Callista 01 - Palpatines Auge
tollwütig ansprang, überstieg mühevoll den Leichnam und hastete hinein. Er eilte hindurch, sprang auf der anderen Seite zur Tür hinaus, ehe sie sich, plötzlich aktiviert, schließen konnte, rollte sich auf dem Fußboden ab. Einen Moment später wäre er in dem Raum eingesperrt gewesen.
In dem Korridor, in den er gelangt war, herrschte überwiegend Finsternis. Seitlich an der Decke bildeten winzige orangene Arbeitsleuchten eine ununterbrochene dünne Linie. Mühsam richtete Luke sich auf, rang um Atem, klammerte sich an den Stab. Sein Bein schmerzte, als ob ihn mit jedem Herzschlag die Axt neu träfe.
Der Wille, dachte er. Das Lichtschwert wog schwer in seiner Hand, gegenwärtig inaktiv, konnte aber in Sekundenschnelle reaktiviert werden. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Wille ihn erneut zur Lasersperre irgendeines Aufgangs oder zurück in die Arme der Tusken-Reiter dirigierte.
Schon ertönte in der Nähe wieder ihr Geheul. Dem Klang nach mußten es eine ganze Menge sein. Mit den Machtsinnen erkundete Luke den Korridor. Geschlossene Türen. Keine Schächte. Keine Abdeckplatten.
Da öffnete sich mit einem Mal auf halber Länge des Korridors eine Tür.
Sie fauchte nicht, öffnete sich nicht ruckartig, anders als man es von Türen kannte. Das Knarren klang eher, als ob jemand zum Öffnen angestrengt eine Handkurbel benutzte. Ein etwa dreißig Zentimeter langer Spalt ungleichmäßiger, schmutzig-orangener Notbeleuchtung erschien. Dann verharrte die Tür.
Luke betrachtete die Druckschutztür, die den Korridor am einen Ende verschloß, spähte in die Dunkelheit am anderen Ende, in der das Geschrei der näherrückenden Tusken gellte. Dazwischen steckte er, außer Atem, lahm, ein leichtes Opfer…
Und da glomm dieser ungleichmäßige Streifen orangefarbenen Lichts.
Und er spürte eine Stimmung des Wartens, die ihm aus dem Dunkel entgegenhauchte, ähnlich wie er seit einer Weile die aufdringliche, gespannte Beobachtung eines unsichtbaren Geists bemerkte.
Seltsamerweise fühlte er von der Tür keine Bedrohung ausgehen.
Er trat näher. Durch die Öffnung sah er die dunklen, abgeschalteten Konsolen eines Geschützdeck-Batteriekontrollraums, halbkreisförmige Pulte, glänzende schwarze Flächen und düstere Schatten.
Inzwischen schwiegen die Tusken. Doch Luke zweifelte nicht daran, daß sie sich heranschlichen.
In der Stille konnte er ganz leise, kaum vernehmlich, die nahezu gewisperten Zeilen einer Melodie hören.
»Sie hielt Lerche, Habicht und für den Vogelklang
auch einen Singvogel, der ihr im Dunkeln sang…«
Über die Schulter schaute Luke sich um und lauschte ins Finstere. Dann huschte er lautlos durch den Türspalt.
Sie schloß sich hinter ihm.
Einige Augenblicke lang drang ausschließlich das Geräusch des eigenen Atmens an Lukes Ohren. Dichte Schatten ballten sich um ihn, verbargen die andere Seite des langen Kontrollraums wie ein undurchsichtiger Vorhang. Gleich darauf hörte er aus dem Korridor hinter der Wand das leise Scharren von Metall auf Metall und flinkes Sausen von Füßen.
Luke lehnte sich gebeugt auf die nächststehende Konsole und hielt das Lichtschwert, noch deaktiviert, in der Faust bereit.
Durch die Wand gedämpft, hörte er die rauhen Stimmen der Tusken, ihre Keulen längs des Korridors gegen geschlossene Türen donnern. Wenigstens sechs waren es. Falls sich die Tür wieder öffnete, konnte er voraussichtlich zwei bis drei töten; allerdings brauchten sie, um ihn zu erledigen, nur durch die Tür zu schießen.
Er schaute sich im Dunkel des Kontrollraums um. Sogar die Sessel waren auf dem Boden festgeschraubt.
Die Tür erbebte unter Keulenschlägen, hielt jedoch stand.
Falls der Wille die Absicht hegte, sie zu öffnen, hinderte ihn anscheinend irgend etwas daran.
Luke wurde bewußt, daß der Wille ihn praktisch hier gefangengesetzt hatte. Er brauchte, um Luke zu eliminieren, den Geschützbatterie-Kontrollraum lediglich für immer verschlossen zu lassen.
Es kehrte wieder Stille ein, zog sich hin. In Lukes Bein schwoll der Schmerz an. Jetzt war tief innen das Brennen einer Infektion unverkennbar zu spüren. Er beließ die Machtsinne auf die Umgebung ausgeweitet, konzentrierte die Aufmerksamkeit auf den Korridor, während er das Isolierband von dem ins Bein des Overalls geschnittenen Schlitz wickelte und ein Perigenpflaster mit einer neuen Dosis des Analgetikums auf den Oberschenkel klebte.
Mittlerweile war sein Perigenvorrat bedrohlich geschrumpft. Aber er
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