Callista 02 - Der Todesstern
überhaupt noch wußten, wie man sie einsetzte. Nach der Attacke seiner Flotte würden sie sich wünschen, besser für ihre Verteidigung gesorgt zu haben.
»Schnell und einfach«, brummte er. Seine Armmuskeln schmerzten bereits, aber er machte mit seinen Übungen weiter und strengte sich sogar noch mehr an.
Nachdem er die Schlacht eine halbe Stunde lang verfolgt hatte, nahm Cronus wieder Verbindung mit den anderen Schiffen auf. »Wir müssen uns beeilen«, erklärte er. »Es stehen noch eine Menge anderer Ziele auf unserer Liste.«
Am Ende seiner Nachmittagsschicht verließ ein besorgter Dorsk 82 die Klonfabrik, so wie er es immer tat, während Dorsk 80 Überstunden machte, um den Verlust von Dorsk 81 auszugleichen – so wie er es immer tat. Vorhersagbarkeit war beruhigend. Auf Khomm lebte jedermann nach diesem Motto.
Aber der jüngere Klon mußte immer wieder an die warnenden Worte seines Vorfahren Dorsk 81 denken. Was war, wenn sich das Imperium doch entschlossen hatte, ihre friedliche Welt anzugreifen? Aber aus welchem Grund? fragte er sich. Was hätten die Imperialen davon?
Er wußte, daß Kaell 116 und die anderen politischen Führer dieses Problem sorgfältig analysieren und eine Lösung finden würden. Es war ihr Beruf. Ihre einzige Aufgabe bestand darin, derartige Entscheidungen zu treffen. Der junge Dorsk 82 glaubte an das Khomm-System. Es hatte jahrhundertelang perfekt funktioniert. Er hatte keinen Anlaß, es in Frage zu stellen.
Einen Moment später regnete Feuer vom wolkenverhangenen weißen Himmel. Die identischen Gebäude gingen in Flammen auf, und die zerstörerischen Energiestrahlen verwüsteten das perfekte Gitternetz der durchorganisierten Stadt. TIE-Bomber dröhnten über die Köpfe der geklonten Passanten hinweg und erfüllten sie mit Angst und Schrecken. Die Maschinen warfen Protonenbomben ab, die mit einem Schlag ganze Blocks in Schutt und Asche legten. Flammen loderten himmelwärts, als Treibstofftanks und hölzerne Baudenkmäler in Brand gerieten.
TIE-Jäger stürzten vom Himmel, feuerten aus ihren Laserkanonen und töteten die panikerfüllten Nichtmenschen, die aus ihren Häusern flohen und ziellos durch die Straßen irrten.
Dorsk 82 floh in eine schmale Gasse zwischen zwei Gebäuden. Eine unkluge Reaktion, nahm er an, denn überall um ihn herum stürzten Häuser ein. Der Schock und das Grauen lähmten ihn. Dorsk 81 hatte recht gehabt! Khomm hatte keine Notfallpläne, keine Verteidigungseinrichtungen – und keine Chance.
Über den Gebäuden explodierte eine Protonenbombe wie eine riesige erbarmungslose Faust, die die Mauern zerschmetterte. Dorsk 82 warf sich zu Boden und erwartete, jeden Moment unter den Trümmern begraben zu werden – aber die Steinblöcke verkanteten sich wie durch ein Wunder und bildeten ein schützendes Dach. Staub rieselte auf ihn herab und Steinsplitter bohrten sich in seine glatte Haut. Er vermutete, daß ein oder zwei Rippen gebrochen waren – eine neue Erfahrung in seinem behüteten und vorhersagbaren Leben –, aber er preßte sich an den Boden und wartete, während um ihn herum das Chaos tobte und eine Ewigkeit anzuhalten schien, obwohl er wußte, daß seit Beginn des Angriffs nicht einmal eine Stunde verstrichen war.
Als er versuchte, sich aus dem Schutt und den Mauerbrocken hervorzuwühlen, setzte der physische Schmerz ein. Er hatte Prellungen und Abschürfungen, Blutergüsse und Schnittwunden erlitten… aber er lebte . Er bahnte sich einen Weg durch das Geröll und blinzelte schließlich in die trübe, rauchverhangene, von orangenen Flammen umzüngelte Nachmittagssonne.
Er war wie betäubt. Er sah die Verwüstung, ohne ihr wahres Ausmaß auch nur erahnen zu können. Die Klonfabrik hatte sich in eine rauchende Masse aus geschmolzenen Trägern und Kristallstaub verwandelt – mehr war von den breiten Fenstern, die einst so hell in der Sonne geglitzert hatten, nicht übriggeblieben. Öliger Rauch stieg zum Himmel auf, wie ein anklagender Finger, der auf die imperialen Schiffe hoch im Orbit deutete.
Der alte Dorsk 80 hatte sich in der Klonfabrik aufgehalten, und der jüngere Klon stolperte apathisch durch den Schutt und suchte ohne Hoffnung nach einem Überlebenszeichen seines Vorfahren.
Benommen dachte er an die furchtbaren Konsequenzen dieser Katastrophe. Die Verwüstung seiner gesamten Heimatwelt, die Zerstörung der Klonfabrik – wie sollten sie jetzt nur weiterleben? Wie konnte seine Zivilisation nach diesen entsetzlichen Verwüstungen
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