nicht auf mich zu hören.« Ihre Stimme klang wieder gänzlich ruhig und gefaßt. »Nicht einmal zu essen hat er mir gegeben.«
    Luke wußte schon Bescheid. Nichos selbst hatte ihm alles erzählt. Dennoch war das von 3PO aus dem Speisesaal besorgte Tablett mit Speisen unberührt geblieben.
    »Du darfst ihm nicht verübeln, was er ist«, sagte Luke, weil ihm nichts anderes in den Sinn kam. »Oder daß er etwas nicht ist.«
    Sogar in den eigenen Ohren hörten seine Ratschläge sich einfältig an. Sie hätten vom Wahrsagecomputer eines Jahrmarkts stammen können. Die Zukunft für einen halben Kredit. Ben hätte, war ihm klar, etwas zu sagen gewußt, etwas Hilfreiches… Auch Yoda hätte es verstanden, angesichts der kläglichen Trümmer, die von Herz und Leben einer Freundin übrig waren, passende Worte zu finden.
    Der machtvollste Jedi-Ritter des Universums, sinnierte er verbittert – wenigstens des ihm bekannten Universums –, Vernichter des Sonnenhammers, Zermalmer des Bösen, Bezwinger des Imperator-Klons und des Siths Lord Exar Kun – und alles, was er zu einer Frau herausbrachte, die vor den Scherben ihres Daseins stand, war quasi ein läppisches: Tja, das tut mir leid, daß es dir momentan nicht so gut geht…
    Cray hob die Hände an den Kopf, als wollte sie ihrem Schädel einen quälenden Schmerz entpressen. »Ich wünschte, ich könnte ihn hassen«, sagte sie. »Aber ich liebe ihn… Und das ist zehnmal schlimmer.«
    Sie blickte ihn an, die Augen tränenlos, wie aus Stein. »Verschwinde, Luke«, forderte sie ihn ohne eine Spur der Feindseligkeit auf. Ihr Gesicht sah aus wie Wachs, das bei der geringsten Belastung rissig werden konnte. »Ich möchte schlafen.«
    Luke zauderte; seinem Gefühl zufolge durfte man diese Frau nun keinesfalls allein lassen. »Ich bleibe bei ihr«, erklärte an seiner Seite Callistas leise Stimme.
    Nebenan im Fabrikationslabor befanden sich Nichos, Pothman und 3PO. »Sie sind mit Abstand die langsamste und geruhsamste Spezies der Galaxis«, erläuterte soeben 3PO. »Nach meiner Kenntnis sind die Kitonaks im Gemeinschaftsraum noch genau an der Stelle anzutreffen, wohin die Gamorreaner sie geschafft haben, und diskutieren die Domit-Rezepte ihrer Ahnen. Ohne Zweifel sind sie eine höchst außergewöhnliche Spezies. Aber während ihrer Paarungssaison zur Zeit der Regenfälle bewegen sie sich mit recht erstaunlicher Geschwindigkeit…«
    Alle drei drehten sich um, als Luke eintrat. Verlegen kam Nichos ihm einen Schritt entgegen, hob die Hand. Cray hatte für sie den Abguß gemacht, während er in der Klinik lag; die Hand war akkurat bis hin zum Muttermal im inneren Winkel der Gabelung zwischen Daumen und Zeigefinger.
    So exakt repoduziert wie die blauen Augen, die bewegliche Falte an den Mundwinkeln. Wie die Gigabytes digitalisierter Informationen über Familie, Freunde, Geliebte und Ungeliebte, wer er war, was er erstrebte…
    »Geht's ihr besser?« erkundigte sich Pothman ins Schweigen hinein.
    »Komm, Nic«, sagte Luke halblaut. »Als erstes entfernen wir dir mal den Hemmbolzen.«
    An ihm vorbei fiel Nichos' Blick auf die geschlossene Bürotür. »Ach so.«
    Luke holte Luft, um etwas zu antworten, obwohl er gar nicht wußte, was er sagen könnte. Aber Nichos winkte ab, schüttelte den Kopf. »Ich verstehe, was passiert ist. Ich nehme an, daß sie mich nie mehr wiedersehen

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