Callista 03 - Planet des Zwielichts
keinen Tag gegeben, an dem sich der Schmerz darüber, daß Callista ihn verlassen hatte, nicht wie ein Messer in sein Herz gebohrt hatte. Und ohne ihr heiteres Lachen, ohne das amüsierte Funkeln in ihren Augen, ohne den Duft ihres Haars und die Kraft ihrer Arme, wenn sie sich um ihn schlangen, gab es für ihn nur endlose Nacht.
Es gab ein altes Lied, das Tante Beru immer gesungen hatte – eine Strophe davon hallte jetzt in Lukes Bewußtsein nach.
Wenn Sonnen sterben und die Mitternacht dräut,
und Glauben in Verrat verblaßt,
mag die Welt auch Finsternis senden,
die Liebenden finden sich, wenn alle Reisen enden.
Er mußte sie finden. Er mußte einfach.
Die acht Monate, seit die Knight Hammer in einem Flammenmeer auf Yavin 4 herabgestürzt war, waren von einer Finsternis erfüllt gewesen, in der Luke manchmal nicht sicher war, ob er überhaupt weiterleben wollte. Er wußte zwar, daß das Leben noch einen Sinn hatte, daß seine Studenten ihn brauchten, daß Leia und Han und die Kinder ihn brauchten. Aber manchmal wachte er auf und sah einfach keinen Sinn darin, sich von seinem Lager zu erheben; und es gab Nächte, in denen er die Stunden der Finsternis zählte, in dem Wissen, daß ihn am Morgen nichts, aber auch gar nichts erwartete.
Er schloß die Augen und preßte die Hände gegen die Stirn. Ben und Yoda und seine Studien des Holocrons hatten ihn gelehrt, was es mit der Macht auf sich hatte, hatten ihn mit dem Guten und dem Bösen vertraut gemacht, mit der dunklen Seite der Macht und mit der Verantwortung, die er als Jedi tragen mußte. Aber seit acht Monaten war er das Gefühl nicht losgeworden, ganz allein durch die Welt zu wandern.
Seine Gedanken wurden eins mit der Stille des Raumes, entspannten sich, suchten Ruhe, nichts als Ruhe. Er lauschte den Geräuschen der Schankstube unter ihm, hörte das halblaute Schnauben der Blerds in ihren Stallungen irgendwo in der Nähe, roch den chemischen Dunst der Verarbeitungsanlagen, die das Herz der Stadt waren, die staubigen Vorhänge vor dem Transparistahl hinter ihm und die nicht sonderlich sauberen Laken auf dem Bett.
Sein Bewußtsein paßte sich dem fremdartigen Rauschen der Macht an.
Und er fühlte die Anwesenheit eines Jedi.
Ein Jedi war in der Stadt.
8. Kapitel
Sie hatten die Todessaat freigesetzt.
Selbst durch den Nebel, den die Süßblüte in ihr erzeugte, erfüllte sie ein Zorn, der sich zu blinder Wut steigerte.
Vom Geländer ihrer Balkonterrasse aus sah Leia zu, wie einer von Ashgads zahlreichen Synthdroiden langsam, beinahe stockend, auf die größere Terrasse unter ihr hinausging. Sie wußte, daß diese Geschöpfe nicht wirklich lebendig waren, nur von einer Art Quasileben erfülltes Synthfleisch über einem robotischen Skelett – als würde ein Konditor Tortenguß auftragen. Aber als sie die dunklen Flecken der Nekrose im Gesicht und am Hals der Kreatur sah, verspürte sie eine Anwandlung von Wut, in die sich Mitleid mischte.
Die Stimme des Piloten Liegeus – den sie inzwischen für wesentlich mehr als nur einen Piloten hielt – drang weich und tief und geduldig von unten zu ihr herauf. »Sie müssen jetzt jeden Tag um die Mittagsstunde auf diese Terrasse herauskommen und fünfzehn Minuten in der Sonne bleiben. Das ist ein Befehl.«
Er trat weiter auf die Terrasse hinaus, so daß sie ihn sehen konnte; den grauen Labormantel mit den vielen Taschen und das lange von Schmucknadeln zusammengehaltene dunkle Haar. Er war mittelgroß und wirkte neben dem wuchtig gebauten Synthdroiden beinahe schmächtig. Als Ashgad diese Kreaturen bestellt hatte, mußte er den Wunsch verspürt haben, jemanden zu beeindrucken – wahrscheinlich die lokale Bevölkerung –, dachte Leia. Dabei waren die Muskelpakete nur äußerlicher Schmuck, denn ihre hydraulischen Gelenke besaßen die beinahe grenzenlose beängstigende Stärke von Droiden, selbst wenn man sie in Ewokkörper gepackt hätte.
Liegeus nahm die Hand des Synthdroiden, öffnete eine Manschette und untersuchte den Arm. Leia konnte das verfaulende Fleisch riechen.
»Sie sind schnell mit Befehlen bei der Hand«, murmelte die weiche Stimme Dzyms, der im Hintergrund blieb, wo Leia ihn nicht sehen konnte.
Liegeus’ Kopf fuhr herum. Leia konnte jetzt sein Gesicht sehen, wenn er auch zu weit von ihr entfernt war, um sein Mienenspiel bestimmen zu können. Dennoch verspürte sie selbst unter dem benommen machenden Einfluß der Droge, daß er Angst hatte. Auch aus seiner Stimme konnte man die
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