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Callista 03 - Planet des Zwielichts

Callista 03 - Planet des Zwielichts

Titel: Callista 03 - Planet des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hambly
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hilflosen Mann einzuschlagen, und Liegeus wußte es. Er zuckte zusammen, machte aber keine Anstalten, einen Schlag abzuwehren.
    Luke atmete tief durch und erinnerte sich daran, wie er inmitten der Drochs beinahe gestorben war, erinnerte sich an Dzym, an das Blut und den braunen Schleim um seinen monströsen Mund, und Mitgefühl verdrängte seinen Zorn. »Nein«, sagte er leise. »Was hätten Sie schon tun können?«
    Die Macht, dachte er. Das schmutzige Echo der Macht, das ich in Dzym gespürt habe.
    Und dann fragte er langsam, beinahe gelassen: »Was ist mit ihr geschehen?«
    »Sie ist entkommen. Ich habe Beldorion und Dzym belauscht. Ich habe ihr gesagt, worauf die beiden sich geeinigt hatten. Sie ist in jener Nacht entkommen. Ich weiß nicht, was nachher aus ihr geworden ist. Sie war… sehr verbittert.«
    Luke spürte, wie sein Atem heftiger ging. »Ich muß sie finden«, sagte er leise. »Ich muß ihr sagen…«
    Er sprach den Satz nicht zu Ende. In der leblosen Stille des Canyons flackerten irgendwo in der Ferne Bodenblitze, wie Echos des winzigen künstlichen Feldes, in dem sie saßen.
    »Ihr was sagen, mein Freund?« erkundigte sich Liegeus mit sanfter Stimme. »Daß Sie sie lieben? Das weiß sie. Daran hat sie nie gezweifelt.«
    »Sie haben mit ihr gesprochen?«
    Er bewegte den Kopf ein wenig. Ja. Schmale Hände, die über der Brust gefaltet waren.
    »Dann wissen Sie, daß ich sie sehen muß.«
    »Glauben Sie, sie hält so wenig von Ihnen, daß sie meint, Sie würden sich gegen sie wenden, nur weil es ihr an Kraft mangelt?« Seine Stimme kam müde und körperlos aus der Dunkelheit. »Vor vielen Jahren habe ich eine Frau geliebt – eigentlich ein Mädchen. Sie war sehr jung. Es war… wie nichts, was ich vorher oder nachher erlebt habe. Manchmal hatte ich beinahe das Gefühl, als wären wir Bruder und Schwester, zwei Hälften desselben Ganzen. Und dann schien es mir wieder, als würde unsere Leidenschaft die Welt wie ein Flammenschein erleuchten. Ich kann es nicht erklären, wenn Sie es nicht selbst schon empfunden haben.«
    »Ich habe es empfunden«, flüsterte Luke.
    »Sie war ein Wanderer wie ich. Sie wollte wissen, was hinter den Sternen lag. Wie ich verstand sie sich auf den Umgang mit Maschinen und Werkzeugen. Ein wenig zynisch veranlagt wie ich, aber mit einem Herzen voller Leidenschaft. Aber sie hatte ihren eigenen Weg gewählt. Ich glaube nicht, daß sie mich je weniger geliebt hat, aber es war ein Weg, auf dem ich ihr nicht folgen konnte. Versucht habe ich es. Aber manchmal… muß man sie gehen lassen.«
    »Nicht diese.«
    Nicht Callista.
    Nicht das eine in seinem Leben, das er wirklich gewollt hatte… daß er mehr als alles andere gewollt hatte. Die Worte bereiteten ihm Mühe. »Ich kann es nicht.«
    »Nun, jeder Fall ist anders.« Liegeus’ tiefe Stimme war so schwach, daß Luke es riskierte, den Leuchtstab an seiner zerfetzten Flugkombination einzuschalten, um die Fingerspitzen und Augenlider des Philosophen überprüfen zu können. Sein Puls war schwach, aber gleichmäßig, sein Atem langsam und kraftlos.
    »Ich bin ihr gefolgt.« Unter den verfärbten Lidern bewegten sich Liegeus’ Augen, als könnte er immer noch ihr Gesicht sehen. Er runzelte die Stirn. »Ich Narr dachte, ich wäre der einzige, der sie das jemals würde lehren können, was sie meiner Meinung nach in diesem Leben lernen mußte, der einzige, der ihr das geben könnte, was sie für jenen langen gewundenen Weg der menschlichen Existenz braucht. Und indem ich mich so an sie klammerte, habe ich es nur geschafft, ihr schrecklich weh zu tun.«
    Luke sagte nichts. Er sah Callistas Gesicht im Morgenlicht des Tempelturms von Yavin 4 und hörte die Stimmen der Adepten, die mit dem Bildtank spielten, wie sie es ihnen beigebracht hatte.
    »Am Ende«, sagte Liegeus, »habe ich begriffen, daß ich ihr keinen größeren Liebesdienst erweisen konnte, als sie gehen zu lassen, damit sie ihren eigenen Weg suchen konnte.
    Wahrscheinlich war es eitel von mir, daß ich glaubte, ich sei der einzige Führer, den sie je haben oder brauchen würde, und zu glauben, daß sie die einzige war, die ich je lieben würde, war genauso unvernünftig.«
    Luke blieb eine Weile stumm, und seine ganze Seele schrie das Leid der schrecklichen Finsternis während der letzten acht Monate hinaus. Schließlich flüsterte er: »Und war sie das?«
    Liegeus lächelte und umfaßte kraftlos Lukes Handgelenk. »Ich glaube, die menschliche Fähigkeit zu lieben ist zu groß,

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