Callista 01 - Palpatines Auge
mußte alles tun, um den Schmerz zu betäuben, seine Konzentrationsfähigkeit für den Gebrauch der Macht zu schonen. Ermattung und das durchs Perigen unterdrückte Fieber verursachten ihm Benommenheit.
Ihm fiel ein, daß er seit geraumer Zeit nicht geschlafen und nichts gegessen hatte. Ihm zitterte die Hand, als er sich straffte und von neuem auf den Stab stützte.
Nach sehr langer Frist öffnete sich die Tür zum zweitenmal, auch diesmal nur einen schmalen Spalt breit und auf die gleiche mühevolle Weise, als geschähe es gegen den Einfluß des Willens.
Luke lauschte, atmete tief durch, tastete mit den Machtsinnen rundum. Aus einiger Entfernung roch er noch den Gestank der toten Affytechaner, aber nicht das geringste mehr von den Tusken. Trotz quälender Beschwerden hinkte er, das Lichtschwert unverändert in der Faust, zur Tür.
Eine Bewegung erregte seine Aufmerksamkeit. Er stutzte, fuhr herum, doch es war nichts als sein eigenes Spiegelbild auf der dunklen Bildfläche eines nahen Monitors. Zernarbten Gesichts, blonden Haars, bekleidet mit dem verdreckten grauen Overall eines Sternenflottenmechanikers, starrte sein Abbild ihm entgegen.
Und dahinter, direkt neben seiner Schulter, erblickte er ein anderes Gesicht. Das Gesicht einer jungen Frau, umrahmt von einer Wolke rauchig-braunen Haars, das einem dicht belaubten Baum im Sommer glich. Die grauen Augen schauten in seine Augen.
Mit einem Ruck drehte Luke sich um. Aber natürlich war hinter ihm niemand.
*12*
»Was? Wer ist denn da?«
Leia boxte ihrem Mann gegen die Schulter. »Ich habe dir doch gesagt, du sollst warten, bis sie zurückruft.« Sie wandte sich wieder der Anruferin zu, beziehungsweise ihrer Wiedergabe im Holofeld. Die Frau hatte feuerrotes, wildzerzaustes Haar, ihre grünen Augen blinzelten in die trübe Beleuchtung an ihrem Ende der Verbindung. Um den Hals trug sie eine Goldkette, die Leia kannte; sie war einmal im Besitz Lando Calrissians gewesen. »Mara, es tut mir leid…«
»Nein, schon gut.« Mit rascher Gebärde rieb Mara sich die Augen; es hatte den Anschein, als vertriebe sie dadurch ihre restliche Schläfrigkeit so schnell wie durch einen Tastendruck. »Ich muß aussehen wie eine Nachthexe von Dathomir. Wieviel Uhr ist dort? Was ist los? Gibt's irgendwelche Probleme?«
»Das wissen wir eben nicht so recht«, antwortete Han. Er schob sich das Handtuch aus den noch feuchten Haaren. »Wir stehen vor Schwierigkeiten, das kann man sehr wohl sagen, aber wissen nicht genau, welcher Art sie sind. Was kannst du uns über Belsavis erzählen?«
»Ach, darum geht's…« Mara rückte sich im weißen Leder ihres Sessels zurecht, das sie umschmiegte wie ein Blütenkelch, zog die langen Beine an und schlang die Hände um die Knie. Ihre Lider wurden schmal, als sähe sie etwas über einen inneren, mentalen Bildschirm wandern: Gedanken, Erinnerungen, Mutmaßungen. »Belsavis«, wiederholte sie versonnen. »Habt ihr herausgefunden, was das Imperium dort für so wichtig gehalten hat?«
»Du meinst«, fragte Leia, »die Kinder der Jedi?«
»So etwas war es?« Maras dunkle Brauen ruckten empor. Kurz überlegte sie, dann bog sie in humoriger Sinnigkeit einen Mundwinkel abwärts. »Klingt irgendwie einleuchtend. Die Daten sind zur Geheimsache erklärt worden, schon bevor ich meine Tätigkeit für den Imperator aufnahm. Man hat sie weggesperrt und hinter sechs verschiedenen Typen von Sicherheitsschlössern versteckt.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Na, verschlossene Geheimdaten üben auf mich immer die gleiche unwiderstehliche Anziehungskraft aus. Aber in diesem Fall konnte ich, als ich sie endlich vor Augen hatte, nicht mehr feststellen, als daß gegen Ende der Klon-Kriege irgendein verdeckter Spezialeinsatz gegen eines der besiedelten Senkungsgrabentäler Belsavis' stattfinden sollte. Die Tarnung war dermaßen streng, daß nicht einmal die mit der Aktion beauftragten Personen wußten, um was es sich handelte. Es sollte ein Schlag gegen die Jedi geführt werden, gegen ihre Familien und Kinder. Ich kann mir denken, daß man so was geheimhalten wollte…«
Einen Augenblick lang schwieg sie; zwischen ihren Brauen entstand, während sie sich die alten Daten in Erinnerung rief, eine steile Falte. Von der anderen Seite der Metallrolläden, die das Schlafzimmer gegen das Laternenlicht der Obstpflanzungen abdunkelten, hörte Leia zwischen den Bäumen das dösige Trillern von Pellatas und Manolliumvögeln, die vor dem Schlafengehen ein letztes Mal ihr
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