Callista 03 - Planet des Zwielichts
Mauerbrüstung, an der Callista saß. Sie hatte der jüngeren Frau von ihrem Traum erzählt und von der Angst, die sie seither nicht mehr losgelassen hatte.
»Ich möchte, daß sie glücklich sind«, erklärte sie und lehnte ihre Wange an einen rostigen Metallträger. »Ich möchte, daß sie Kinder sein können, daß sie sich möglichst lang ihre Unschuld bewahren. Aber ich weiß natürlich auch, daß sie nicht jedem Weg folgen können, den sie einschlagen wollen. Bei den Kräften, die die Macht ihnen verleiht, muß ich sie lehren, Lüge und Wahrheit zu unterscheiden, nach Gerechtigkeit zu suchen, so wie mein Vater… so wie Bail Organa nach Gerechtigkeit gesucht hat. Ich muß… ich muß die nächste Generation vor ihnen schützen, so wie ich diese Generation vor mir schützen muß.«
Sie blickte auf die Frau herab, die an die Brüstung gelehnt reglos dasaß, und erkannte in den Augen der verlorenen Jedi, in denen sich das Sternenlicht spiegelte, daß sie verstand, was sie meinte – daß auch sie die dunkle Angst begriff, die ihr Traum in ihr ausgelöst hatte.
»Um diese Generation vor dir zu schützen«, sagte Callista mit sanfter Stimme, »mußt du das Wesen der Jedi zu dem deinen machen, Leia. Nicht davor fliehen. Luke hat recht.«
Sie erhob sich jetzt zu ihrer vollen hochgewachsenen, schlanken Gestalt, und ihr rotes Gewand wirkte im Schimmer der Sterne und dem fahlen Leuchten, das die Steine reflektierten, beinahe schwarz. Die Nächte auf Chorios, wo es keine wärmenden Ozeane gab, waren unglaublich kalt, selbst wenn es – wie jetzt – Sommer war. Leia schob ihre in Handschuhen steckenden Hände in die Achselhöhlen und fragte sich, wie die Theraner diese Kälte Nacht für Nacht im Freien unter den offenen Sternen ertragen mochten.
»In Hweg Shul gibt es eine Frau namens Taselda, eine Jedi-Adeptin von niederem Rang, die vor Jahrhunderten auf diesen Planeten kam so wie ich hierher gekommen bin – und Einfluß gewinnen wollte.«
»Beldorion sprach von ihr«, nickte Leia. »War er ihr Partner?«
»Sie kamen gemeinsam her. Inzwischen ist viel Zeit vergangen, und sie haben sich selbst, einander und jeden anderen belogen, daher weiß ich nicht genau, was sich damals wirklich zugetragen hat. Sie waren beide Adepten, aber ihre Kräfte waren nicht sehr ausgeprägt. Nur einer von beiden besaß die Ausbildung, ein Lichtschwert anzufertigen, aber ich weiß nicht, ob das Beldorion oder Taselda war. Ich glaube, mittlerweile ist keiner von beiden mehr dazu in der Lage, sie nicht und er auch nicht. Genau wie ich kamen sie auf diese Welt, um eine bequeme Antwort zu finden.«
»Ich wußte nicht, daß überhaupt Hutts mit starken Kräften in der Macht geboren werden.«
»Unterschätze die Macht nicht, Leia«, sagte Callista. »Jeder… jedes Lebewesen kann in ihrem Licht geboren werden. Auf dem Planeten Dagobah gibt es einen Baum, der stark in ihr ist. Seeschnecken in den Ozeanen von Calamari nutzen die Macht dazu, Plankton aufzunehmen, bis sie größer als Sternjäger geworden sind. Aber sie verfügen nicht über die nötige Sensibilität, um die Macht für mehr zu nutzen. Und das ist auch gut so.«
Sie seufzte.
Leia fiel es plötzlich wie Schuppen von den Augen: »Du warst die Sklavin, von der Liegeus gesprochen hat, nicht wahr? Die Beldorion an Dzym verkauft oder gegen etwas anderes getauscht hat.«
Callista stand so lange wortlos und stumm, daß Leia sich bereits sorgte, sie könnte sie verärgert haben. Aber schließlich nickte sie. »Und vorher war ich Taseldas Sklavin. Ich habe das aus freien Stücken zugelassen, weil ich so hungrig und so verzweifelt war. Sie hat mich ausgenutzt, so wie Beldorion mich ausgenutzt hätte, falls ich von Nutzen gewesen wäre. Er hätte dich ebenso mißbraucht.«
Leia nickte wieder. Der Schmerz, den sie in Callistas Gesicht sah, war furchteinflößend, und sie spürte erneut wie die Wut in ihr aufstieg, diesmal nicht allein auf Ashgad, sondern auf jeden von ihnen: Beldorion, die Rationalisten, Mufti Getelles – alle, die nur ihr eigenes armseliges Ziel verfolgten, dabei Leben zerstörten und keinen Sinn für irgend etwas außerhalb ihrer eigenen Wünsche hatten. Aber diese Wut war so absurd wie eine Schicht brüchigen Eises über einer versiegten Quelle endlosen Leids.
»Solange man mich so manipulieren kann«, fuhr Callista fort, »solange man mich ausbeuten kann, solange ich nicht selbst über die Kräfte der Macht verfüge, bin ich ein idealer Kandidat für die Dunkle
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