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Callista 03 - Planet des Zwielichts

Callista 03 - Planet des Zwielichts

Titel: Callista 03 - Planet des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hambly
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ein schroffer Wind aus dem Westen peitschte die beiden Männer, so daß ihr auf dem Luftkissenprinzip basierendes Fahrzeug unentwegt hin und her geschleudert wurde. Während sie noch mit den Tauen kämpften, verhedderte sich Luke mit dem Hosenbein an einer Strebe des 74ers und riß sich die Haut darunter auf. Als er die Verletzung betasten wollte, berührten seine Finger etwas, das sich wie eine harte, runde Plastikkapsel anfühlte, und als er den Stoff in die Höhe zog, entdeckte er an der Wade eine kleine Schwellung, einen winzigen Hügel. In der Mitte wölbte sich eine kleine Kuppel aus harten, purpurbraunen Chitin – unverkennbar die Flügelkuppe eines stecknadelkopfgroßen Insekts, das vor seinen Augen im Fleisch verschwand. Mit einem wütenden Aufschrei kniff sich Luke ins Fleisch und drückte das Ding wieder heraus. Die widerwärtige, mit seinem Blut beschmierte harte Kuppel verlängerte sich zu einem noch widerwärtigeren Unterleib, der vielleicht einen Zentimeter lang war und in einem harten kleinen Kopf und einem Ring winziger, mit Dornen versehener Beinen endete. Das Insekt drehte sich sofort unter seinem Daumen weg und versuchte sich in seine Fingerkuppe zu bohren. Luke schnippte es weg und hörte, wie es hart von einem Felsbrocken abprallte und unter dem nächsten Stein Deckung suchte.
    »Pfui!« rief Luke aus und zog sein Hosenbein noch etwas höher. Die Wade war mit winzigen geröteten Schwellungen und verblassenden rosa Flecken übersät, wo die Käfer bereits angefangen hatten, sich ins Fleisch zu bohren.
    »Verschwenden Sie keine Zeit mit ihnen«, riet Arvid von der anderen Seite des Gleiters. Er schlang einen letzten Knoten und kletterte dann über die Heckflossen auf Lukes Seite hinüber. »Wahrscheinlich haben Sie sich die Biester im Schatten beim Wasser zugezogen.« Er zog den rechten Ärmel hoch und zeigte Luke wenigstens vier Schwellungen am Unterarm; in einer davon war der harte kleine Insektenschwanz gerade im Begriff, unter der Haut zu verschwinden. Er drückte das Ding mit einer fast beiläufigen Bewegung heraus, schnippte es auf den Boden und zermahlte es mit dem Absatz zu einem kleinen roten Fleck, als es wieder auf seinen Fuß zukriechen wollte.
    »Sie sind ziemlich widerlich, aber sie gehen einfach ein und werden absorbiert. Es gibt Geschichten von Kristalljägern, denen im Ödland das Essen ausgegangen ist, und die dann ihre Hände in Löcher gesteckt haben, um genügend Drochs zu absorbieren und auf diese Weise wieder Energie zu bekommen, um es bis zur nächsten Ansiedlung zu schaffen. Ich hätte dazu keine große Lust.« Er schnitt eine Grimasse.
    »Drochs?«
    Arvid nickte. »Es gibt sie überall auf diesem Planeten, und ich meine wirklich überall. Sie vermehren sich so schnell, daß einem Sandkarnickel im Vergleich dazu wie elamposnianische Mönche vorkommen. Jeder hier hat Bisse. Das Sonnenlicht bringt sie um. Sie müssen einfach zusehen, daß Sie so sauber wie möglich bleiben, sollten sich aber keine Sorgen machen.«
    Luke erinnerte sich an einige der besonders widerwärtigen – aber völlig harmlosen – Angehörigen der Fauna von Dagobah, die in Yodas Wohnung Krümel gefressen hatten, und kam zu dem Schluß, daß Arvid vermutlich recht hatte.
    Fünfzehn oder zwanzig Minuten später, als der Gleiter mit seiner Huckepackladung das glitzernde Kristallabyrinth hinter sich gelassen und die Ebene erreicht hatte, wo noch die Brennspuren von Lukes Bruchlandung zu sehen waren, schob dieser seinen Ärmel wieder hoch. Nur noch ein paar rosa Flecken waren zu sehen. Er kniff sich an einer der geröteten Stellen vorsichtig und suchte nach irgendwelchen Fremdkörpern, fand aber nichts. Mit seinem Bewußtsein – mit den Techniken, zu denen ihn die Macht befähigte – erforschte er die Moleküle, das Wasser und die Lebensenergie des Muskelgewebes selbst und fand nur die wenigen bereits im Verschwinden begriffenen Spuren eines fremden Energiefeldes, das, während er es beobachtete, zuerst mit seinem eigenen Körper verschmolz und schließlich ein Teil davon wurde.
    Von dem B-Flügler war praktisch nichts zurückgeblieben. Schleifspuren, ein paar verkohlte Stellen, eine glatte Fläche aus geschmolzenem Kies, wo der Reaktorkern geplatzt war – selbst der massive Zylinder des Reaktors war verschwunden. Das, was Luke als die »Weichteile« des Schiffes betrachtete, war im weiten Umkreis verstreut: die Sitzpolsterung, ein paar Plastikfragmente, Isolierstoff, der beim Absturz zerschmolzen war.

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