Callista 03 - Planet des Zwielichts
zertrampelt. Die Blerds hatten sich häufig zu den Alcopays der Oldtimer gesellt, die in dem Durcheinander ebenfalls entkommen und von Parasiten befallen worden waren, die den empfindlicheren Blerds gefährlich werden konnten. Daher war es kein Wunder, daß Luke, als er am Nachmittag zu Umollys Haus gegangen war, ein Dutzend Auseinandersetzungen zwischen den beiden Fraktionen der kleinen Ansiedlung beobachtet hatte.
Am Morgen hatte ihm Tante Gin mitgeteilt, daß sich die beiden Männer, die verletzt worden waren, als ihr Schmelzer umstürzte, immer noch in kritischem Zustand im Krankenhaus von Hweg Shul befanden. Eine Frau, die sich in die Obhut der Oldtimer-Heilerin von Ruby Gulch begeben hatte – die, so wie es sich anhörte, die Macht benutzte, um Menschen zu kurieren –, war unter heftigen Erstickungsanfällen gestorben, als die sanfte Psionik der Kunst der Heilerin plötzlich ausgesetzt hatte.
Das alles war sein Werk. Der Gedanke machte ihn vor Schuldgefühl ganz krank.
»Sie haben gesagt, die Oldtimer würden über Macht-Stürme sprechen.«
»Nur daß ihre Großväter und Großmütter ihnen erzählt hätten, daß sie früher an der Tagesordnung gewesen seien.« Die schmächtige, kleine Prospektorin ließ sich vorsichtig auf der obersten Stufe nieder; sie schien bereit, sofort in die Höhe zu springen, falls der Bodenblitz unter ihr Anstalten machte, an den Tragestützen emporzukriechen. Luke setzte sich neben sie. »Die letzten Stürme haben sich vor zweihundertfünfzig, dreihundert Jahren ereignet, und selbst die Lauscher kennen keine Geschichten darüber, wie sie angefangen haben oder um was es sich dabei in Wirklichkeit gehandelt hat. Nur daß die Lauscher sagen, daß sie alle in einem Zeitraum von höchstens hundert Jahren stattgefunden haben. Vorher hat es nie welche gegeben.«
Luke überlegte stumm. »Wäre es möglich…? Haben die Oldtimer je davon gesprochen, daß es irgendwelche… Lebewesen gibt, die auf dieser Welt leben? Unsichtbar vielleicht? Oder versteckt, irgendwo in den Bergen? Irgend etwas Lebendiges, das die Stürme und Blitze verursachen könnte?«
Umolly Darm schmunzelte. »Glauben Sie mir, Pilger, dieser Planet ist von den Grissmath gründlich erforscht worden, ehe sie auch nur eine einzige Menschenseele hier abgesetzt haben. Sie können sich darauf verlassen, daß die nie eine Gefängniskolonie auf einem Planeten errichtet hätten, auf dem auch nur die leiseste Chance bestanden hätte, daß irgendwelche Eingeborenen den Sträflingen helfen könnten. Ich war praktisch überall auf dieser verdammten armseligen Felskugel und habe nie etwas gesehen oder gehört. Selbst die Lauscher werden Ihnen sagen, daß es dort draußen nichts gibt.«
»Was ist dann mit den Stimmen, die sie angeblich hören?«
»Sie behaupten, daß ihre alten Heiligen, Theras und die anderen, zu ihnen sprechen. Es gibt ganz sicher keine unsichtbaren Eingeborenen, die die Macht-Stürme auslösen, ebensowenig wie die Bodenblitze oder die Killerböen, mit denen wir es in der Winterzeit zu tun bekommen, auf Eingeborene zurückzuführen sind. Ich persönlich neige zu der Ansicht, daß es mit Sonnenflecken zu tun hat.«
Sonnenflecken, dachte Luke später, als er von der Bank in Arvids Gleiter aus zusah, wie die weiß verputzten Gebäude, die schwebenden Antigravbälle und die Tarkoffeltürme von Hweg Shul sich immer weiter entfernten. Oder vielleicht ein Jedi, der sich auf dem Planeten niedergelassen und hier einen Schüler ausgebildet hat? Der vielleicht nie begriffen hatte, was die Macht-Stürme verursachte? Oder der es einfach leid geworden war, den Effekt zu kontrollieren?
Ein Jedi, der etwas gelernt hat, was bisher niemand über die Macht wußte?
Als er später in dem Raum über der Taverne mit dem Namen Blaues Blerd des Glücks saß und zusah, wie die grün überwucherten Antigravbälle langsam heruntergezogen wurden, um sie vor dem heftigen Abendwind zu schützen, war er sich der Macht zutiefst bewußt, ihres Gewichts und ihrer Stärke, und wie sie einem die Orientierung nahm und Angst einjagte, ihrer Undurchschaubarkeit. Er konnte die Dinge mit ihrer Hilfe nicht forcieren und nicht nach Callista suchen, und außerdem wußte er nicht, wieviel er mit ihr ausrichten konnte, ohne weiteren Schaden anzurichten.
Aber er mußte Callista finden. Er mußte.
Erneut überwältigte ihn der Schmerz, so wie ein Krebsgeschwür, das an seinen Lungen zehrte, in seiner Kehle fraß, an seinem Herzen. Es hatte bisher noch
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